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Tod am Laacher See

Tod am Laacher See

Titel: Tod am Laacher See
Autoren: Hans Juergen Sittig
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anscheinend nicht erkannt. Du trägst ja auch kein
verräterisches Parfum, dachte Wärmland. Er schmunzelte bei dem Gedanken, dass
sie sich vielleicht beide gleichzeitig am Duft wiedererkannt hätten, wenn er
denn ein Männerparfum benutzen würde, und folgte einem spontanen Impuls.
    »Die sehen ganz ordentlich aus«, hörte er sich sagen, selbst ein
wenig überrascht über seine Kühnheit. »Wir sollten sie aber anprobieren, bevor
wir damit die Alpen überqueren.«
    Sie drehte langsam ihren Kopf in seine Richtung, und Wärmland konnte
ihre Augen sehen. Er glaubte, so etwas wie Überraschung und leichte Empörung
darin erkennen zu können. Möglicherweise angereichert durch eine Prise
Amüsement.
    »Ich wusste gar nicht, dass diese angesehene Firma Türsteher
beschäftigt, die arglose Passanten auf eine schmierig-vertraute Art zum Kauf
animieren sollen«, sagte sie, nachdem sie ihr Erstaunen überwunden hatte.
    »Harte Worte, gnädige Frau«, beklagte sich Wärmland. »Vor allem das
›schmierig‹ trifft mich doch sehr. Es ist ein Modellversuch, an den sich alle
Seiten wohl erst noch gewöhnen müssen. Wenn Sie in einer Woche wiederkommen,
werde ich so gut sein, dass Sie gar nicht mehr merken, wie ich Sie
schmierig-vertraut zum Kauf animiere.«
    Sie lächelte. Wärmlands verletzte Türsteherseele nahm einen
wohltuenden warmen Hauch von Sympathie wahr. Gleichzeitig wuchs sein Mut.
    »Außerdem sollten Sie bei Ihrer Beurteilung berücksichtigen, dass
ich selbst als Prototyp schon erste Erfolge verzeichnen kann. Heute bin ich zum
Beispiel auf Krankenschwestern programmiert. Und es funktioniert.«
    Sie hörte sofort auf zu lächeln, und Wärmland bereute schon sein
keckes Spiel. Doch sie war nicht verärgert über sein Vorpreschen, sondern
schaute ihn ernst an.
    »Wir kennen uns irgendwoher, nicht wahr? Aber ich weiß nicht mehr,
woher.« Sie wirkte irritiert.
    »Es war kein schöner Anlass, der uns zusammengeführt hat«, erklärte
Wärmland mit einem entschuldigenden Unterton.
    Jetzt nickte sie, als wäre es ihr wieder eingefallen.
    »Der Motorradunfall. Jetzt weiß ich es wieder. Sie waren der
Polizist, der zuerst beim Opfer war.«
    »Und Sie sind dazugekommen«, bestätigte Wärmland. Trotz des
traurigen Anlasses hatte er nun das Gefühl, dass sie durch diese kleine
gemeinsame Lebensgeschichte miteinander verbunden waren.
    »Es war ein schrecklicher Moment«, sagte sie und senkte den Blick,
als würde sie noch einmal von denselben Gefühlen erfasst.
    »Ja, furchtbar«, pflichtete Wärmland ihr bei. »Ich habe seitdem oft
an diesen Nachmittag gedacht. Ich hatte meinen Sohn dabei, im Wagen, meine ich.
Ich hab ihn allein gelassen, als das passiert ist. Dadurch wurde für ihn alles
noch schlimmer, und ich habe mir deswegen Vorwürfe gemacht. Es war kein schönes
Erlebnis.«
    »Sie haben einen Sohn? Wie alt ist er denn?« Ihr Gesichtsausdruck
war nun offener und heller als noch vor einem Augenblick.
    »Er ist im April dreizehn geworden. Ein ganz lieber Kerl, im Moment
zumindest noch. Demnächst wird er mir in der Pubertät vermutlich die
Bremsschläuche durchschneiden.«
    »Na, so schlimm wird es doch wohl nicht werden«, antwortete sie mit
einem kurzen Lacher. »Es sei denn, Sie sind ein lausiger Vater, der es nicht
besser verdient hat.«
    »Eigentlich nicht. Also kann ich wohl doch noch etwas Hoffnung
haben, dass ich es überleben werde. Kennen Sie sich aus mit pubertierenden
Jungs?«
    »Nein, aber mit pubertierenden Mädchen. Meine Große ist inzwischen
fast siebzehn, ihre jüngere Schwester wird demnächst fünfzehn. Und beide haben
weder mich noch meinen …«, sie stockte kurz, bevor sie fortfuhr, »… ihren
Vater massakriert. Obwohl ich mir genau das manchmal gewünscht habe.«
    »Gnädige Frau, ich muss Ihnen raten, solche Andeutungen besser zu
unterlassen. Sie sprechen mit einem unerbittlichen Kriminalbeamten und
Mordermittler. Jan Wärmland ist mein Name«, sagte er und streckte ihr seine
Rechte entgegen.
    »Ariane Althoven«, antwortete sie artig, nahm seine Hand und
lächelte ihn an. Wärmland fasste das als Ermunterung auf und wagte sich noch
einen Schritt weiter vor.
    »Wenn Sie Zeit für einen Kaffee haben, könnte ich Ihnen vielleicht
noch ein oder zwei Tipps geben, wie Sie vorgehen sollten, damit Ihnen eine
Mordkommission nicht so leicht auf die Schliche kommt.«
    Sie hatte wirklich ein süßes Lächeln.
    »In meiner Situation kann ich so ein verlockendes Angebot unmöglich
ausschlagen. Sie kommen
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