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Titan 7

Titan 7

Titel: Titan 7
Autoren: Heyne SF Classics
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Ingenieure auf Ihrer Insel.«
    »Das lassen Sie mal schön bleiben. Warum wollen Sie mir damit auf die Nerven gehen? Ich fühle mich hier sehr glücklich, Conant, und einer der Gründe dafür ist, daß mir hier niemand in die Quere kommt.«
    »Aber Kidder! So seien Sie doch vernünftig – stellen Sie sich doch nicht so stur – ich zahle Ihnen, was Sie…«
    »Soviel Geld haben Sie nicht«, sagte Kidder trocken und betätigte den Schalter an seinem Gerät. Sein Schalter funktionierte wirklich.
    Conant war außer sich vor Wut. Er schrie noch mehrmals in das Gerät, und als er endlich bemerkte, daß das vergeudete Energie war, drückte er pausenlos auf den Signalknopf. Kidder auf seiner Insel scherte sich nicht darum, ließ das Ding pfeifen und begab sich wieder in seinen Versuchsraum. Er bereute, Conant den Schaltplan des Energieempfängers so voreilig geliefert zu haben. Es wäre sicherlich interessant, mit dem Modell, das die Neoteriker ihm gebaut hatten, ein Flugzeug oder ein Auto anzutreiben. Aber wenn Conant das wirklich vorhatte – na schön, sollte er es doch probieren; ohne den Sender war der Empfänger ohnehin nutzlos. Jeder Rundfunktechniker würde den Schaltplan verstehen – jedoch nicht den Funkstrahl, auf den das Empfangsgerät ansprach. Und genau den würde er Conant nicht geben.
    Aber leider kannte er Conant nicht gut genug.
     
    Kidders Tage waren endlose Exkursionen des Lernens. Er schlief niemals, genau wie seine Neoteriker. Alle fünf Stunden nahm er regelmäßig seine Mahlzeiten ein und unterbrach seine Arbeit lediglich alle zwölf Stunden für eine halbe Stunde Gymnastik. Er achtete nicht mehr auf den Lauf der Zeit; denn Zeit bedeutete ihm nichts. Wollte er wirklich einmal das genaue Datum oder das Jahr wissen, dann würde er ja bloß Conant anzurufen brauchen. Aber das interessierte ihn alles eigentlich überhaupt nicht. Die Zeit, die er nicht mit Kontrolle oder Beobachtung verbrachte, nutzte er, um neue Forschungsprojekte für seine Neoteriker zu entwickeln. Erstmals befaßte er sich mit dem Gedanken, sich irgendwann einmal verteidigen zu müssen. Dieser Gedanke war ihm während seiner Unterredung mit Conant gekommen. Im Augenblick jedoch war die eigentliche Motivation schon wieder zweitrangig für ihn; was für ihn im Vordergrund stand, war die rein wissenschaftliche Seite des Problems. Die Neoteriker arbeiteten gerade an einem Vibrationsfeld von quasi-elektrischer Natur. Kidder sah keinen großen praktischen Sinn in dem Ding – einer unsichtbaren Mauer, die jedes Lebewesen, das mit ihr in Berührung kam, auf der Stelle tötete. Was auch immer das sollte – die Idee war ganz reizvoll.
    Er reckte sich und trat zurück von dem Teleskop, durch das er von seinem Kontrollraum aus schon eine ganze Weile seine Geschöpfe bei ihrer Arbeit beobachtet hatte. Hier oben in dem großen Raum fühlte er sich zutiefst glücklich. Nur ungern verließ er ihn, um in dem alten Laboratorium seine Mahlzeiten einzunehmen. Am liebsten hätte er ihm jedesmal, wenn er ihn durch den Verbindungsgang verließ, ein lautes Lebwohl zugerufen und bei der Rückkehr ein fröhliches Hallo. Ein wenig belustigt über sich selbst ging er hinaus.
    Am Horizont, noch mehrere Meilen von der Insel entfernt, tauchte ein dunkler Punkt auf, der schnell größer wurde – ein Motorboot. Es steuerte genau auf seine Insel zu. Kidder blieb stehen und verfolgte voller Abscheu, wie es immer näher kam. An beiden Seiten der dunklen Außenhaut spritzte ein weißglänzender Gischtbogen hoch. Er schnaubte vor Wut, als ihm einfiel, wie einmal, eines schönen Nachmittags, eine ganze Schiffsladung neugieriger Gaffer über seine geliebte Insel hergefallen war, ihn mit dummen Fragen gelöchert und für mindestens drei Tage aus dem seelischen Gleichgewicht gebracht hatte. Mein Gott, wie er die Menschen verabscheute!
    Das Gefühl des Unbehagens rief zwei weitere Gedanken in ihm hervor, die an der Oberfläche seines Unterbewußtseins rumorten, als er den Verbindungsgang verließ und in das alte Labor trat. Der eine war, vielleicht klugerweise seine Gebäude mit einer Art Kraftfeld zu umgeben und ringsherum Warnschilder gegen Unbefugte aufzustellen. Der andere Gedanke betraf Conant und das vage Gefühl von Unbehagen, das dieser während des Gesprächs neulich in ihm hervorgerufen hatte. Sein Vorschlag, auf der Insel ein Kraftwerk zu bauen – was für eine schreckliche Idee!
     
    Conant erhob sich von einer Bank im Labor, als Kidder eintrat. Sie starrten
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