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Titan 14

Titan 14

Titel: Titan 14
Autoren: Ben Bova , Wolfgang Jeschke
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einzige Ort in der Umgebung, der beleuchtet war.
    »Guten Abend, Sir!« sagte der mutmaßliche Ladenbesitzer, ohne sich umzusehen. Er saß mit dem Rücken zur Tür etwa in der Mitte des Ladens und musterte die Leewit auf eine Entfernung von etwa zwanzig Fuß.
    »… und dort kannst du ohne Essen und Trinken bleiben, bis morgen der Heilige Mann kommt!« fuhr er sogleich mit der angespannten Stimme eines Mannes fort, der die Hysterie hinter sich gebracht hat und wieder im Vollbesitz seiner Sinne ist. Der Kapitän begriff, daß er zu der Leewit sprach.
    »Dein anderer Heiliger Mann ist nicht besonders lang geblieben!« piepste das winzige Geschöpf und ignorierte den Kapitän immer noch. Offenbar hatte sie bis jetzt noch nicht die hinter ihm stehende Maleen entdeckt.
    »Aber der ist viel stärker – viel stärker!« erwiderte der Ladenbesitzer mit unsicherer Stimme, der man aber doch die Freude anmerkte. »Er wird dich schon austreiben, du kleiner Dämon – dem pfeifst du keine Knöpfe ab! Deine Zeit ist um! Geh nur und pfeif, soviel du willst! Meinetwegen läßt du jede Vase hier platzen…«
    Die Leewit blinzelte ihn nachdenklich aus ihren grauen Augen an.
    »Das könnte ich!« sagte sie.
    »Aber wenn du versuchst, dort herunterzuklettern«, fuhr der Ladenbesitzer fort und seine Stimme hob sich dabei, »dann hacke ich dich in Stücke – in kleine, kleine Stücke!«
    Dabei hob er den Arm und fuchtelte schwächlich mit etwas herum, in dem der Kapitän erschreckt eine prunkvoll verzierte, aber wahrscheinlich immer noch brauchbare antike Kriegsaxt erkannte.
    »Ha!« sagte die Leewit.
    »Entschuldigen Sie, Sir!« sagte der Kapitän und räusperte sich.
    »Guten Abend, Sir!« wiederholte der Ladenbesitzer, ohne sich umzusehen. »Was kann ich für Sie tun?«
    »Ich wollte mich erkundigen«, sagte der Kapitän zögernd, »wegen des Kindes.«
    Der Ladenbesitzer drehte sich in seinem Sessel herum und musterte den Kapitän aus zusammengekniffenen, rotgeränderten Augen.
    »Sie sind kein Heiliger Mann!« sagte er.
    »Hello, Maleen!« sagte die Leewit plötzlich. »Ist er das?«
    »Wir sind gekommen, um dich zu kaufen«, sagte Maleen. »Halt den Mund!«
    »Gut!« sagte die Leewit.
    »Sie kaufen? Machen Sie sich über mich lustig?« fragte der Ladenbesitzer.
    »Halt den Mund, Moonell!« Eine dünne, dunkelhaarige, entschlossen blickende Frau war unter der Tür aufgetaucht, die durch die hintere Wand führte. Sie trat unter den Regalen einen Schritt nach vorne, und die Leewit beugte sich aus dem obersten Regal nach unten und zischte. Die Frau zog sich blitzschnell wieder zurück.
    »Vielleicht will er das wirklich«, sagte sie etwas leiser.
    »Ich kann nicht an einen Bürger des Imperiums verkaufen«, sagte der Ladenbesitzer niedergeschlagen.
    »Ich bin kein Bürger«, erklärte der Kapitän kurzangebunden. Diesmal würde er den Namen seines Heimatplaneten verschweigen.
    »Nein, er kommt von Nikkei…«, begann Maleen.
    »Mund halten, Maleen!« sagte diesmal der Kapitän.
    »Ich habe nie von Nikkei gehört«, murmelte der Ladenbesitzer unsicher.
    »Maleen!« rief die Frau mit schriller Stimme. »So heißt eine von den anderen – Bruth, der Bäcker, hat sie bekommen. Dem ist das tatsächlich ernst! Er kauft sie…«
    »Hundertfünfzig Maels!« sagte der Kapitän schlau und erinnerte sich an Bruth, den Bäcker. »In bar.«
    »Nicht genug, Moonell!« rief die Frau. »Schauen Sie sich doch an, was sie alles zerbrochen hat! Fünfhundert Maels!«
    In dem Augenblick ertönte ein Geräusch, ein Ton, so dünn, daß der Kapitän ihn kaum hören konnte. Er stach in seine Trommelfelle, als hätte man ihn zweimal dicht hintereinander mit einer ganz dünnen Nadel gestochen. Rechts und links von ihm machten zwei glasierte kleine Krüge »Klink, Klink!«, waren plötzlich mit hauchfeinen Äderchen überzogen und zerbarsten.
    Schweigen senkte sich über den Laden. Jetzt sah sich der Kapitän aufmerksamer um und entdeckte hie und da andere kleine Häufchen zerborstener Töpferwaren – und Stellen, wo dem Anschein nach ähnliche Ruinen aufgefegt worden waren, so daß nur Spuren von buntem Staub zurückblieben.
    Der Ladenbesitzer legte die Axt vorsichtig neben seinem Stuhl ab, stand auf, schwankte ein wenig und ging auf den Kapitän zu.
    »Sie haben mir hundertfünfzig Maels angeboten!« sagte er, während er nähertrat. »Ich nehme es an, hier, sehen Sie – vor Zeugen!« Er ergriff die rechte Hand des Kapitäns mit beiden Händen und bewegte sie
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