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Titan - 2

Titan - 2

Titel: Titan - 2
Autoren: Heyne SF Classics
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huschte sein Blick zu einer vertrockneten, kleinen Frau mit Eichhörnchengesicht, die voller Empörung aus der Richtung der Damentoilette herbeigeeilt kam. »Meine – äh – bessere Hälfte.«
    »Alfred, was stellst du denn nun schon wieder an?«
    »Gar nichts, meine Liebe. Wirklich nicht.« Er bückte sich hastig nach seiner Aktentasche und seinem Schirm. »Aber es ist höchste Zeit, für unseren Flug…«
    »So! Interessiert er sich für eine von diesen synthetischen Damen?« Sie entriß ihm den Schirm und schwang ihn kriegerisch. »Nun, mir kommt so etwas nicht ins Haus!«
    »Martha, Liebling…«
    »Warte, du wirst mich kennenlernen!«
    Er floh mit eingezogenem Kopf.
    »Und du!« Sie stach wütend mit dem Schirm auf Ginevra los. »Du synthetisches Ding, ich werd’ dich schon lehren, meinem Mann schöne Augen zu machen!«
    »He!«
    Chimberley hatte sich nicht einmischen wollen, aber als er Ginevra zusammenzucken sah, zwang ihn ein unbedachter Impuls, den Schirm zur Seite zu schlagen. Die wutentbrannte Frau nahm sich darauf ihn vor.
    »Sie fieser Perverser!« zischte sie ihn an. »Kaufen Sie sie nur – Sie werden schon sehen, was Sie sich damit antun!«
    Entrüstet nahm sie die Verfolgung ihres Alfred auf.
    »Oh, vielen Dank, Pip!« Ginevras Stimme war matt vor Schmerz; er sah, daß ihre samtige Schulter einen langen, roten Kratzer hatte. »Ich glaube, Sie mögen mich doch!«
    Zu seinem eigenen Erstaunen tastete Chimberley nach seiner Brieftasche. Er blickte sich verschämt um. Martha zerrte Alfred an den verlassenen Ticketschaltern vorüber, und ein altersmüder Saalwart wischte den Boden auf, aber ansonsten war die Wartehalle leer. Er steckte fünf Dollar in den Spalt und wartete pedantisch auf die Herausgabe von fünf Cent.
    Irgendwo im Innern des Automaten ertönte ein leiser Gong. Die Ketten fielen von Ginevras Handgelenken und wurden eingezogen.
    V ERKAUFT ! flammte eine 3-D-Schrift hinter ihr auf. K AUFEN S IE IHRE G INEVRA MORGEN !
    »Liebling!« Sie hatte die Arme um ihn geschlungen, bevor er noch seinen Fünfer einstecken konnte. »Ich dachte schon, du würdest mich nie kaufen!«
    Er versuchte ihrem Kuß auszuweichen, aber er war plötzlich wie gelähmt. Ein heißes Prickeln durchflutete ihn, und der Duft ihres Parfüms umgab ihn wie ein feuriger Nebel. In seinem Hirn explodierten Bomben und Granaten.
    »Laß das!« Er schob sie nicht eben energisch weg und rief sich in Erinnerung, daß sie nur ein Konsumartikel war. »Ich muß mich doch um meine Arbeit kümmern. Und das hast du versprochen, mir einige Informationen zu liefern.«
    »Natürlich, Liebster.« Gehorsam ließ sie ihn los. »Aber bevor wir gehen, möchtest du nicht mein Zubehör kaufen?« Ihre Stimme bekam einen werbenden, irgendwie singenden Unterton. »Ein dauerhaftes Chemyl-Köfferchen mit frischer Unterwäsche, einem Make-up-Set und reizenden Chemistiknegligés, alles zusammen nur neunzehn fünfundneunzig.«
    »Moment mal! So war das nicht ausgemacht…«
    Er verstummte und begann bewundernd zu grinsen, als ihm aufging, mit welch ausgeklügelter Verkaufstechnik hier gearbeitet wurde. Nein, bei Athena Sue konnte einfach keine Schraube locker sein!
    »Na gut«, sagte er zu Ginevra. »Wenn du meine Fragen alle beantwortest.«
    »Ich gehöre dir, Liebling!«
    Sie griff nach seiner Zwanzig-Dollar-Note. »Samt allem, was ich weiß.«
    Sie steckte den Schein in den Zubehörschlitz. Der Automat klingelte und rasselte und spuckte schließlich ein nicht so besonders dauerhaft aussehendes Chemyl-Köfferchen aus. Ginevra hob es auf und umarmte ihn dankbar, während er auf seinen Fünfer wartete.
    »Bitte hör mit der Schmuserei auf!« Er spürte, wie sie zurückzuckte, und bemühte sich um einen sanfteren Tön. »Ich meine, wir haben jetzt einfach keine Zeit dafür. Ich möchte mit der Überprüfung von Athena Sue beginnen, sobald ich nur zum Werk hinauskomme. Wir werden uns ein Taxi nehmen und unterwegs reden.«
    »Wie du willst, Pip, Liebling.« Sie nickte demütig. »Aber bevor wir aufbrechen, könnte ich nicht etwas zu essen haben? Ich bin seit gestern vier Uhr hier gestanden und bin fast verhungert!«
    Ärgerlich über das neuerliche Zeitversäumnis führte er sie ins Flughafenbuffet. Es war fast leer. Zwei ältliche Jungfern durchbohrten Ginevra mit Blicken, tuschelten giftig und stolzierten selbstgerecht hinaus. Zwei Matrosen grinsten vielsagend, und einer steckte augenzwinkernd den Daumen zwischen Zeige- und Mittelfinger. Der Angestellte am
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