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Tochter der Finsternis: Die Chroniken des Magnus Bane (04) (German Edition)

Tochter der Finsternis: Die Chroniken des Magnus Bane (04) (German Edition)

Titel: Tochter der Finsternis: Die Chroniken des Magnus Bane (04) (German Edition)
Autoren: Cassandra Clare
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werden nicht nach oben zurückkehren, nehme ich an«, bemerkte Grace nüchtern. »Sie wollen mit Mamas Plan nichts zu tun haben.«
    Das war keine Frage und sie klang auch nicht besonders schockiert oder neugierig. Anscheinend fand sie es gar nicht so unvorstellbar, dass Magnus Skrupel haben könnte. Vielleicht hatte das Mädchen ja selbst Gewissensbisse, saß aber mit einer Verrückten in diesem finsteren Haus fest und wurde von Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang mit Verbitterung überschüttet. Kein Wunder, dass sie anders war als andere Mädchen.
    Magnus tat es auf einmal leid, dass er so offensichtlich vor Grace zurückgeschreckt war. Alles in allem war sie doch fast noch ein Kind und niemand wusste besser als er, was es bedeutete, vorverurteilt und ausgegrenzt zu werden. Er streckte die Hand aus und berührte sie am Arm. »Gibt es einen Ort, wo du sonst noch hinkönntest?«
    »Sonst noch?«, fragte Grace. »Wir halten uns größtenteils in Idris auf.«
    »Nein, ich meinte: Würde sie dich gehen lassen? Brauchst du Hilfe?«
    Grace bewegte sich mit solcher Geschwindigkeit, dass sie aussah wie ein Blitz im Musselinkleid. Die lange, glänzende Klinge schien aus ihrem Versteck zwischen ihren Röcken förmlich in ihre Hand zu fliegen. Sie richtete die schimmernde Spitze auf Magnus’ Brust, gleich über seinem Herzen.
    Das war mal eine Schattenjägerin, dachte Magnus. Tatiana hatte aus den Fehlern ihres Vaters gelernt. Sie hatte dafür gesorgt, dass das Mädchen seine Ausbildung erhielt.
    »Ich bin keine Gefangene.«
    »Nein?«, fragte Magnus. »Was bist du dann?«
    Grace kniff die schrecklichen, Ehrfurcht gebietenden Augen zusammen, die wie der Stahl der Klinge funkelten und, da war sich Magnus sicher, kein bisschen weniger tödlich waren. »Ich bin das Schwert meiner Mutter.«
    Schattenjäger starben oft schon sehr jung, sodass ihre Kinder von anderen großgezogen wurden. Das war nichts Ungewöhnliches. Daher war es auch vollkommen normal, dass ein solches Ziehkind seinen Vormund als Mutter oder Vater bezeichnete. Magnus hatte sich darüber noch keine großen Gedanken gemacht. Doch jetzt schoss ihm durch den Kopf, dass es durchaus sein konnte, dass ein Kind so dankbar dafür war, von einer fremden Familie angenommen zu werden, dass seine Loyalität zu dieser Familie unerschütterlich war. Und dass ein Mädchen, das von Tatiana Blackthorn großgezogen worden war, vielleicht gar nicht gerettet werden wollte, sondern stattdessen die Vollendung der finsteren Pläne ihrer Mutter anstrebte.
    »Soll das eine Drohung sein?«, fragte Magnus leise.
    »Wenn Sie uns nicht helfen wollen«, entgegnete sie, »dann verlassen Sie dieses Haus. Es wird bald hell.«
    »Ich bin kein Vampir«, antwortete Magnus. »Ich sterbe nicht, wenn die Sonne aufgeht.«
    »Es sei denn, ich töte Sie noch vor dem Morgengrauen«, bemerkte Grace leichthin. »Wer würde schon einen Hexenmeister vermissen?«
    Auf ihrem Gesicht breitete sich ein wildes Lächeln aus, das ihn einmal mehr an Camille denken ließ. Dieser Mischung aus Schönheit und Grausamkeit war er selbst schon zum Opfer gefallen. Mit zunehmendem Entsetzen stellte er sich vor, welche Wirkung ein solches Lächeln da erst auf James Herondale haben musste, diesen sanften Jungen, der in dem Glauben aufgewachsen war, dass auch die Liebe sanft war. James hatte diesem Mädchen sein Herz geschenkt, dachte Magnus. Aus seinen Erfahrungen mit Will und Tessa wusste er nur allzu gut, was es bedeutete, wenn ein Herondale sein Herz verschenkte. Dieses Geschenk ließ sich nicht einfach so zurückgeben.
    James war in einer liebevollen Umgebung aufgewachsen. Tessa, Will und Jem hatten ihm gezeigt, was Liebe war und wie viel Gutes daraus entstehen konnte. Sie hatten es jedoch versäumt, ihn vor den dunklen Seiten der Liebe zu schützen. Sie hatten sein Herz in Samt und Seide gehüllt und er war prompt losgezogen und hatte es Grace Blackthorn geschenkt, die es im Gegenzug in einen Käfig aus Stacheldraht und Glasscherben gesteckt, bis zur Unkenntlichkeit verbrannt und seine Überreste dann in alle Himmelsrichtungen verstreut hatte, sodass am Ende nichts weiter davon übriggeblieben war als eine weitere Ascheschicht an diesem scheußlich-schönen Ort des Grauens.
    Magnus wedelte hinter seinem Rücken mit der Hand, wich einige Schritte vor Graces Schwert zurück und trat dann durch die Tür, die sich buchstäblich von Zauberhand geöffnet hatte.
    »Sie werden niemandem erzählen, worum meine Mutter Sie vorhin
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