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Tod am Laacher See

Tod am Laacher See

Titel: Tod am Laacher See
Autoren: Hans Juergen Sittig
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gerade zur rechten Zeit. Ich kann mich einfach nicht
zwischen Gift und Sprengstoff entscheiden. Aber es ist besser, wenn ich Sie zu einem Kaffee einlade. Denn das ist schließlich ein
Arbeitseinsatz für Sie.«
    Wärmland willigte ein, und sie schlenderten in Richtung der
Herz-Jesu-Kirche die Löhrstraße hinunter, bis zum Ende der Fußgängerzone. Im
Café Müller ergatterten sie einen Fensterplatz.
    »Die Eisenpfannen-Methode hatte ich übrigens ziemlich schnell wieder
verworfen«, nahm sie den Faden wieder auf. »Damit ist man als Frau doch sofort
verdächtig.«
    »Ganz sicher«, meinte Wärmland verständnisvoll. »Es sei denn, Sie
haben zwei gebrochene Unterarme.«
    »Da das nicht der Fall ist, wäre das definitiv die falsche Methode.
Was würden Sie mir denn empfehlen, so als Fachmann?«
    »Darf ich zunächst einmal fragen, was Ihr … also, was der Vater
Ihrer Töchter ausgefressen hat, dass er mit solch drakonischen Maßnahmen
bedacht werden soll?«
    Ihr eben noch heiteres Gesicht verdunkelte sich wieder ein wenig,
und sie zögerte etwas mit der Antwort.
    »Mein Mann hat uns vor ein paar Monaten verlassen. Er ist zu seiner
Freundin, seiner viel jüngeren Freundin gezogen. Und hält nicht einmal mehr
regelmäßigen Kontakt zu unseren Mädchen. Dabei können sie ja nun wirklich
nichts dafür, dass ihre Eltern sich nicht mehr verstehen.«
    Wärmland nickte. »Aber wenn Sie ihn umbringen, wird er noch größere
Probleme haben, sich um seine Töchter zu kümmern«, gab er zu bedenken.
    »Meistens will ich ja auch gar nicht, dass er tot ist. Nur manchmal,
wenn ich mich allein fühle und mich an die schönen gemeinsamen Stunden erinnere
oder –« Sie unterbrach sich und schaute Wärmland etwas erstaunt von der Seite
an. »Wie machen Sie das nur, dass ich Ihnen, einem völlig fremden Mann, meine
persönlichsten Dinge erzähle?«
    Wärmland lachte. »Das habe ich auf diesem Schmierig-vertraut-Seminar
gelernt. Danach ist man chancenlos meiner Manipulation ausgeliefert.«
    »Könnten Sie mir das beibringen?« Sie grinste schelmisch. »Ich
sollte meinen Schwiegereltern mal eine neue Seite von mir zeigen. Die machen
mich nämlich für alles verantwortlich. Sogar dafür, dass es jüngere Frauen gibt
als mich. Wie finden Sie das?«
    »Für eine Festnahme reicht es nicht aus«, sagte Wärmland und tat,
als würde er grübeln. »Aber ich denke, Sie sollten sich tatsächlich angemessen
zur Wehr setzen. Haben Sie den benötigten Sprengstoff oder das Gift zur
Durchführung Ihrer Pläne bereits daheim?«
    »Noch nicht. Warum fragen Sie?«
    »Haben Ihre Schwiegereltern vielleicht ein Haustier?«
    »Sie haben einen uralten zotteligen Hund, der kaum noch laufen kann
und halb blind ist. Der arme Kerl quält sich nur noch, aber sie wollen keine
Konsequenzen ziehen und ihm das ersparen.«
    »Na, das ist doch perfekt«, meinte Wärmland. »Ich denke, ich weiß
jetzt, wie Sie es machen können. Sie erlösen den Hund von seinem Leid, indem
Sie ihn in die Luft sprengen, was leider auch zum Ableben Ihrer Schwiegereltern
führt. Den Verdacht lenken Sie entweder auf die Vereinigung militanter
Tierschützer oder auf die Vereinigung militanter Tierhaarallergiker. Ich bin
sicher, der Hund wird es Ihnen danken.«
    Sie lachte. »Fehlt nur noch der Sprengstoff. Aber ich wette, auch da
haben Sie schon eine Idee.«
    »Das ist ein ganz neues Kapitel.« Wärmland senkte die Stimme und
sprach in verschwörerischem Ton. »Aber dafür reicht dieses erste konspirative
Treffen nicht mehr aus. Da müssen Sie mich wohl noch mal zum Kaffee einladen.«
    »Ich mag Ihren Humor, Herr Wärmland.« Sie schaute ihn auf eine Art
von der Seite an, dass sich Wärmland so wohl wie schon lange nicht mehr fühlte.
    Ich könnte mich in sie verlieben, dachte er. Bevor er jedoch etwas
erwidern konnte, wurde sie wieder ernst.
    »Wissen Sie, eine verlassene Frau denkt im Schmerz und in der Wut an
alles Mögliche. Aber das Entscheidende ist, dass er seinen Töchtern sehr fehlt.
Das kann ich ihm wirklich nicht verzeihen. So verliebt kann man doch nicht
sein, dass man seine Kinder darüber vernachlässigt.«
    »Ganz sicher nicht.« Wärmland schüttelte den Kopf und dachte an
Stefan. Er konnte sich unter gar keinen Umständen vorstellen, seinen Sohn zu
meiden und nicht für ihn da zu sein. »Vielleicht braucht er ja nur noch etwas
mehr Abstand und Bewusstsein für alle Zusammenhänge.«
    »Er hatte ein halbes Jahr Zeit für eine Bewusstseinsfindung. Meiner
Meinung nach muss das
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