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Tochter des Glueck

Tochter des Glueck

Titel: Tochter des Glueck
Autoren: Lisa See
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Samantha zeigt, weiß ich, dass ich mir über solche Sachen keine Sorgen mehr machen muss. Meine Tochter wird in dem Wissen nach Los Angeles zurückkehren, dass sie zwei Mütter hat, die sie lieben.
    Und dann ist da noch Z. G. Joy wirft mir einen Blick zu. Zwischen Schwestern gibt es eine stille Kommunikation, aber zwischen Müttern und Töchtern ist sie noch stärker. Joy löst sich von mir, und ich berühre May am Ellbogen.
    »Wir haben noch jemanden dabei«, sage ich.
    Meine Schwester folgt meinem Blick. Sie sieht Dun – einen Mann in einem schlecht sitzenden Anzug im westlichen Stil, die Hände schützend auf die Schultern eines dünnen, aber goldigen kleinen Jungen gelegt, der seltsamerweise einen Geigenkasten im Arm trägt. Neben ihm steht ein großer, schlanker Mann in schäbiger Kleidung mit zu kurzen Hosen. Ein wenig sieht er aus wie ein vom Licht geblendeter Maulwurf. Mays Knie geben nach, doch ich halte sie am Ellbogen fest, um sie zu stützen. Ich gehe mit ihr die kurze Strecke den Hügel hinauf, übergebe sie an Z. G. und trete einen Schritt zurück. Das wird interessant werden.
    Als ich vor drei Jahren nach China aufbrach, fiel mir etwas ein, was meine Schwester einmal zu mir gesagt hatte: Alles kehrt immer zu seinem Anfang zurück. Ich kehrte nach Hause zu meinen Wurzeln zurück, an den Ort, wo ich als Frau so zerstört worden war, wo ich aber den Menschen wiederentdeckte, der ich eigentlich sein sollte – ein Drache, der große Stärke besitzt und verzeihen kann. Ich fand meine Tochter und brachte sie allein durch Willenskraft – durch das Ungestüm des Drachen, vor dem meine Mutter mich immer gewarnt hat – aus China heraus. Ich fand Joy, meine große Freude – und Freude mit Dun und Ta-ming. Jetzt werde ich dorthin zurückkehren, wo mein wahres Zuhause liegt, wie ich glaube: Amerika. Wunder geschehen überall, und als ich sehe, wie meine Schwester – für immer schön, für immer meine kleine Schwester – dem einen Mann in die Augen blickt, den sie je geliebt hat, da weiß ich, dass wirklich alles zu seinem Anfang zurückkehrt. Die Welt öffnet sich wieder, und ich sehe ein glückliches Leben ohne Angst vor mir. Ich betrachte meine Familie – so kompliziert sie auch sein mag – und weiß, dass das Schicksal auf uns herablächelt.

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D ANK
    D ieser Roman hätte aus vielerlei Gründen nicht geschrieben werden können, wären nicht Amy Tan und ihr wunderbarer Mann Lou DeMattei gewesen, die mich eingeladen hatten, gemeinsam mit ihnen in das Dorf Huangcun in der Provinz Anwei zu fahren. Dort wohnten wir in einem Hofhaus aus dem siebzehnten Jahrhundert, das den Namen Zhong Xian Di trägt. Die beiden wiederum waren von Nancy Berliner eingeladen worden, der Kuratorin für chinesische Kunst am Peabody Essex Museum in Salem, Massachusetts. Sie hatte Yin Yu Tang, ein weiteres Hofhaus aus Huangcun, Stein für Stein in das Museum transportiert. Ms. Berliner beantwortete per E-Mail und persönlich zahlreiche Fragen über das Leben in Huangcun und das Hofhaus – in der heutigen Zeit wie während des Großen Sprungs nach vorn. Amys Schwester Tina Eng kam ebenfalls nach Huangcun. Ihre Erzählungen über den Großen Sprung nach vorn, das Leben auf dem Land, die Sehnsucht nach ihrer Mutter und ihre aufschlussreiche Erklärung von hsin yan – Herz Auge – prägten Tochter des Glücks mit. Cecilia Ding, die für das Village-China-Projekt arbeitet, war eine wunderbare Übersetzerin, Informationsquelle und Reisegefährtin. Auch wenn Huangcun vor solchen Tragödien wie in diesem Roman verschont blieb, möchte ich den vielen Menschen dort danken, die uns ihre Geschichten erzählten, uns zeigten, wie sie täglich leben, und uns köstliche Mahlzeiten servierten, von denen viele Eingang in diese Seiten fanden. Ich habe den Ort Huangcun zwar stark verändert, um das Gründrachendorf zu schaffen, aber Besucher werden den Ahnentempel, die Steinbrücken, das Hofhaus und die Schönheit der Landschaft unschwer erkennen.
    1960 lebten etwa zehn Millionen Angehörige von Überseechinesen und heimgekehrte Überseechinesen in China. Während der dreijährigen Hungersnot versuchten zehntausende Chinesen das Land zu verlassen. Viele wurden erwischt und kamen ins Gefängnis oder starben. 1962 gestattete die chinesische Regierung dann 250 000 Menschen, China zu verlassen und nach Hongkong auszureisen. Es gibt Schätzungen, dass sich weitere 700 000 Menschen in der Hoffnung, fliehen zu können, nach
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