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Tod am Kanal

Tod am Kanal

Titel: Tod am Kanal
Autoren: H Nygaard
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fortsetzen würde, war
ungewiss.
    »Damit haben wir
schon viele wichtige Punkte geklärt«, sagte Christoph diplomatisch.
    Maike blickte ihn
mit großen Augen an. Ihr war anzumerken, dass sie die Zusammenhänge der
Katastrophe, die sich über dieser Familie zusammenbraute, noch gar nicht
verstanden hatte.
    »Wissen Sie eigentlich,
wer auf der Eiderbrücke ermordet wurde?«, fuhr Große Jäger dazwischen, der die
Fragen bisher Christoph überlassen hatte.
    »Ich weiß es nicht«,
antwortete Hauffe müde. »Ich will es auch gar nicht wissen.«
    »In Friedrichstadt
bleibt nichts verborgen. Morgen steht es ohnehin in der Zeitung. Wir haben
vorhin die Mutter des Opfers aufgesucht. Soll ich Ihnen berichten, wie es der
Frau ergangen ist?«
    »Mir reicht, was
über meine Familie hereingebrochen ist. Ich kann nicht auch noch das Päckchen
anderer tragen«, zischte Hauffe den Oberkommissar wütend an.
    »Dann fühlen Sie
keine Verantwortung für das Mordopfer von der Eisenbahnbrücke?«
    »Nein! Ganz
eindeutig nein!« Hauffe schrie fast.
    Benommen hob seine
Frau den Kopf, blinzelte einmal verständnislos in die Runde und ließ ihr Haupt
wieder in die Armbeuge sinken.
    »Sie kennen den
jungen Mann.« Der Oberkommissar war unerbittlich.
    »Nein!«, schrie
Hauffe und hielt sich die Ohren zu.
    »Es ist der junge
Libanese, der immer um Ihre Schule herumgestreift ist. Fouad al-Shara.«
    Plötzlich verdrehte
Maike die Augen und sackte in Zeitlupe vom Stuhl. Ihr Vater konnte sie gerade
noch auffangen, bevor das Mädchen auf den Boden kippte.
    »Da sehen Sie, was
Sie angerichtet haben«, brüllte der Lehrer den Oberkommissar an. »Ist Ihnen jede
menschliche Regung fremd?«
    »Ich glaube es
nicht«, empörte sich Große Jäger. »Da haben wir es mit einem Mörder zu tun, und
der Mann regt sich auf, weil wir ihn verhören?«
    »Genug«, schrie
Hauffe und kniete neben seiner Tochter. Christoph hatte sich ebenfalls
hinabgebeugt und fühlte den schwachen Puls.
    »Es ist eine
Ohnmacht«, sagte er und atmete tief durch, als Maikes Gesicht zuckte und ein
leises Stöhnen über die Lippen kam. Dann öffneten sich die Lippen einen Spalt,
die Lider zuckten unmerklich, und Maike blinzelte ins Licht. Im Zeitlupentempo
öffnete sie die Augen und suchte irritiert die Umgebung ab, bis ihr Blick bei
ihrem Vater hängen blieb.
    Hauffe tätschelte
ihr die Wangen. »Es ist alles gut, mein Kleines. Du musst dir keine Sorgen
machen.«
    Mit Christophs Hilfe
trug er Maike in ihr Zimmer. Der Lehrer deckte seine Tochter wie ein Kleinkind
zu, während Christoph aus dem Wohnzimmer ein Glas Wasser besorgte. Gemeinsam
flößten die beiden Männer Maike einen Schluck Wasser ein. Zuerst ging ein
Zucken durch den Mädchenkörper, dann wurde er von einem Weinkrampf geschüttelt.
    Christoph hatte sich
bis zur Tür zurückgezogen und beobachtete, wie der Vater Maike zu beruhigen
suchte. Er ließ Hauffe Zeit und hörte mit einem Ohr, dass Große Jägers Handy
klingelte. Der Oberkommissar saß immer noch im Wohnzimmer und wechselte mit
einem unbekannten Gesprächspartner ein paar Worte. Nach dem Telefonat kam er
aus dem Raum, stellte sich neben Christoph und wisperte ihm zu: »Es geschehen
merkwürdige Dinge auf dieser Welt. Das war das Kind.«
    »Ist Mommsen schon
wieder im Büro?«, fragte Christoph.
    »Ja. Und dort ist
Jan Harms aufgetaucht. Er war völlig zerknirscht und wollte sich entschuldigen.
Das galt auch für seinen Spezi Nico. Der hat das ausdrücklich aufgetragen. Jan
versicherte, dass Nico noch einmal persönlich zu uns kommen will. Die beiden
haben eingestanden, dass sie ziemlich viel Scheiß gebaut haben. Aber das
Schärfste kommt noch. Jan Harms war nicht allein.«
    Der Oberkommissar
legte eine künstliche Pause ein, um die Spannung zu steigern. »Du glaubst es
nicht. Er hatte einen Kasten Weizenbier dabei. Das ist ein Gruß seines Vaters.«
Große Jäger knuffte Christoph kameradschaftlich in die Seite. Dann zeigte er
auf Vater und Tochter Hauffe. »Was ist mit denen?«
    »Gib ihnen noch ein
wenig Zeit«, sagte Christoph leise, während Hauffe am Bettrand saß und Maikes
Kopf in Händen hielt.
    Nach zwanzig Minuten
atmete das Mädchen ruhig und gleichmäßig. Vorsichtig löste sich der Lehrer und
kehrte, gefolgt von den Beamten, ins Wohnzimmer zurück.
    »Ich glaube, ich
verstehe jetzt ein paar weitere Zusammenhänge«, sagte Christoph. »Kann es sein,
dass Fouad der Vater von Maikes Baby ist?«
    Ganz langsam nickte
Hauffe. »Ich habe es an dem Tag
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