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Titan-4

Titan-4

Titel: Titan-4
Autoren: Frederik Pohl
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öffnete. Er bemerkte, daß der Bus eine Ecke vor der Haltestelle der Stufe eins hielt.
    »Warten Sie!« rief de la Metre ihm nach. »Meine Adresse.«
    Er reichte ihm seine Karte. Dexter nahm sie und steckte sie in die Tasche. »Danke«, sagte er geistesabwesend und stieg aus. Mit einem Seufzen schloß sich die Tür hinter ihm, und der seltsame Bus fuhr davon.
     
    Während der Mittagspause rief er seine Frau von einer Telefonzelle aus an. Als er nach einer Münze suchte, fiel ihm diejenige ein, die der Busfahrer ihm gegeben hatte. Er zog sie heraus und betrachtete sie eingehend. Sie sah wie jedes andere Fünfcentstück aus, nur das Motto war ein anderes. Hier lautete es ›E Omnibus Pluri‹. {1}
    Er steckte die Münze in den Schlitz, wählte die Nummer, wartete, doch niemand meldete sich. Er hängte ein und kehrte an seinen Arbeitsplatz zurück, ohne weiter darüber nachzudenken.
    Er war sich noch nicht schlüssig, was er tun sollte. Trotz der Tatsache, daß er überwältigende Gegenbeweise hatte, bestand immer noch die entfernte Möglichkeit, daß die ganze Sache nichts weiter als ein ausgeklügelter Scherz war, und obgleich keine Logik diese Vermutung stützen konnte, blieb sie im Hintergrund seines Bewußtseins lebendig.
    Er trat in eine Pfütze, die der künstlich erzeugte Regen hinterlassen hatte, und fluchte. Die Parallelwelt konnte sich unbegrenzt lange im Bereich der Stufe eins erhalten; ihre Bewohner und Einrichtungen blieben der gestaltbewußten Arbeitsweise des menschlichen Gehirns verborgen, weil sie sich weitgehend glichen.
    Zum Beispiel die Sache mit den Zeitungen. Er hatte eine Transaktion beobachtet, an der eine Münze und eine Zeitung beteiligt gewesen waren. Seine Erfahrung sagte ihm, daß das Zusammenwirken dieser beiden Faktoren nur ein logisches Ergebnis haben könne. Daher hatte er nicht einmal bemerkt, daß der übliche Prozeß umgekehrt worden war – und er hätte es auch weiterhin nicht bemerkt, wenn er nicht diese bestimmte Zeitung gekauft und nach einer Erklärung gesucht hätte.
    ›A New York Times‹. Eine Kombination von Symbolen, die während seines ganzen Lebens die gleiche geblieben war. Sein Auge sah die Kombination – oder etwas, was ihr weitgehend ähnelte – und las daraus die seit jeher vertraute Bedeutung, nicht die tatsächliche, veränderte Bedeutung. Ein Mann in einem Zweireiher ging die Straße entlang. Wer bemerkte schon, ob der Anzug nach links oder nach rechts geknöpft war?
    Aber warum waren sie in diese Welt eingedrungen, wenn das das richtige Wort war, und warum beanspruchten sie ihn als einen der ihren?
    Meinten sie es ernst, oder war dies eine raffinierte Methode, um ihn loszuwerden, nun, da er von ihrer Existenz wußte?
    Er tat etwas, was er unter gewöhnlichen Umständen oder in einer normalen Geistesverfassung nicht getan haben würde. Sobald er ins Büro zurückgekehrt war, versuchte er abermals, seine Frau anzurufen. Als sich niemand meldete, blieb er frustriert sitzen und schaute aus dem Fenster, den verstörten Blick auf den im allgemeinen sonnigen und milden Tag gerichtet.
    Während des Nachmittags versuchte er noch mehrere Male, seine Frau anzurufen, doch anscheinend war sie nicht zurückgekommen. Dieser Umstand, verbunden mit den beunruhigenden Ereignissen der beiden letzten Tage, begann seine Nerven zu strapazieren.
    Sollte er de la Metre aufsuchen? Oder wäre es besser, einfach nach Haus zu gehen und die Parallelwelt aus dem Bewußtsein zu verdrängen? Er wußte, daß er ihr nicht entkommen konnte, doch wenn er sein Wort gäbe, daß er sie nicht verraten würde, mochten sie geneigt sein, ihn in Ruhe zu lassen.
    Seine Gänge zum Automaten für Erfrischungsgetränke wurden immer häufiger, und gegen Feierabend war er in einem Zustand, der an Panik grenzte. Er hatte sich entschlossen, weder mit de la Metre noch mit sonst jemandem zu sprechen, außer mit seiner Frau. Sie hatte sich auf seine Anrufe noch immer nicht gemeldet. Die sicherste und vernünftigste Lösung wäre, nach Haus zu fahren und dort auf sie zu warten.
    Bevor er ging, versuchte er es noch einmal. Der Anruf war so fruchtlos wie die vorangegangenen, und als er aus dem Aufzug kam, rannte er beinahe durch die Eingangshalle und hinaus auf die Straße. Er hatte keine Zeit, um auf Busse zu warten. Außerdem fuhr gerade ein leeres Taxi vor dem Gebäude an die Bordsteinkante.
    Er eilte hin, riß die Tür auf und stieg hastig ein, ohne zu bemerken, daß der umlaufende Streifen, der den Wagen als
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