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Titan 7

Titan 7

Titel: Titan 7
Autoren: Heyne SF Classics
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beikommen konnte. Durch gerissene Überredungskünste gelang es ihm schließlich, die Stadtväter dazu zu kriegen, einen Abwasserkanal mitten über die Rollbahn zu ziehen. Die Wirkung war, daß Gradys Unternehmen ruiniert war. Da Conant nur zu gut wußte, daß er Grady, der ein reicher Mann war, damit nur genügend Gründe geliefert hatte, zurückzuschlagen, erwarb er eiligst dessen Bank zum anderthalbfachen Realwert und ließ sie in die Pleite reiten. Grady blieb von seinem Vermögen nicht ein Cent. Er endete in einer Irrenanstalt. Conant war sehr stolz auf seine Taktiken.
    Wie so viele andere, die einmal Mammon am Schwanz gepackt haben, verlor auch Conant das Gespür dafür, wann er wieder loslassen mußte. Sein gewaltiges Imperium verschaffte ihm soviel Geld und Macht, wie niemals zuvor ein Konzern in der Geschichte der Menschheit es vermocht hatte. Und dennoch reichte ihm das nicht. War Kidder das Synonym für Wissen, dann war Conant das für Geld. Was für Kidder die Neoteriker bedeuteten, das bedeutete ihm sein pyramidenartig aufeinandergetürmter Mammutkonzern.
    So hatte sich jeder von beiden seine eigene Welt errichtet; und jeder von beiden benutzte sie zum eigenen Nutzen und Profit. Der Unterschied war jedoch der, daß Kidder, abgesehen von seinen Neoterikern, alle Welt in Frieden ließ. Und dennoch war Conant eigentlich kein völlig verbrecherischer Mensch. Er war scharfsinnig und abgebrüht, zugegeben, aber dadurch hatte er auch früh genug erkannt, wie wertvoll es ist, sich den Leuten sympathisch zu machen. Niemand kann über Jahre hinweg ungehindert Menschen ausbeuten, ohne den Beraubten und Ausgebeuteten sympathisch zu sein. Die hierfür notwendige Technik ist hochkompliziert, aber lerne sie beherrschen, und der Grundstein für unermeßlichen Reichtum ist gelegt.
    Conant fürchtete eigentlich nur eins: daß Kidder eines Tages Interesse am Weltgeschehen bekommen würde und sich über dieses seine eigenen Gedanken machen würde. Großer Gott – welche Macht in diesem Mann schlummerte! Eine kleine Sache wie die Beeinflussung einer Wahl, was war das schon für einen Mann wie Kidder? Doch nicht mehr als eine lässige Handbewegung! Das einzige, was er dagegen tun konnte, war, Kidder in regelmäßigen Abständen anzurufen und ihn zu fragen, ob er irgend etwas brauchte, womit er wieder für eine Weile beschäftigt war. Kidder schätzte das. Conant machte Kidder ab und zu einen Vorschlag, der ihn in seinem Ehrgeiz anstachelte und ihn dann für einige Wochen wieder so beanspruchte, daß er sich völlig in sein Einsiedlerdasein zurückzog. Die schon erwähnte Lichtpumpe war ein solches Beispiel, das Conants Fantasie entsprungen war. Conant wettete mit Kidder, daß so ein Ding nicht zu konstruieren sei. Kidder konstruierte es.
    Eines Nachmittags wurde Kidder von dem Pfeifsignal des Funksprechgerätes aufgeschreckt. Er stieß einen leisen Fluch aus, schaltete den Film, den er sich gerade ansah, ab und ging durch den Verbindungsgang zu seinem alten Labor. Dort betätigte er einen Schalter an dem Sprechfunkgerät, worauf der Pfeifton verstummte.
    »Ja?«
    »Hallo«, meldete sich Conant. »Beschäftigt?«
    »Nicht sehr«, antwortete Kidder. Er war noch voller Freude über die Bilder, die seine Kamera eingefangen hatte. Sie zeigten, wie eine Gruppe von Neoterikern gerade dabei war, in geschickter Gemeinschaftsarbeit Gummi aus reinem Schwefel herzustellen. Er verspürte den Wunsch, Conant davon zu erzählen, aber aus irgendeinem Grund hatte er nie die Gelegenheit gesehen, Conant von den Neoterikern zu berichten, und er sah nicht ein, warum er gerade jetzt damit anfangen sollte.
    »Äh… Kidder«, fing Conant zögernd an. »Als ich neulich im Club war, da hatte ich mit ein paar Leuten aus meinem Bekanntenkreis eine ganz nette Unterhaltung. Dabei kam etwas zur Sprache, was Sie vielleicht interessieren könnte.«
    »Und was?«
    »Es waren zwei Leute aus dem Energiesektor dabei. Sie wissen ja, wie die Energieversorgung in unserem Land sichergestellt wird, nicht? Dreißig Prozent Atomkraft, der Rest hydroelektrisch, Diesel und Dampf.«
    »Das wußte ich noch gar nicht«, sagte Kidder, der den Tagesereignissen in der Welt so naiv und desinteressiert gegenüberstand wie ein Säugling.
    »Nun, wir diskutieren darüber, welche Chance wohl eine neue Energiequelle hätte. Einer der Energieleute meinte, es wäre wohl klüger, erst einmal eine neue Energieform zu produzieren und dann über ihre Chancen zu sprechen. Ein anderer
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