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Titan 14

Titan 14

Titel: Titan 14
Autoren: Ben Bova , Wolfgang Jeschke
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nämlich erkannt, daß Ratsherr Onswud all die Ladenhüter, die in den letzten fünfzig Jahren in seinen Lagerhäusern Staub angesammelt hatten, ihm und der Venture aufgeladen hatte, in der letzten schwachen Hoffnung, wenigstens etwas für jene halb vergessenen Investitionen zu bekommen. Die Ladung war mit zweiundachtzigtausend Maels bewertet worden; aber wenn er auch nur Dreiviertel davon in Bargeld zurückgebracht hätte, wäre alles gut gewesen.
    Statt dessen – nun, das Ganze begann mit einer glücklich gelaufenen Wette über eine juristische Frage mit einem Beamten des Imperiums in der Hauptstadt selbst. Und dann ein sechsstündiges Rennen, das er in durchaus fairer Weise gegen eine schnelle Privatyacht gewann – die alte Venture 7333 war im letzten Jahrhundert als Piratenjäger gebaut worden und war immer noch doppelt so schnell als man ihr ihrem Äußeren nach zutraute. Und damit hatte der Kapitän sein gesellschaftliches Debüt als Sportsmann gegeben und hatte somit an einer langen Reihe von Partys und Einladungen teilnehmen können.
    Einer höchst profitablen Reihe von Einladungen – die wohlhabenderen Bewohner des Imperiums konnten einfach einer kleinen Wette nicht widerstehen, und er bestand immer wieder darauf, daß sie auch etwas kaufen mußten!
    Und er wurde seine Ware los! Binnen zwölf Wochen war von seiner ursprünglichen Ladung, abgesehen von zwei Dutzend Bündeln teurer, aber wertloser Klingelholz-Angelruten und einem Dutzend Gros Ballen nützlicher, aber unattraktiver Allwettermäntel, nichts mehr übriggeblieben. Selbst wenn eine Wette dahinter stand, war niemand bereit, sie zu kaufen! Aber der Kapitän hatte das sichere Gefühl, daß Ratsherr Rapport diese beiden Posten der Ladung hinzugefügt hatte, in der Hoffnung, daß Pausert auch sie verklickern würde; daß es ihm also nicht gelungen war, auch sie an den Mann zu bringen, brach ihm nicht gerade das Herz.
    Und darüber hinaus hatte er zwanzig Prozent netto mehr eingenommen, als die Ladung angeblich wert war.
    Und zu guter Letzt kam noch diese Expreßlieferung von Medikamenten für Porlumma auf der Heimfahrt hinzu. Die Ladung allein hätte schon das Dreifache seiner Verluste aus der Miffelfarm ausgemacht!
    Der Kapitän grinste breit in die Nacht. Ja, die würden staunen – aber wo war er eigentlich im Augenblick?
    Er sah sich noch einmal in der engen Straße um und suchte das Hafenleuchtfeuer am Himmel. Da war es – etwas links und ein Stück hinter ihm. Irgendwie mußte er im Kreise gelaufen sein!
    Vorsichtig betrat er eine ungewöhnlich dunkle schmale Seitengasse. Die Stadt, in der er sich befand, war eine von denen, wo jeder des Nachts die Haustür sorgfältig versperrte und sich in beleuchtete umschlossene Höfe hinter dem Haus zurückzog. In der Nähe waren Stimmen und das Klirren von Geschirr zu hören, gelegentlich ein schrilles Lachen und rings um ihn Gesang; aber alles verlief hinter hohen Mauern, die wenig oder gar kein Licht zur Straße hin abgaben.
    Die Gasse gabelte sich plötzlich, und er fand sich vor einer weiteren Mauer. Er überlegte einen Augenblick lang und bog dann nach links. Ein paar hundert Meter weiter vorne war ein Lichtschein zu sehen, ein Hof, der in die Gasse mündete. Als er näher kam, war das Knallen von Türen zu hören und dann plötzlich ein lautes Stimmengewirr.
    »Iiiih!« schrillte eine hohe Kinderstimme. Das konnte tödlicher Schmerz, Schrecken, auch nur Hysterie sein. Der Kapitän begann zu laufen.
    »Ja, ich sehe euch schon dort oben!« rief ein Mann erregt auf Universal. »Jetzt habe ich euch erwischt – kommt runter von diesen Kisten! Ich ziehe euch bei lebendigem Leib die Haut ab! Zweiundfünfzig Kunden mit Magenkrämpfen – autsch!«
    Diesem Ausruf folgte ein Geräusch, das wie das Zusammenbrechen eines kleinen, schlecht gebauten hölzernen Hauses klang, und dann ein paar Aufschreie und ein wildes Schimpfen, von dem er nur wenige Worte verstehen konnte: »… hat die Kisten nach mir geworfen!« Dann wieder das Splittern von Holz.
    »He!« schrie der Kapitän indigniert.
    Jegliche Aktivität hörte auf. Der enge Hof, der von einer einzigen Glühbirne darüber grell beleuchtet wurde, war mit einem Durcheinander leerer hölzerner Kisten angefüllt. Ein sehr großer, korpulenter, ganz in Weiß gekleideter Mann, dessen Fuß sich in einer der Kisten verheddert hatte, stand da und fuchtelte mit einem Stock herum. Zwischen der Mauer und zwei der Kisten eingeklemmt und damit beschäftigt, über eine
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