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Titan 19

Titan 19

Titel: Titan 19
Autoren: Brian W. Aldiss , Wolfgang Jeschke
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Datenskalen verkündeten, daß der Ladeprozeß abgeschlossen war, aber nichts deutete an, daß der Wiederbeginn der Reise bereits berechnet worden war. Randy überlegte, ob er dem Schiff einen Tritt in den Sicherungskasten versetzen sollte, und entdeckte dann plötzlich, daß die Schleuse weit offen stand und den Blick auf die See und den Sand und die Sonne freigab. Die würzige Luft der Insel lockte ihn und er folgte vergnügt ihrem Ruf.
    Draußen herrschte Überfüllung. Ringsum standen grüne Sofas, besonders dicht in der unmittelbaren Umgebung des Schiffes, aber auch in allen Richtungen über das Gras verstreut, soweit Randy blicken konnte, als bedeckten sie die ganze Insel. Und auf ihnen lagen Mädchen jeder Beschreibung, jeder Größe und in allen Farben. Sie trugen Kleider in dem Schnitt, der ihm bereits vertraut war, in allen Schattierungen des Regenbogens, obwohl rot und blau offensichtlich überwogen. Ansonsten glichen sich die Mädchen nur darin, daß sie betörend schön waren, und ihre tiefen, klaren Augen Randy fixierten, als wäre ihr ganzes Leben speziell für diesen einen ekstatischen Augenblick geschaffen worden. Als er erschien, ging eine Welle des Entzückens über seine Verehrerinnen, und er glaubte, er hörte die Insel selbst im schimmernden Schweigen des Morgens seufzen. Seine Verehrerinnen erwarteten ihn, und es gab viel zu tun. Ihr Parfüm lockte ihn.
    Einige Stunden lang war Randy äußerst beschäftigt. Arme und Körper und Beine lockten ihn in ein Dickicht willigen Fleisches, und Hunger und Vergnügen folgten einander mit hektischer Dringlichkeit. Er pflügte und grub seinen Weg quer durch diese unglaubliche Pflanzung von der Sonne durchtränkter Haut, abgelegter Kleider und üppigen Willkommens, bis seine Reaktionen zuviel Schmerz bereiteten, um weiterhin die Mühe wert zu sein, und die Pausen zwischen den einzelnen Gängen von unruhigen Träumen überschattet waren, in denen sein ganzes Wesen in Fragmente zu zerfallen und mit nicht aufspürbarer Endgültigkeit in den Sand zu zerbröckeln schien. Halb benommen gratulierte er sich zu seiner Leistung und gab sich am Ende der Hoffnung hin, daß er den Rest seiner Tage verbringen durfte, ohne noch einmal eine weibliche Gestalt sehen zu müssen.
    Er löste sich gewaltsam aus den Umarmungen seiner Verehrerinnen, plantschte im warmen Ozean herum, bis in seine Beine wieder bescheidenes Selbstvertrauen zurückkehrte, daß sie ihn wieder aufrecht würden tragen können. Glücklicherweise machten die Mädchen keine Anstalten, ihm zu folgen, sondern bewunderten ihn anbetungsvoll von der Küste aus, nachdenklich auf ihren Sofas wogend. Randy aß ein paar frische Früchte und wanderte außer Reichweite mit einem höflichen Lächeln um die Lippen am Strand entlang. Er betrachtete die Mädchen leidenschaftslos und dachte intensiv nach.
    Plötzlich bemerkte er unter den Sonnenbadenden das Mädchen in Blau, das er in der vergangenen Nacht von Blättern und einem zerrissenen Kleid bedeckt zurückgelassen hatte. Offenbar hatte sich ihr die Nacht im Freien keineswegs segensreich erwiesen. Sie lag abseits von den anderen, lag reglos auf der zerwühlten Couch, das Kleid wie ein verfaultes Leichentuch über sich gebreitet. Die gebräunte Haut, die ihn gestern so gelockt hatte, war jetzt fahl und blaß, wirkte an einigen Stellen ausgemergelt, und ihre Mähne aus dunklem Haar war zu einer schlaffen, abstoßenden Masse geronnen. Erschreckt von dieser offenkundigen Folge seiner Aufmerksamkeit ging Randy auf sie zu; der Begleiter hatte ihm versichert, daß es unter normalen Umständen keinerlei Kompatibilität zwischen den einheimischen Bakterien und Randys eigener Sammlung extragalaktischer Viren geben konnte. Aber die Umstände hatten sich ja auch ziemlich weit von den üblichen entfernt. Wenn das Mädchen Schwierigkeiten hatte, dann würde Randy vermutlich auch welche haben.
    Im ersten Versuch einer Diagnose griff er nach ihrer Hand. Sie löste sich sofort von der zusammensackenden Masse ihres Körpers und blieb ihm weich und schlaff zwischen den Fingern hängen, und aus dem abgetrennten Handgelenk tropfte ein grünlicher Saft. Die Finger zerbrachen und zerschmolzen in seiner Hand, und der Daumen fiel klatschend zu Boden. Angewidert schüttelte er das verrottende Gewebe ab und drehte das Gesicht des Mädchens zu sich herum. Es löste sich unter seiner Berührung auf, und seine Finger sanken dort, wo einmal ihre Augen gewesen waren, in schwarzen Teig.
    Randy rannte
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