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Titan-4

Titan-4

Titel: Titan-4
Autoren: Frederik Pohl
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gemacht werden. Die Gegenden, wo poröses Gestein in die Leere hinausragt, können wahrscheinlich nicht erreicht werden, doch glauben die Planer, die alles verfügbare Datenmaterial untersucht haben, daß alle übrigen Regionen – und sie machen mehr als drei Viertel des Kontinents aus – relativ einfach mit flüssigem Magma überzogen werden können, wenn es einigermaßen an der Oberfläche haftet.«
    »Das wird es sicherlich tun«, meinte Derel mit einem Blick zur Blase, »wenn die neuentdeckte Kraft in der Leere genauso wirkt wie in den Gesteinsschichten darunter. Das aber würde noch größere Anstrengungen erfordern als ich angenommen hatte; Verteidiger müßten von den Grenzen abgezogen werden, und wir liefen Gefahr, über der Gewinnung eines neuen Kontinents jenen zu verlieren, den wir bewohnen.« Er schloß sich einer der Suchgruppen an, besorgt über die mögliche Verschwendung von Arbeit auf eine wahrscheinlich unproduktive Anstrengung, doch ohne einen Gedanken an die Folgen einer Bedeckung des amerikanischen Doppelkontinents mit Lava. Schließlich hatte er nie von Leben an der Erdoberfläche gehört und würde wohl auch in Zukunft nichts darüber erfahren.
    Es gab wahrscheinlich keine andere Gegend auf dem Kontinent, wo sie so rasch hätten finden können, was sie suchten: einen unter massiven Kalküberschiebungen begrabenen alten Lavastrom, der zahlreiche Höhlungen enthielt. Viele von ihnen waren eingedrückt oder mit Kalkschutt angefüllt, der sich unter dem Druck der aufliegenden Massen zu festem Fels verdichtet hatte. Andere waren tief in die harte Basaltlava eingebettet und nicht zugänglich, obgleich man sie gut ausmachen konnte; doch fanden sich verschiedene, die sowohl leer als auch erreichbar waren. Das Wasser, das sie einst gefüllt hatte, war im aufliegenden Gestein längst zu Hydraten umgewandelt und durch Gase aus der Lava ersetzt worden – überwiegend Kohlenoxyde und Schwefelverbindungen. Diese störten die Forscher nicht, und es dauerte nicht lange, bis eine der Suchgruppen meldete, daß sie einen idealen Platz für das geplante Experiment gefunden habe. Die Gruppe versammelte sich an der Stelle, und man ging an die Ausführung.
    Es gab keinen Magmasee in der Nähe, den man hätte zu Hilfe nehmen können, aber das bekümmerte Derel nicht. Er hatte bereits gesehen, wie feurig-flüssiges Gestein sich in dieser Situation verhielt. Er gab die nötigen Anweisungen, und die Gruppe der flüssigen Körper versammelte sich oberhalb der Blase im Kalkstein und begann zu essen. Sie machten es sehr sorgfältig, und allmählich wurde ein großer Kalksteinblock aus der Formation gelöst. Er befand sich unmittelbar über der Höhlung und ruhte nach seiner Loslösung auf der dünnen Schicht aus Lava und Silikaten, die das Dach der Höhlung bildete. Diese Schicht war von mikroskopischen Rissen durchzogen, die den Bedürfnissen der Wissenschaftler entgegenkamen. Die flüssigen Körper arbeiteten sich in diese Risse, lösten Partikel heraus und schwächten nach und nach das dünne Gesteinsdach. Die tatsächliche Kraft, die jedes der Wesen einsetzen konnte, war außerordentlich gering, aber Stück für Stück wurde die Lava entlang den feinen Rissen aufgelöst. Gegen Ende der Vorbereitung blieben die Wissenschaftler dem Höhlendach fern und entsandten nur noch dünne Ausläufer, um zu erledigen, was noch zu tun war. Die meisten von ihnen zogen sich zurück, um das Geschehen zu beobachten, und zwei der Assistenten beendeten die Arbeit. Derel war bereit, als das Lavadach plötzlich einstürzte und der große Kalksteinblock, den sie zuvor freigelegt hatten, in die Höhle fiel.
    Niemand war sehr überrascht. Der Felsblock verhielt sich innerhalb seiner Grenzen wie das Magma, prallte gegen die der Leere gegenüberliegende Wand, daß einzelne Bruchstücke in verschiedene Richtungen flogen; doch kehrten auch sie zu dem Teil der Höhle zurück, der am weitesten vom eingebrochenen Dach entfernt war.
    Die Kraft existierte offensichtlich, und sie schien auf feste Stoffe genauso zu wirken wie auf Flüssigkeiten. Auch die Bruchstücke des eingestürzten Lavadachs hatten dem unsichtbaren Zwang gehorcht; und soweit die Wahrnehmungen ein Urteil erlaubten, hatte nicht ein einziges der freigewordenen Teilchen anders reagiert.
    Derel floß durch den spaltenreichen Kalkstein zu einer Stelle über der Öffnung. Hier zog er sich zum kleinstmöglichen Volumen zusammen und begann den Fels ringsum aufzulösen. Er hatte versucht,
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