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Titan - 2

Titan - 2

Titel: Titan - 2
Autoren: Heyne SF Classics
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sprach dagegen.
    »Warum tust du das?« fragte er zornig.
    Ato zuckte die Achseln. »Erschieße mich, dann erfährst du es, Sam. Tu es ruhig. Oder nein, ich will es dir lieber sagen. Es wäre völlig wirkungslos, auf mich zu schießen, denn zwischen dir und mir befindet sich dieser Friedensschild, von dem ich dir erzählt habe. Er ist eingeschaltet, seid du mit etwas hereinkamst, das meine Detektoren als Waffe identifizierten. Und ein anderer Schild umschließt das Schiff. Ihr besitzt keine Waffe, mit der ihr es vernichten könntet.«
    Sam drückte ab – mit kalter Entschlossenheit. Einen Augenblick später hing die leere Waffe nutzlos in seiner Hand, und auf dem Boden lagen sieben plattgedrückte Klümpchen Blei. Ato war unverletzt.
    »Also gut«, sagte Sam endlich. »Ich nehme an, ich hätte die letzte Patrone für mich selber aufheben sollen. Was jetzt?«
    »Wer weiß, was nach dem Tode kommt?« fragte Ato leise. »Sam, glaubst du denn, wir wollen das, was du des Raumfahrers Bürde nennst? Begreifst du nicht, daß auch unsere Geschichte uns die Folgen zeigt? Diese Situation ist für den Überlegenen ebensowenig gesund – sie läßt ihn von innen her verfaulen, wenn du verstehst, was ich meine. Zeigt nicht deine Geschichte – wie es meine tut –, daß echter Frieden und Fortschritt nur unter Gleichberechtigten, unter Ebenbürtigen möglich ist?«
    Er stieß einen Laut aus, der beinahe wie ein Seufzen klang. »Mir gefällt deine Lösung nicht, Sam. Sie gefällt mir ganz und gar nicht. Aber unsere gefällt mir noch weniger. Und wenn du für die bessere Lösung sterben kannst, sollte da ein Perui weniger tun?«
    Er legte einen kleinen, roten Hebel um.
    »Du kannst nun zu mir gelangen, Sam. Damit wird der Schutzschild zwischen uns ausgeschaltet. Doch nun werde ich deine Hilfe brauchen – wenn von diesem Schiff und seiner Bibliothek etwas für dein Volk erhalten bleiben soll. Es sind zwei Leute erforderlich, wenn man einen Teil des Schilds aufrechterhalten will, während der übrige ausgeschaltet ist. Da – dieser Schalter – und dieser Hebel – so…«
    Ich habe dich gewarnt, sagte irgendetwas in Sams Kopf. Du wolltest ja unbedingt auf den Mond. Jetzt wirst du sterben.
    Ein anderer Teil seines Bewußtseins jedoch spielte das Stück zu Ende, wie es seine Rolle vorschrieb.
    Schweigend stand er neben Ato, beobachtete die Fernsehschirme und drückte einen bestimmten Hebel hinunter, während das Fernlenkgeschoß vom Versorgungsschiff auf sie zuraste. Es ist schlimm, sterben zu müssen, dachte er. Aber wenn es schon sein mußte, dann war es gut, wenn einen jemand begleitete… ein Freund.
     

J ACK W ILLIAMSON
K ONSUMARTIKEL
    Das Mädchen war in der Nische des Verkaufsautomaten angekettet.
    »Hallo, Freunde!« Ihr sehnsüchtiger Ruf verhallte klagend in den leeren Winkeln des trüb beleuchteten Warteraums. »Möchte mich nicht jemand kaufen?«
    Die meisten der schläfrigen Flugpassagiere von Kansas City, die aus der warmen Wüstennacht in die Ankunftshalle traten, starrten das Mädchen an, als sei es eine Art Ungeheuer, und hasteten weiter, doch Pip Chimberley wurde bei dem Anblick schlagartig munter und blieb stehen.
    »Abend, Süßer.« Das Mädchen lächelte ihn aus aufreizend großen blauen Augen an. Die Ketten klimperten, als sie hoffnungsvoll die Hände hob, um ihr kupferfarbenes Haar zurechtzustreichen. Ihr schlanker, gebräunter Körper glitt geschmeidig in eine Pose, bei der ihr hauchdünner Chemistik-Büstenhalter zu bersten drohte. »Ich gefall Ihnen, ja?«
    Chimberley schluckte. Er war ein knochiger junger Mann mit einem Schnabel von Nase, einem unterernährten mausbraunen Schnurrbart und drei akademischen Graden in Kybernetik. Seine blaßbraunen Augen wandten sich verwirrt von dem Mädchen ab, irrten fasziniert wieder zurück.
    »Wollen Sie mich nicht kaufen?« Ihre einschmeichelnde, samtige Stimme war wie eine Liebkosung. »Auf diese kleine Summe wird es Ihnen doch nicht ankommen, und ich weiß, daß ich Ihnen gefallen werde. Ich mag Sie.«
    Mit einem erstickten Laut schnappte er nach Luft.
    »Nein!« Aufkeimende Panik ließ seine Stimme zu einem heiseren Krächzen werden. »Ich bin kein Kunde. Mein Interesse ist – äh – beruflich.«
    Er wich hastig von der grell beleuchteten Verkaufsnische zurück und zwang sich, den Blick von dem Mädchen auf den Automaten zu richten. Maschinen waren ihm vertraut, und diese fand er besonders anziehend: das verführerisch stromlinienförmige Gehäuse, den
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