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Titan-4

Titan-4

Titel: Titan-4
Autoren: Frederik Pohl
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gutgekleideten Herrn Ausschau und sah ihn an der Straßenecke stehen und in die andere Richtung blicken. Dexter folgte seiner Blickrichtung und sah den Lastwagen, der ein Bus war, herankommen.
    Einen Augenblick lang stand er unschlüssig, dann wußte er, was er zu tun hatte. Die zusammengefaltete Zeitung in der Hand, rannte er den Gehsteig entlang und erreichte die Ecke, als der Lastwagen anhielt. Gedrängt von seiner Neugierde, folgte er dem gutgekleideten Herrn an Bord und hielt mit gut gespielter Gleichgültigkeit die Hand hin, um seine Münze in Empfang zu nehmen, während er den gutgekleideten Herrn im Auge behielt. Dann folgte er ihm durch den Mittelgang und nahm einen Sitzplatz hinter ihm.
    Von innen sah der Lastwagen wie jeder andere Bus aus. Oder vielleicht eher, wie ein Bus in etwa zehn Jahren ausgesehen hätte. Die Sitze waren bequemer, und Klimaanlagen erlaubten das Rauchen. Die Fenster zeichneten sich durch keine spektakulären Besonderheiten aus, bloß waren sie sauber und von außen unsichtbar.
    Der gutgekleidete Herr wandte sich um und streckte ihm über die Rückenlehne hinweg die Hand hin. »Guten Tag, Mr. Bergenholm. Es freut mich, daß Sie mitgekommen sind.«
    Dexter starrte ihn mit offenem Mund an, dann verwünschte er seine Einfältigkeit. Wie hatte er von der Annahme ausgehen können, daß seine Entdeckung der Parallelwelt rein zufällig sei, wo es doch – wenigstens im Rückblick – völlig offensichtlich war, daß die gesamte Abfolge von Ereignissen Teil eines geschickten, sorgfältig geplanten Manövers gewesen war. Die Zeitung war hingelegt worden, damit er sie sehe, und sein Blick in das Innere des vermeintlichen Lastwagens war ebenso beabsichtigt gewesen.
    Und nun war er hier, vermutlich umringt von Leuten, die nicht ganz menschlich waren. Er blickte nervös auf und sah den gutgekleideten Herrn lächeln. Er sah auch die ausgestreckte Hand und begriff, daß er begrüßt wurde. Und das erschien ihm beunruhigender als alles andere.
    Benommen ergriff er endlich die geduldig dargebotene Hand und schüttelte sie zögernd. »Sehr erfreut«, murmelte er.
    Das Lächeln des gutgekleideten Herrn wurde breiter. »Es muß für Sie ziemlich verwirrend sein, denke ich, aber machen Sie sich keine Sorgen, es wird Ihnen alles erklärt werden. Mein Name ist Hubert de la Metre. Ich bin mit Ihrer Indoktrination beauftragt.«
    Indoktrination? Das Wort klang fast bedrohlich, selbst wenn es harmlos gemeint war. Aber jede Art von Erklärung würde besser sein als die Mutmaßungen, auf die er bislang angewiesen war.
    »Danke«, murmelte er.
    »Oh, Sie brauchen sich nicht zu bedanken, Mr. Bergenholm«, sagte de la Metre mit einer beschwichtigenden Handbewegung. »Sie haben das Privileg zweifellos verdient.«
    Privileg? Verdient wodurch?
    »Ich fürchte, ich verstehe nicht ganz…«, begann er.
    »Ich an Ihrer Stelle würde keinerlei Beunruhigung verspüren, Mr. Bergenholm«, sagte de la Metre in glattem, einschmeichelndem Ton. »Sie werden bald sehen, daß Sie unter Freunden sind. Vielleicht den besten Freunden, die Sie jemals hatten. Aber wir kommen zu Ihrer Haltestelle. Könnten Sie mich heute abend nach dem Essen in meiner Wohnung aufsuchen? Oder vielleicht ist es Ihnen lieber, wenn wir gemeinsam in einem Restaurant zu Abend speisen würden? So könnten wir in Ruhe über alles sprechen.«
    »Nun… äh… könnten Sie nicht – zu mir kommen?«
    De la Metres Miene zeigte einen Anflug von Unbehagen. »Ich fürchte, das wird nicht möglich sein«, sagte er, vorsichtig die Worte wählend. »Sehen Sie, wir haben die Erfahrung gemacht, daß in solchen Fällen alle Beteiligten besser fahren, wenn die Ehefrau oder der Ehemann der ausgewählten Person nicht mit lästigen Details behelligt wird.«
    Bergenholm zog die Brauen hoch. »Sie meinen, ich sei allein mit von der Partie, was immer darunter zu verstehen ist, und meine Frau nicht?«
    De la Metres Gesicht spiegelte ein Gemisch von Verlegenheit und Erleichterung. »So könnte man ungefähr sagen, ja.«
    »Hmm.« Dexter sah, daß sie die Haltestelle erreicht hatten, wo er aussteigen mußte, und stand hastig auf. »Das ist sehr interessant, aber ich muß jetzt…«
    »Sie werden finden, daß die Beschäftigung mit dem Problem Ihnen die Informationen und Daten liefern wird, die Sie benötigen, um Ihre endgültige Entscheidung zu treffen«, sagte de la Metre.
    »Ja, sicherlich«, antwortete Dexter Bergenholm. Er erreichte die Tür, die sich selbsttätig vor ihm
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