Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Titan - 2

Titan - 2

Titel: Titan - 2
Autoren: Heyne SF Classics
Vom Netzwerk:
herrlichen Schimmer des aufregend roten Lacks. Er trat noch etwas zurück und musterte hingerissen die dreidimensionale Flammenschrift über dem Automaten:
     
    G INEVRA
    D ER NEUESTE , VITALISIERTE K ONSUMARTIKEL !
    K EIN R OBOTER , ABER – W AS IST SIE ?
     
    Die leuchtenden Buchstaben zerspritzten zu einem Feuerwerk tanzender Lichtfunken, die erneut zu flammenden Worten verschmolzen. Ginevra, der neueste Konsumartikel, war von Solar Chemistics Incorporated patentiert worden. Ihr makelloser Körper war von automatischen Maschinen geschaffen worden und garantiert nie mit Menschenhand in Berührung gekommen, absolut jungfräulich. Sie war durch psionische Prozesse ausgebildet, garantiert sanftmütig und friedfertig. Der spezielle Einführungspreis für sie betrug – nur ganz kurze Zeit – lächerliche vier Dollar fünfundneunzig.
    »Was Sie auch von Beruf sind, ich bin ganz sicher, daß Sie mich brauchen.« Sie beugte sich aus der engen Verkaufsnische heraus, und ihre dunkle Stimme folgte ihm beschwörend. »Ich kann jedem etwas bieten.«
    Chimberley zögerte, drehte sich um.
    »Das könnte schon sein«, murmelte er widerstrebend. »Ich will allerdings nur ein paar kleine Informationen. W-wissen Sie, ich bin Kybernetiker.« Er nannte ihr seinen Namen.
    »Ich heiße Ginevra.« Sie lächelte, wobei ihre perfekten weißen Zähne aufblitzten. »Modell 1, Seriennummer 1997-A-456. Ich würde Ihnen gerne gefällig sein, aber Sie müssen mich leider zuvor kaufen. Sie möchten mich doch haben, nicht?«
    Chimberleys langes Pferdegesicht nahm die Farbe von nassen Ziegeln an. Es war eine traurige Tatsache, aber er hatte nie irgendeine Frau wirklich haben wollen. Seine besten Freunde waren Digitalcomputer; Menschen hatten ihn immer gelangweilt. Er konnte nun nicht verstehen, warum es in seinen Ohren so seltsam pochte, oder warum er seine Hände so zusammenkrampfte.
    »Ich bin in einer beruflichen Angelegenheit hier«, erklärte er förmlich. »Deshalb bin ich stehengeblieben. Ich bin nämlich ein Entstörungstechnologe von General Cybernetics.«
    »Ich dachte, ein Kybernetiker? Was ist ein kybernetischer Entstörungstechnologe?« Psionische Wissensvermittlung hatte anscheinend ihre Grenzen, aber der verwirrte Knick in Ginveras zarten Brauen wirkte trotzdem bezaubernd.
    »Nun, meine Firma baut die Managercomputer, die in den meisten großen Konzernen die menschlichen Manager ersetzen«, erklärte er ihr geduldig. »Ich habe die Aufgabe, für ihr klagloses Funktionieren zu sorgen. Genaugenommen sind die Anlagen ja so konzipiert, daß sie sich selbst überwachen und reparieren. Sie haben nie wirkliche Pannen. Üblicherweise liegt es nur daran, daß die Menschen sich nicht die Mühe machen, sie zu verstehen.«
    Er tat die menschliche Beschränktheit mit einem Fingerschnippen ab.
    »Jedenfalls, als ich heute abend in meine Pension zurückkam, fand ich dieses Telegramm von Schenectady vor. Das erste Mal, daß ich von irgendwelchen Schwierigkeiten hier im Land der Sonne hörte.« Er blinzelte sie fragend an. »Ich versteh’s ja immer noch nicht ganz, aber vielleicht können Sie mir sagen, was los ist.«
    »Vielleicht kann ich das«, sagte sie einschmeichelnd. »Aber dann müßten Sie mich schon zuerst kaufen.«
    »Das Problem liegt bei Ihnen«, knurrte er vorwurfsvoll. »Zumindest hab’ ich das dem Kabel entnommen, obwohl die Nachricht etwas zu knapp gefaßt war – unser eigenes Management ist automatisiert, selbstverständlich, und manchmal nimmt der Computer nicht genügend Rücksicht auf die begrenzte Auffassungsgabe menschlicher Angestellter.«
    »Aber ich bin kein Problem«, widersprach sie fröhlich. »Versuchen Sie es nur einmal mit mir.«
    Auf seinen Handflächen brach kalter Schweiß aus. Vor seinen Augen flimmerte es. Er blickte starr an dem Mädchen vorbei auf den mächtigen Verkaufsautomaten und versuchte erbittert, seine aufgerührten Gefühle zu bezwingen.
    »Es ist erst vier Stunden her, daß ich das Telegramm bekam. Hab’ natürlich sofort alles liegen und stehen lassen. Ich mußte ja so schnell wie möglich feststellen, was mit Athena Sue nicht stimmt – sie ist die Computeranlage, die wir zur Leitung von Solar Chemistics bauten. Ich hab’ nur mit knapper Not das Abendflugzeug erwischt. Jetzt muß ich schleunigst feststellen, wo der Wurm liegt.«
    »Welcher Wurm?« erkundigte sie sich mit bezauberndem Lächeln. »Möchten Sie hier Angeln gehen?«
    »Es sieht so aus, als wären die Direktoren von Solar
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher