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Tochter des Windes - Roman

Tochter des Windes - Roman

Titel: Tochter des Windes - Roman
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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zusammen.
    Â»Ob es mir wohl schmeckt?«, murmelte ich.
    Â»Herrgott!«, zischte sie. »Wie oft muss ich mir noch diesen blöden Spruch von dir anhören?«
    Â»Ich wollte nur wissen, wie weit du belastbar bist.«
    Â»Wie alt bist du eigentlich?«
    Â»Zweiundvierzig, das solltest du eigentlich wissen.«
    Â»Ich habe ein schlechtes Gedächtnis für Zahlen. Ich weiß nur noch, dass Tobias gekotzt hat.«
    Â»Ach, welch schöne Erinnerung!«
    Sie holte zwei Teller aus dem Schrank.
    Â»Hör bitte mit diesem sarkastischen Ton auf. Wir essen in der Küche, wenn es dir nichts ausmacht.«
    Ich gab ihr einen kleinen Klaps auf den Hintern.
    Â»Ja, Mutter.«
    Sie kicherte.
    Â»Deine Geste ist deplatziert, mein Sohn. Tanja wäre entsetzt.«
    Â»Sie hatte wenig Sinn für Humor.«
    Â»Vermisst du sie?«

    Â»Ich vermisse meine Katze.«
    Â»Sie war nicht deine Katze. Tanja hat Mafalda in die Ehe mitgebracht. Würdest du deine Katze dalassen, wenn du gehst?«
    Â»Auf keinen Fall!«
    Mutter holte Besteck aus der Anrichte.
    Â»Na bitte. Worüber beklagst du dich?«
    Â»Mein Zuhause ist kein Zuhause mehr. Das stört meine Konzentration und meine Leistungsfähigkeit im Beruf.«
    Â»Das Problem ist, dass du immer nur an dich denkst.«
    Â»An wen sollte ich denn sonst denken?«
    Â»An Tanja zum Beispiel.«
    Â»Sie ist weg.«
    Â»Ihr wart ein schönes Paar. Aber kein Zusammenpassendes. Das sah man auf den ersten Blick.«
    Â»Ich habe das nie gesehen.«
    Â»Liebe macht blind.«
    Amalia, die Hände in den Hüften, sah sich in der Küche um.
    Â»Was trinken wir dazu? Rotwein?«
    Â»Aber nur ein Glas. Nach dem zweiten kriege ich Nesselfieber.«
    Sie starrte mich an.
    Â»Seit wann?«
    Â»Seit unserem letzten Urlaub in der Provence. Eine Allergie, meint der Hautarzt.«
    Sie schüttelte ungehalten den Kopf.
    Â»Bei euch muss es ja drunter und drüber gegangen sein. In unserer Familie hat keiner Allergien.«
    Â»Doch, ich.«
    Â»Geh zum Ernährungsberater.«
    Â»Das bringt nichts.«
    Â»Dann zum Analytiker! Mach Akupunktur, lass dich hypnotisieren! Aber jammere mir nicht ständig die Ohren voll.«

    Ich öffnete kleinlaut die Flasche, die sie mir reichte, füllte unsere Gläser.
    Â»Ich benehme mich erbärmlich, zweifellos eine Frage der Veranlagung.«
    Â»Man kann sich an alles gewöhnen. Ich sage das für mich, wohlgemerkt.«
    Sie legte mir vier Krapfen auf den Teller, einen nach dem anderen. Das Apfelkompott duftete herrlich nach Zimt und Zitronenschale. Schweigend verspeiste ich einen Krapfen nach dem anderen. Soweit ich schielend erkennen konnte, hatte Mutter ein kleines Lächeln in den Mundwinkeln.
    Â»Du bist dünn geworden. Du musst ein bisschen zulegen.«
    Â»Das kann ich nur bei dir.«
    Â»Warum sollte ich dich mästen?«
    Â»Weil du meine Mutter bist.«
    Â»Ich sehe noch immer nicht den Grund.«
    Â»Trostsuche«, sagte ich kauend. »Zutiefst regressiv.«
    Â»Womöglich auch noch inzestuös?«
    Â»Ja, zurück in die Mutterlauge.«
    Â»Nein, danke. Ich will dich nicht haben.«
    Sie schob mir noch zwei Krapfen auf den Teller.
    Â»Iss! Es sind noch genug da.«
    Ich verschlang auch noch diese beiden Krapfen, bevor ich den Teller zurückschob. Ich überlegte, ob ich mir nicht doch ein zweites Glas einschenken sollte. Ich ließ es bleiben, die Pickel juckten wie verrückt. Und sorgten obendrein noch für ein ungepflegtes Äußeres.
    Â»Sie will sich scheiden lassen«, sagte ich weinerlich. »Ich glaube, den Gedanken hatte sie schon seit Monaten.«
    Â»Dann hat sie auch bereits einen Anwalt.«
    Â»Damit muss ich rechnen. Ob ich ihr auch Alimente zahlen muss?«

    Â»Die Erwartung, dass sie nichts von dir verlangen wird, ist utopisch. Zum Glück habt ihr keine Kinder.«
    Â»Tanja wollte keine. Später, sagte sie. Zuerst die Karriere.«
    Â»Dann kommst du mit einem blauen Auge davon.«
    Â»Ich sei unzuverlässig, meint sie.«
    Â»Das mag wohl sein. Aber du kannst nichts dafür.«
    Â»Nein? Man kann doch was tun, damit sich das ändert. Ich habe es ehrlich versucht.«
    Â»Das bezweifle ich nicht. Aber Männer sind eben so. Das ist eine Frage der Genetik.«
    Das gab mir doch zu denken.
    Â»Mein Vater auch?«
    Â»Tobias?«
    Sie nippte an ihrem Glas und lachte. Sie hatte ein
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