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Titan 19

Titan 19

Titel: Titan 19
Autoren: Brian W. Aldiss , Wolfgang Jeschke
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Ruhms der Tausend Kaiser hatten das Galaktische Imperium mit der Macht ihrer Waffen neu geschaffen. Doch die Technik, der Große Vernichter, war gefürchtet und verboten. Nur Hexen und Zauberer erinnerten sich an das alte Wissen, und der Mob, in dem die Erinnerung an die schreckliche Vernichtung der Bürgerkriege wachgeblieben war, steinigte diese Sucher nach Wahrheit und verbrannte sie in den Städten, die auf den Ruinen der alten Kriege erbaut waren. Die uralten, mächtigen Raumschiffe – unzerstörbar, für die Ewigkeit gebaut – trugen auf Geheiß der Kriegs-fürsten Roß und Reiter, Feuer und Schwert durch die Galaxis. Das Zweite Imperium – vier Generationen nach der isolierten Barbarei – eine Feudalherrschaft, finster, grimmig; eine Kultur, die Bande aus Blut und Eisen zusammenhielten, und die Loyalität der Kriegerkönige, die die Sterne beherrschten…
    – Quintus Bland,
    ESSAIS ÜBER DIE GALAKTISCHE GESCHICHTE
     
I
     
    Kieron, Kriegsfürst von Walkür, schritt mit zornigen, schweren Schritten über den polierten Boden. Die flackernden Lichter des riesigen Spiegelsaals blitzten in den Juwelen seiner Paraderüstung und schimmerten auf seinem silbernen Umhang. Einen Augenblick lang blieb der Sternenkönig vor den hohen Doppeltüren aus gehämmerter Bronze stehen, und seine starken Hände spielten mit dem Heft seines Schwerts. Die hochaufragenden Janitscharen der Palastgarde standen reglos zu beiden Seiten des Bogens, die mächtigen Äxte auf den Steinboden gestützt. Es war gerade, als wären die finsteren Gedanken, die Kierons Bewußtsein durchzogen – für sie – undenkbar. Die hünenhaften Krieger von den großen Planeten der Plejaden waren schwerfällig, loyal und fantasielos. Und selbst ein Sternenkönig dachte nicht einmal im Traum daran, die geschlossenen Portale des Kaisersaals anzugreifen.
    Kierons Finger öffneten und schlossen sich wie im Krampf über dem juwelenverzierten Heft seiner Waffe; seine dunklen Augen blitzten zornig. Mit einem halblauten Fluch auf den Lippen wandte er sich von der Tür ab und fuhr fort, auf und abzuschreiten. Sein Begleiter, ein breit gebauter Mann im einfachen Kampfharnisch von Walkür musterte ihn ruhig unter buschigen gelben Brauen hervor. Er hatte die mächtigen Arme über den Zöpfen aus angegrautem blondem Haar verschränkt, die ihm bis zur Hüfte hingen, der Backenschutz seines Flügelhelms rahmte sein von tiefen Furchen durchzogenes Gesicht. Ein riesiges Schwert hing an seinem nackten Schenkel; eine breite Klinge mit einem abgewetzten, vom Schweiß durchtränkten Griff.
    Der Lord von Walkür unterbrach seinen zornigen Marsch und funkelte seinen Gefolgsmann an: »Beim Großen Vernichter, Nevitta! Wie lange sollen wir das noch ertragen?«
    »Geduld, Kieron, Geduld.« Der alte Krieger sprach mit der Vertrautheit lebenslanger Gemeinsamkeit. »Die stellen uns auf eine böse Probe, aber wir haben drei Wochen gewartet. Ein wenig länger kann nicht schaden.«
    »Drei Wochen!« Kieron blickte Nevitta finster an. »Wollen die uns zur Rebellion treiben? Ist das ihre Absicht? Ich schwöre es, nicht einmal von Gilmer selbst hätte ich das hingenommen!«
    »Der große Kaiser hätte uns nie so behandelt. Die Kämpfer von Walkür standen seinem Herzen immer am nächsten, Kieron. Was hier geschieht, verrät die Hand einer Frau.« Er spuckte auf den polierten Boden. »Mögen die sieben Höllen sie fordern!«
    Kieron brummte und wandte sich erneut zu der stummen Tür. Ivane! Ivane die Schöne… Ivane, die Planerin. Was für ein Teufelsgebräu sie jetzt wohl wieder mischte? Die Intrige war stets ihre Waffe gewesen – und jetzt, da Gilmer nicht mehr war und sie neben dem Großen Thron stand…
    Kieron verfluchte sie halblaut. Nevitta sprach die Wahrheit. Ivane hatte hier die Hand im Spiel. So sicher wie die Galaxien aus Sternen bestanden!
    Drei Wochen vergeudet. Lange Wochen. Einundzwanzig volle Tage, seit ihre Schiffe in der Kaiserlichen Stadt gelandet waren. Tage, in denen sie sich ihren Weg durch die Schwärme von Dilettanten und Höflingen gebahnt hatten, die den Kaiserlichen Palast füllten. Manchmal hatte Kieron nicht übel Lust, sich mit seinem Schwert den Weg durch die parfümierten Dandys zu bahnen!
    Seit einem vollen Jahr war Gilmer von Kaidor jetzt tot, und immer noch war der neue Hof ein Tollhaus winselnder Sykophanten. Dutzende von Bittschriften wurden bewilligt, und ein Favorit nach dem anderen trieb beim Kaiserknaben Toran alte Schuld ein. Und Kieron wußte
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