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Titanen-Trilogie 02 - Die Kinder der Titanen

Titanen-Trilogie 02 - Die Kinder der Titanen

Titel: Titanen-Trilogie 02 - Die Kinder der Titanen
Autoren: Piers Anthony
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Aufmerksamkeit würde widmen müssen.
    Nun wagten sich die weißen Falter hervor. Er zog sich das Netz über den Kopf machte seinen Schlafsack dicht und legte sich zur Ruhe. Für den Hund gab es keinen verläßlichen Schutz, denn das Tier konnte naturgemäß nicht die Notwendigkeit des Eingesperrtseins in einem engen Sack begreifen. Hoffentlich würde er nicht nach einem Insekt schnappen und gestochen werden. Ein schieres Wunder, daß der Junge in diesem Gebiet hier überhaupt überleben konnte. Der Herr dachte an Sola, die Frau, die er einst geliebt hatte, und der er jetzt nur noch Liebe vorheuchelte. Er dachte an Sol, den Freund, den er zum Berg geschickt hatte, den Mann, für den er sein ganzes Imperium hingegeben hätte, nur um wieder mit Sol auf Fahrt zu gehen und mit ihm reden zu können, einfach so, ohne Kräftemessen. Und er dachte lange an die Frau aus Helicon, seiner wahren Ehegefährtin, die Frau, die er aufrichtig liebte, aber nie wiedersehen würde. Große Gedanken, schöne Gedanken. Er litt ein wenig, und dann schlief er ein.
    Am nächsten Morgen ging die Jagd weiter. Der Hund war munter wie immer. Gut möglich, daß die Falter nicht wahllos zustachen. Vielleicht mußten sie, ähnlich den Bienen, sterben, sobald sie ihr Gift ausgespritzt hatten. Es war immerhin denkbar, daß sie einem nichts taten, wenn man sich vor ihn in acht nahm und sie in Ruhe ließ. Damit wäre erklärt, warum der Junge hier unbeschadet überleben konnte.
    Die Spur führte nun tiefer ins Ödland hinein. Jetzt würde sich zeigen, wer über mehr Mut und Entschlossenheit verfügte, Verfolger oder Verfolgter.
    Der Junge hatte sich offensichtlich in diesem Gebiet schon länger herumgetrieben. Einer eventuell vorhandenen tödlichen Strahlung wäre er längst zum Opfer gefallen. Jedenfalls konnte der Herr höchstwahrscheinlich jegliche Strahlendosis aushalten, die der Junge aushielt. Falls dieser gehofft hatte, sich in der strahlenverseuchten Region verstecken zu können und dadurch seinem Schicksal zu entgehen, hatte er sich getäuscht.
    Dennoch – der Herr mußte sich großen Zwang antun, je tiefer ihn die Spur in das Land der verkrüppelten und verformten Bäume führte. Hier hatte eine starke Strahlung gewirkt. Und das Wild machte sich rar. Auch ein Zeichen dafür, daß die Strahlung, wenn schon nicht mehr vorhanden, noch nicht lange abgeklungen war.
    Wieder holte er den Jungen ein. Bei Tag sah man nun deutlicher, daß er gebückt ging und wie fleckig seine Haut war. Und wie er lief – die Fersen hoch, Knie gebeugt, so daß er nie mit der ganzen Sohle den Boden berührte. Dabei stützte er sich hin und wieder auf die vorderen Gliedmaßen – direkt unheimlich sah das aus. Hatte dieser Junge niemals unter Menschen gelebt?
    »Komm!« rief der Waffenlose. »Ergib dich, und ich schone dein Leben und gebe dir Nahrung!«
    Wie erwartet, schenkte der Verfolgte diesen Worten keine Beachtung. Wahrscheinlich hatte er nie sprechen gelernt.
    Die Bäume schrumpften zu spärlichem Strauchwerk zusammen, zu Büschen mit verfärbten Rinden, mit Abschürfungen, denen Saft entströmte. Die Blätter waren welk und asymmetrisch – vergebliche Bemühungen sozusagen. Und dann ragten nur mehr grotesk verbogene Stöcke aus der Erde. Schließlich war nirgends mehr ein Lebenszeichen zu sehen, nichts als geschmolzene und zusammengebackene Asche und grünliches Glas. Der Hund, dem das tote und kahle Gebiet Angst einjagte, heulte, und dem Herrn war ebenfalls mehr als unwohl zumute, denn es war schrecklich hier.
    Doch der Junge lief immer weiter und wich dabei unsichtbaren Hindernissen geschickt aus. Zunächst hielt der Namenlose dies für einen Trick, der den Verfolger irreführen sollte. Als er jedoch merkte, daß dies Manövrieren Formen annahm, die keineswegs dem Entkommen oder Verbergen dienlich waren, dachte er an Wahnsinn. Vielleicht ließ die Strahlung ihre Opfer erst wahnsinnig werden, ehe sie sie vernichtete. Schließlich aber wurde ihm klar, daß der Junge in Wirklichkeit jenen Stellen auswich, die radioaktiv verseucht waren. Er konnte also spüren, wo noch Strahlung vorhanden war!
    Gefährliches Gelände war es! Der Namenlose folgte der Spur genau und behielt den Hund in unmittelbarer Nähe. Etwaige Abkürzungen hätten ihn womöglich dem unsichtbaren Schrecken ausgeliefert. Er setzte hier Leben und Gesundheit aufs Spiel, aber aufgeben wollte er nicht.
    »Schämst du dich, weil du häßlich bist?« rief er. Er legte seinen weiten Umhang ab und zeigte
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