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Titanus

Titanus

Titel: Titanus
Autoren: Eberhardt del'Antonio
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Blicke richteten sich auf die Rakete.
    Punkt zwölf Uhr wirbelte eine riesige Staubwolke auf.
     
    Am Nachmittag folgten die Männer der Einladung des Rates zu einer Besichtigung.
    In schneller Fahrt trug die Wagenkolonne sie aus der Stadt. Sie hielt vor einer bewaldeten Anhöhe. Eine breite weiße Treppe, gesäumt von einer niedrigen Steinbrüstung, führte hinauf. Zu beiden Seiten flammten in leuchtendem Rot die Fächerkronen uralter Baumriesen, so daß es aussah, als brenne der Wald.
    »Weiß ist die Farbe des Gedenkens an die Helden des titanischen Befreiungskampfes«, flüsterte Nasarow Canterville zu.
    Die Treppe erschien endlos. Das makellose Weiß inmitten des flammendroten Laubwaldes versetzte die Männer in feierliche Stimmung. Nur ihre Schritte waren zu hören und das Wispern in den Baumkronen.
    Hoch über der Stadt mündete die Treppe in eine weite runde Anlage. Mit weißen Platten belegte Wege verloren sich auf beiden Seiten in gepflegte Blumenrabatten, in denen die schönsten Blütenstauden des ganzen Planeten zusammengetragen waren. Ein breiter Weg durchquerte die Anlagen und stieß auf ein schäumendes Wasserspiel, das die andere Hälfte des runden Platzes mit einem Tropfenschleier verhüllte. Den Weg flankierten schlanke weiße Säulen, auf denen sich – wie alles andere aus weißem Stein – Rhomboide mit den Sinnbildern der einzelnen Gebiete des Planeten emporreckten.
    Aus einem Seitenweg traten drei Gestalten: Silona, Sandrino und – Romain, fürsorglich gestützt.
    Im Augenblick war er umringt. Sandrino hatte Mühe, den Ansturm abzuwehren. »Genossen! Seid doch vernünftig – er kann jetzt nicht hundertfünfzig Hände schütteln!«
    Romain war blaß. Auf seiner Wange schimmerte noch der blaugrüne Fleck, doch seine Augen hatten den alten Glanz.
    »So ein Leichtsinn«, sagte Nasarow ungehalten. »Mußtest du unbedingt aufstehen? Wie konnten Sie das zulassen, Genosse Sandrino?«
    Der Arzt hob unbehaglich die Schultern, aber er schwieg.
    »Ich habe den Genossen gebeten teilzunehmen!« sagte Silona völlig unerwartet. »Er kann es ohne Bedenken. Wir kamen mit dem Fahrstuhl herauf. Morgen starten Sie – er kann nicht fliegen, ohne vorher hier gewesen zu sein!«
    »Ich freue mich, daß ich wieder unter euch bin, Wassil«, sagte Romain leise. »Nun wird’s nicht mehr lange dauern, und ich bin wieder auf den Beinen.«
    Sundberg und Sandrino nahmen ihn in die Mitte und schritten voran, dem Wasserspiel zu. Silona blieb an Sandrinos Seite.
    Die Männer umschritten das Wasserspiel, hinter dem sich der Weg geradlinig fortsetzte. Er führte zu einem Sockel, auf dem sich ein riesiges Monument erhob, eine in Stein gehauene Figur.
    Es war – Jansen!
    Die Männer erstarrten.
    »Rettet die Brüder!« stand in irdischer Schrift und in titanischen Zeichen auf dem Sockel.
    Nasarow umarmte Präsident Akla. Er schämte sich der Tränen nicht.
    »Er gehört euch und uns – er ist das Symbol unserer Freundschaft!« sagte Akla.
    Aufgewühlt verließen die Männer die Gedenkstätte.
    Vor der Treppe verharrten sie und blickten auf die Stadt hinunter.
    »Wenn man doch bleiben könnte!« sagte Sandrino leise zu Silona. »Nun ist alles zu Ende…«
    »Es ist nicht alles zu Ende, Massimo!« sagte Romain. »Vor uns liegt die Rückkehr zur Erde – einer Erde, die um dreihundert Jahre reifer ist.«
    »Was erwartet uns denn?« fragte Sandrino bedrückt. »Eine andere Erde, als die wir verließen; nichts mehr ist so wie damals. Was wir kannten, verging, wen wir liebten, der starb – wer, George, wer erwartet uns denn?«
    Romains Augen leuchteten.
    »Die Menschheit!«
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