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Titanen-Trilogie 02 - Die Kinder der Titanen

Titanen-Trilogie 02 - Die Kinder der Titanen

Titel: Titanen-Trilogie 02 - Die Kinder der Titanen
Autoren: Piers Anthony
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rüstete der Herr sich mit einem Boten und mit einer Länge Seil aus, denn dies waren keine im Ring benutzten Waffen, und machte sich an die Verfolgung des Räubers. Einen Jagdhund nahm er mit und doppelte Ration. Einen anderen Begleiter wollte er nicht dulden. »Ich werde das Tier fangen«, verkündete er beim Aufbruch.
    Tyl dachte sich seinen Teil und sagte nichts.
    Die Fährte führte von den offenen Mais- und Buchweizenäckern zu den Birken am Saum des Waldgebietes, und weiter hinein in das immer kleiner werdende Gebiet des hiesigen Ödlandes. Der Herr bemerkte die Markierungen, die die Irren angebracht hatten und die in gewissen Abständen versetzt wurden. Anders als die meisten anderen war er nicht abergläubisch und fürchtete diese Markierungen nicht. Er wußte, daß es eine Strahlung war, die diese Gebiete gefährlich machte – radioaktive Strahlung, die vom sagenhaften Weltenbrand herrührte.
    Mit jedem Jahr nahm die in Röntgen gemessene Strahlung ab, und das am Rande des Ödlandes gelegene Gebiet wurde bewohnbar für Pflanze, Tier und Mensch. Solange es hier Leben gab, war wenig Gefahr von der Strahlung zu erwarten.
    Doch am Rande lauerten andere Schrecken. Winzige Nagetiere schwärmten von Zeit zu Zeit aus und vertilgten alles Leben, das sich ihnen in den Weg stellte, ja sie verschlangen einander gegenseitig, wenn sich ihnen nichts anderes bot. Nachts krochen riesige weiße Falter aus, deren Stich tödlich war. Und am Feuer erzählte man sich schaurige Geschichten von seltsamen Bauten, in denen es spukte, von gepanzerten Gerippen und lebendigen Maschinen. Der Herr schenkte all dem wenig Glauben, und was er glaubte, das versuchte er sich auf natürliche Weise zu erklären. Doch wußte er, daß das Ödland nicht ungefährlich war und betrat es mit entsprechender Vorsicht.
    Die Fährte streifte das Herz des radioaktiven Bereiches und verlief etwa eine Meile tief innerhalb der Grenzen der Irren. Das sagte dem Herrn etwas zusätzlich Wichtiges: Nämlich daß das gejagte Lebewesen kein übernatürlicher Spuk aus der Welt des Schreckens war, sondern ein Tier des Randgebietes, das die Strahlung witterte. Das bedeutete, daß er es einholen konnte.
    Zwei Tage lang verfolgte er die Spur, die der muntere Hund witterte. Er ernährte sich und den Hundegefährten aus den Vorräten, ergänzte den Speisezettel jedoch hin und wieder durch einen Hasen, den er mit seinem Bogen erlegte und dann briet. Er schlief im Freien und deckte sich gut zu. Es war Spätsommer, und der warme Irren-Schlafsack genügte vollauf. Für alle Fälle hatte er noch einen in Reserve. Eigentlich genoß er diese Spürjagd und ließ sich Zeit dabei.
    Am Abend des zweiten Tages stellte er die Beute. Der Hund stutzte, lief dann los, jaulte und kam verängstigt zurückgelaufen.
    Das Ding hatte unter einer großen Eiche Standort bezogen. Es war an die vier Fuß groß, stand aufrecht und etwas gebückt. Schädel und Gesicht waren dicht behaart, das Fell an den Schultern zottig. Wo an Haupt und Gliedern Haut zu sehen war, war sie gelbgrau gefleckt und schmutzverkrustet.
    Und doch es war kein Tier. Es war ein menschliches Wesen, ein Junge, durch Mutation verändert.
    Der Junge hatte sich einen plumpen Knüppel zurechtgemacht. Es sah ganz so aus, als wolle er angreifen, denn er hatte schon seit geraumer Zeit gemerkt, daß er verfolgt wurde. Doch allein die Größe des Herrn schüchterte ihn ein, und er ergriff die Flucht und lief auf den Ballen seiner verhornten Füße davon.
    Der Namenlose schlug an dieser Stelle sein Lager auf. Er hatte von Anfang an vermutet, der Räuber müßte ein Mensch oder wenigstens ein Menschenabkömmling sein, denn kein Tier hätte so gerissen und gezielt vorgehen können. Jetzt aber, da er die Bestätigung hatte, mußte er sich erst sein weiteres Vorgehen überlegen. Den Jungen zu töten ging nicht an, und nahm man ihn gefangen, würde es ihm erst recht schlecht ergehen, denn die aufgebrachten Farmer-Krieger würden ihm ein grausames Ende bereiten. In Fällen wie diesen erwies es sich, daß die Zivilisation nur hauchdünn war. Und doch mußte eine Lösung gefunden werden, denn der Herr mußte an seine politische Zukunft denken.
    Er dachte lange und angestrengt nach. Und er faßte den Entschluß, den Jungen in sein eigenes Lager zu schaffen, damit der Wilde dort der menschlichen Gesellschaft eingegliedert werden konnte, ohne Vorurteile zu wecken. Dies aber bedeutete, daß man ihm Monate, ja vielleicht Jahre der größten
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