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Titanus

Titanus

Titel: Titanus
Autoren: Eberhardt del'Antonio
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lohnten, für die Erde erforscht zu werden. Selbst wenn ihnen die Titanen Zeichnungen und Beschreibungen mitgaben, es würde doch nur ein Überblick sein und konnte niemals alles umfassen. Würde die Erde sich in der Zwischenzeit ähnlich schnell entwickelt haben, würde man auch in seiner Heimat den höchstmöglichen Ertrag erstreben – oder verbrannte man dort noch Weizen in Heizungsanlagen, schüttete man noch Kaffee ins Meer, gab es noch immer Prämien für die Farmer, die weniger anbauten, als ihr Boden trug? Doch er wurde von Tag zu Tag sicherer, daß sich auf der ganzen Erde die Vernunft durchgesetzt hatte.
    Am Rande des Wirtschaftshofes hinter Büschen mit kelchähnlich gerollten blauen Blättern wurden niedrige Rundgebäude mit einem schirmähnlichen Dach sichtbar. Die Außenwand bestand aus Glas und ließ sich wie eine Lüftungsjalousie öffnen. Sie war in einzelne Sektoren unterteilt und konnte beliebig zusammengeschoben werden. Zur Zeit war fast ein Viertel der Wand zurückgedrückt. Im weiten Kreis umstand das Vieh einen Tränk- und Fütterungsautomaten, während an der Außenwand automatisch der Mist entfernt wurde.
    Das Vieh erregte die ungeteilte Aufmerksamkeit der Männer. Was waren das nur für Tiere? Sechsbeinige Bären? Ein durchdringender, widerlicher Geruch vertrieb die Menschen vom Eingang.
    Der Vorsitzende trat in den Stall und kam mit einem der zottigen Tiere zurück. Ihn störte offensichtlich der Geruch nicht.
    Die Männer staunten. Tatsächlich, ein Bär mit sechs hohen, verhältnismäßig schlanken Beinen! Doch was war das unter ihm? Ein kleiner Bär, der sich mit seinen sechs Beinen anklammerte und unter dem Muttertier hing!
    »Krachme«, sagte der Vorsitzende und kraulte das Muttertier hinterm Ohr. »Legt – drüben im Brutstall – ein Ei! Aus dem Ei schlüpft das Jungtier. Es saugt sich an der Zitze fest und muß eineinhalb Santi vom Muttertier getragen werden…«
    Kisi bemerkte die fragenden Gesichter der Menschen.
    »Ein Santi umfaßt sechsunddreißig Tage!«
    »Wie kommt es zu dieser Rechnung?«
    »Unser Planet dreht sich, wenn er einmal die Sonne umkreist, sechshundertachtundvierzigmal um sich selbst. Wir haben sechs Finger und rechnen nach dem Sechsersystem. Sechs Tage entsprechen einer irdischen Woche. Sechs Wochen sind ein Santi, also ein Monat, und achtzehn Monate ein Jahr! Nach vierundfünfzig Tagen befreit sich die Krachme von dem Säugling. Zwei Tage drauf läuft das Jungtier schon umher. Die Tiere sind sehr gutmütig. Sie fressen Pflanzen.«
    »Und Sie verwenden die Milch?« fragte Stafford.
    Ursu schüttelte sich. »Krachmenmilch trank man früher. Heute trinken wir nur noch unsere Milch.«
    Die Männer sahen sich verständnislos an. Wie meinte sie das?
    »Wir kennen die genaue Zusammensetzung der Muttermilch. Das aber ist das beste, was es für uns ›Titanen‹ gibt, keine andere Milch ist dem gleichwertig, da die Tiermilch eben auf den tierischen Nachwuchs abgestimmt ist. Muttermilch aber enthält nicht nur die Nährstoffe in der richtigen Zusammensetzung, sie schützt vor allem gegen Krankheiten. Es gelang uns nun, eine künstliche Milch herzustellen, die fast dieselbe Zusammensetzung hat und denselben Schutz gegen Krankheiten vermittelt. Seitdem diese Milch als Getränk in den verschiedensten Geschmacksrichtungen eingeführt wurde, hat sich unsere Gesundheit sehr gebessert. Die Krachme halten wir als Fleischtier und wegen ihres Fells.«
    »Und das Fell?« fragte Canterville.
    »Wir gewinnen wichtige Wirkstoffe für Medikamente daraus!«
    Der Strom der Fragen verebbte erst, als sie eins der Terrassenhäuser betraten und mit dem Fahrstuhl hinauffuhren. Im obersten Stockwerk, von dem man weit ins Land blicken konnte, befand sich die Leitzentrale der automatischen Feldbestellungsmaschinen. Ein Elektronenhirn, dem man nur die entsprechenden Flächen und die zu leistenden Bestellungsarbeiten aufgab, steuerte die Fahrzeuge. Die Maschinen waren mit Fernsehkameras ausgestattet, ihre Arbeit wurde auf einem Bildschirm überwacht.
    Die Männer fragten sich, was die Titanen in ihrer freien Zeit begannen, da doch offensichtlich die Automaten alles übernommen hatten, was auf der Erde noch von den Menschen selbst verrichtet werden mußte.
    Stafford fragte Kisi danach. Doch ehe dieser antworten konnte, trat der diensthabende Titan der Zentrale zu ihm. »Silona möchte Sie sprechen!«
    Kisi verließ den Raum, und Ursu griff die Frage auf.
    »Was uns auszeichnet«, begann sie,
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