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Tochter Der Traumdiebe

Tochter Der Traumdiebe

Titel: Tochter Der Traumdiebe
Autoren: Michael Moorcock
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letzten Endes nach Mu Ooria zurückgebracht werden.
    Die Tochter der Traumdiebin strahlte mich an wie ein unschuldiges kleines Mädchen. »Was ist, wenn der Gral schon immer nach Bek gehört hat? Was, wenn die Off-Moo nur vorübergehend seine Hüter waren? Wenn er sich entschieden hat, nach Hause zurückzukehren?«
    Ich hatte es kaum richtig aufgenommen, als mir schon der nächste Gedanke kam. Drängend wandte ich mich an Elric. »Klosterheim!«, rief ich. »Wir haben seine Kugeln überlebt, weil wir in der Gegenwart des Grals waren, ohne es zu wissen. Der Gral verhindert die Auflösung. Gaynor hätte seinen Zauber nicht wirken können, wenn er den Gral bei sich gehabt hätte. Der Gral ist noch dort - und das bedeutet, dass alle, die in seiner Nähe waren, überlebt haben. Und dies wiederum bedeutet, dass Klosterheim sich inzwischen in den Besitz des Grals gebracht haben kann.«
    Elric zögerte. Ich spürte, dass es ihm widerstrebte, länger in diesem Traum auszuhalten. Er wollte zu Mondmatt zurückkehren und sich seinen Abenteuern in einer Welt widmen, die er besser verstand. Endlich sagte er: »Auch Klosterheim hat es verdient, dass ich mich an ihm räche. Wir fliegen wieder nach Bek.« Er hielt inne und legte mir eine Hand mit den langen Fingern auf die Schulter. In diesem Augenblick war er wie ein Bruder für mich.
    Als wir zum Strand zurückkehrten, warteten die Drachen schon auf uns, als hätten sie gespürt, dass wir sie brauchten. Sie klapperten mit den Schuppen und traten ungeduldig von einem riesigen Fuß auf den anderen. Die Sonne ließ ihre Schuppen in allen Regenbogenfarben aufblitzen. Es waren junge Phoorn, die um die halbe Welt fliegen konnten, ohne müde zu werden. Sie sehnten sich danach, wieder durch die Lüfte zu gleiten.
    Wir rollten unsere skeffla’a auf, sattelten die Drachen und ließen uns in den natürlichen Dellen nieder, in denen auf jedem Phoorn drei Reiter sitzen konnten.
    Ein Murmeln von Elric, der immer noch ein großer Drachenmeister war, und die riesigen Reptilienflügel klatschten und peitschten durch die schwere Luft, klatschten noch einmal und trugen uns mit gleichmäßigen Schlägen, als würden wir über einen See rudern, hinauf in den Nachmittagshimmel. Mit jedem Schlag der mächtigen Flügel wurden wir schneller, die Schwänze peitschten und ringelten sich, um uns durch kräftige Luftströmungen zu steuern. Die Hälse ausgestreckt und die Augen weit aufgerissen, suchten sie vor uns die Wolken ab. Alte Feuer speiende Drachen.
    Wir flogen übers Meer, dann bogen wir nach Osten ab und wieder ging es über sanfte, bewaldete Hügel und Täler zurück nach Deutschland.
    Dieses Mal wählte Elric einen etwas anderen Kurs. Er hielt sich weiter südlich, als ich erwartet hätte. Vielleicht wollte er sehen, wie groß die Zerstörungen im stolzen Zentrum des Empire waren. Auch er begriff, welch widerstreitende Gefühle es auslöste, wenn man sich einem sterbenden Empire verbunden fühlte.
    Doch es gab noch einen zweiten Grund dafür, dass Elric uns durch die Wolken hinunter ins Nachmittagslicht zu der Gegend führte, wo ein Luftkampf tobte. Zwei Spitfire drehten und wanden sich und stiegen mit spuckenden Maschinengewehren hoch, um sich der übermächtigen Meute von Stukas zu erwehren. Die deutschen Flugzeuge waren eigens mit heulenden Sirenen ausgestattet worden, um die tödliche Gefahr, die von ihnen ausging, zu unterstreichen. Überall war das grässliche Geheul zu hören, doch die Spitfire, diese außerordentlich leichten und wendigen Maschinen, wehrten sich nach Kräften.
    Elric rief etwas und lenkte seinen Drachen nach unten. Ich konnte wegen des Windes seine Stimme kaum hören, doch ich folgte ihm. Nach einem äußerst berauschenden Sturzflug drehte Schwarzmaul den langen Kopf herum, kniff die großen gelben Augen zusammen und schnaubte.
    Sie spuckte beißendes Feuer.
    Die Flammen erfassten erst den einen und dann den nächsten Stuka. Flugzeug auf Flugzeug stürzte augenblicklich ab, als die Drachenfrau mit ihrem schrecklichen Atem durch die Staffel flog. Ich sah noch die erstaunten Gesichter der dankbaren Spitfire-Piloten, als sie die Maschinen hochzogen und so schnell wie möglich in den Wolken verschwanden.
    Die wenigen überlebenden Stukas flohen in sichere höhere Luftschichten, doch Elric beachtete sie nicht. Wir flogen weiter.
    Zehn Minuten später erreichten wir einen großen Verband von Junkers-Bombern. Mir wurde bewusst, dass in diesen Flugzeugen meine Landsleute saßen.
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