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Tochter der Insel - Historischer Roman

Tochter der Insel - Historischer Roman

Titel: Tochter der Insel - Historischer Roman
Autoren: Jutta Oltmanns
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zurück.
    »Halt! Ohne mich gehen Sie nirgendwo hin. Ich bin gekommen, um Sie festzunehmen. Ihnen wird Betrug, Fälschung und noch so einiges mehr vorgeworfen. Ich werde mit Ihnen zum Logierhaus gehen, wo Sie Ihre Sachen packen können. Bitte machen Sie keine Schwierigkeiten. Der Dampfer wartet und bringt uns dann in Kürze von der Insel.«
    Gärber starrte den Gendarmen fassungslos an. »Es muss sich um einen Irrtum handeln. Guter Mann, ich bin mir keiner Schuld bewusst. Wer erhebt diese Vorwürfe überhaupt?«
    »Ein Bankhaus, soweit mir bekannt ist. Aber das ist nicht von Belang. Ich habe meine Order. Dieser junge Mann hier hat mich zu Ihnen geführt.« Er wies auf Immo.
    Gärber betrachtete den Schutzmann aufmerksam. »Wissen Sie, dass ich mit dem Großherzog gut bekannt bin. Er hat, wie gesagt, mich und das Seebad unter seine Fittiche genommen. Der Großherzog hält große Stücke auf mich und lässt mir auf der ganzen Insel freie Hand. Was glauben Sie, wird passieren, wenn er erfährt, dass Sie an der Ausführung eines Fehlurteils beteiligt waren? Wie war noch gleich Ihr Name?«
    »Der tut hier nichts zur Sache. Ich führe nur Befehle aus. Und mit Drohungen hat bei mir noch niemand etwas erreicht. Kommen Sie endlich«, gab der Mann unbeeindruckt zurück.
    »Nein!«
    Gärber sagte nur dieses eine Wort. Sein Arm schoss vor und die Faust traf den Gendarmen mitten ins Gesicht. Dieser taumelte und glitt zu Boden. Gärber drehte sich um und wollte fliehen, doch Immo war schneller. Seine Faust schnellte vor und traf Gärbers Nase. Sein Kopf flog zur Seite. Immo packte den Betrüger und hielt ihn fest.
    »Nehmen Sie sofort Ihre schmutzigen Hände von mir!«
    Mittlerweile hatte sich der Schutzmann aufgerappelt. Er gab ein wütendes Knurren von sich und baute sich mit gezogener Waffe vor Gärber auf.
    »Jetzt können Sie den Kerl loslassen.«
    Immo beugte sich zu Gärber vor und sagte leise und deutlich: »Wenn Sie sich noch einmal an Lea vergreifen, dann töte ich Sie!« Er stieß Gärber in Richtung des Gesetzesvertreters. »Bitte bringen Sie diesen Kerl aus meinem Gesichtsfeld!«
    Blut rann in einem dünnen Faden aus Gärbers Nase. Sein Rock war zerrissen und die Haare hingen ihm wirr ins Gesicht. Seine Augen funkelten hasserfüllt.
    »Das wird Ihnen noch leidtun!«
    Der Gendarm ergriff ihn wortlos und zog den fluchenden Kerl mit sich fort.
    Immo umfing Lea erneut. »Mein Gott, wenn er dir nun etwas angetan hätte!«
    Fest drückte Immo Lea an sich und legte seine Wange an ihre. Er stand still und spürte dankbar ihre Nähe. So viel Zeit war vergangen, so viele Monate, in denen Lea weit fort gewesen war. Es war alles seine Schuld. Wie hatte er nur so ein Dummkopf sein können! Immos Finger fuhren über Leas Haar. Er hielt sie mit einer Heftigkeit fest, die ihn erschreckte.
    Du musst es ihr sagen, wisperte eine leise Stimme in ihm.
    Doch eine andere Stimme sagte, dass es keinen Sinn hatte. Wangerooge wird ihr nicht mehr genügen. Du kannst Lea ja wohl kaum bitten, ihr neues Leben aufzugeben, nur um mit dir zusammen zu sein. Ein Anwesen in Italien kam nicht gegen eine bescheidene Kate auf einer kleinen Insel an. Er konnte ihr nichts bieten. Sie hatte einmal von Liebe gesprochen, doch das war lange her. So viel war geschehen. Gefühle änderten sich. Keiner wusste das besser als er!
    Nachdem Lea die Insel verlassen hatte, war ihm ganz allmählich klar geworden, dass sie es war, die er liebte. Carlotta – das war ein schrecklicher Irrtum gewesen. Er hatte geglaubt, sie wäre die Richtige für ihn, und anfangs sogar gemeint, seine Traurigkeit rühre daher, dass sie ihn verlassen habe. Doch jedes Mal, wenn er versuchte, sich an Carlotta zu erinnern, erschien Leas Bild vor ihm. Ihr Lächeln, ihre dunklen Augen spukten in seinem Kopf herum. Endlich musste Immo sich eingestehen, dass es nicht Carlotta war, nach der er sich sehnte. Sie hatte ihm die Freiheit geschenkt, die wahre Liebe zu erkennen. Er wusste plötzlich, dass er ohne Lea nicht leben wollte. Er wollte sie mehr als irgendetwas in seinem Leben.
    Verzweifelt hatte er versucht Lea zu finden. Doch alle seine Nachforschungen waren ohne Ergebnis geblieben. Auf der Passagierliste des Schiffes, mit dem sie nach Amerika gereist war, stand noch ihr Name, doch danach verlor sich Leas Spur. Alle möglichen Gedanken waren ihm durch den Kopf geschossen und wie aufgeschreckte Vögel in verschiedene Richtungen davongeflattert. Anfangs hatte er seine Koffer packen und selbst nach
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