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Titan 7

Titan 7

Titel: Titan 7
Autoren: Heyne SF Classics
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sich mit dem Handrücken über seine spiegelblanke schweißnasse Glatze und sagte: »Ich habe bei Ihnen noch nie erlebt, daß Sie mich hinters Licht führen wollten, Kidder. Was soll das Ding kosten?«
    »Viel«, war Kidders prompte Antwort. »Soviel wie ein Atomkraftwerk. Aber dafür gibt’s keine Hochspannungsleitungen, keine Kabel, keine Pipelines oder was weiß ich noch. Die Empfänger sind kaum komplizierter aufgebaut als ein normales Radiogerät. Der Sender – nun ja – das ist nicht ganz so einfach – ziemlich aufwendige Sache.«
    »Das haben Sie ja ziemlich schnell geschafft«, sagte Conant.
    »Ja«, antwortete Kidder, »ziemlich schnell, nicht?« Daß es das Lebenswerk von fast zwölfhundert geistig ungeheuer hochentwickelten Wesen war, darauf wollte Kidder jetzt nicht eingehen. »Der, den ich hier habe, ist natürlich bloß ein Modell.«
    Conants Stimme klang belegt. »Ein… ein Modell? Und es liefert…«
    »Über sechzigtausend PS«, sagte Kidder fröhlich.
    »Lieber Himmel! Das würde ja heißen, daß ein Gerät von normaler Größe – also, ein Sender wäre ja stark genug, um…« Der Gedanke an die ungeahnten Möglichkeiten, die Kidders Gerät in sich barg, raubte dem Bankier für einen Augenblick einfach den Atem. »Mit welchem Treibstoff wird es angetrieben?«
    »Mit überhaupt keinem«, antwortete Kidder. »Aber ich fange besser gar nicht erst an, das lang und breit zu erklären. Tatsache ist, daß ich auf eine Energiequelle von unvorstellbaren Ausmaßen gestoßen bin. Sie ist – nun, sie ist sehr groß. Sie ist so groß, daß man sie nicht mißbrauchen darf.«
    »Was?« entfuhr es Conant bissig. »Was meinen Sie damit?«
    Kidder zog eine Augenbraue hoch. Also doch; Conant führte was im Schilde. Als Kidder nun schon zum zweitenmal ein deutliches Indiz dafür bemerkte, beschloß er, der sonst einer der vertrauensseligsten Menschen auf der Erde war, in Zukunft auf der Hut zu sein. »Ich meine es genauso, wie ich es sage«, erwiderte er mit ruhiger Stimme. »Bohren Sie nun nicht weiter nach – ich kann es selbst noch kaum fassen. Ich sage Ihnen nur noch dies eine: Die tiefere Ursache für diese unvorstellbar gewaltige Energiequelle liegt in dem Ungleichgewicht zweier ehemals gleichstarker Kräfte. Diese Kräfte sind von wahrhaft kosmischen Dimensionen. Es sind die Kräfte, aus denen Sonnen entstehen, Kräfte, die Atome ineinanderrasen lassen, so ähnlich, wie sie die Atome zermalmt haben, aus denen der Siriusring besteht. Mit solchen Kräften darf man nicht so einfach herumspielen.«
    »Ich will nicht…«, sagte Conant und brach verwirrt wieder ab.
    »Ich will versuchen, es Ihnen an einem Beispiel zu erklären«, fuhr Kidder fort. »Stellen Sie sich einmal vor, Sie nähmen in jede Hand einen Stock. Sie halten die beiden Enden gegeneinander und drücken sie zusammen. Solange der von Ihnen ausgeübte Druck entlang der beiden Längsachsen der Stöcke verläuft, ist er ausgeglichen; die rechte und die linke Hand heben ihren Druck gegeneinander auf. Nun stellen Sie sich einmal vor, ich komme daher, strecke einen Finger aus und tippe die Stöcke ganz leicht an der Stelle an, wo die beiden Enden sich berühren. Was passiert? Beide Stöcke rutschen an der Verbindungsstelle mit einem heftigen Ruck voneinander ab, und die Enden knallen womöglich so hart auf Ihre Fingerknöchel, daß Sie sich ein paar davon brechen. Die freigewordene Energie steht im rechten Winkel zu dem Druck, den Sie ursprünglich ausgeübt haben, als Sie die Enden gegeneinanderpreßten. Mein Energiesender basiert genau auf diesem Prinzip. Es bedarf nur einer unendlich kleinen Energiemenge, um diese Kräfte aus dem Gleichgewicht zu bringen. Wenn man erst weiß, wie das zu bewerkstelligen ist, ist es sehr einfach. Die entscheidende Frage ist, ob man die freiwerdende Energie unter Kontrolle bringen kann oder nicht. Ich kann es.«
    »Ich… ich verstehe.« Conant gab sich genüßlich dem Wonnegefühl der Schadenfreude hin. »Möge der liebe Gott den öffentlichen Energieversorgern gnädig sein. Ich nicht! Kidder – ich will einen Energiesender in voller Größe!«
    Kidder gluckste in das Funksprechgerät. »Ganz schön ehrgeizig, was? Ich habe keine Leute hier, Conant – das wissen Sie doch. Sie erwarten doch nicht etwa von mir, daß ich einen Apparat von vier- oder fünftausend Tonnen Gewicht ganz alleine baue!«
    »Wenn ich will, haben Sie innerhalb von achtundvierzig Stunden fünfhundert Arbeitskräfte einschließlich der
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