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Tisch für drei

Tisch für drei

Titel: Tisch für drei
Autoren: Lindsay Gordon
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Ganz genauso.
    »Und jetzt bist du da«, murmelt er. Er drückt seine Finger in meine weiche Spalte, und ich öffne die Augen und stoße einen kurzen Schmerzensschrei aus. Seine Augen – die die Farbe des von der Sonne berührten morgendlichen Meeres haben – sind ganz auf mein Gesicht konzentriert. Ich zittere, meine Muschi zuckt hilflos rings um seinen Finger zusammen in dem Bemühen, das süße, unerträgliche Streicheln endlos in die Länge zu ziehen.
    »Wirst du ihn mir wegnehmen, du hübsches Mädchen?«, fragt er mich, und ich höre die Traurigkeit und den Zorn in seiner Stimme. Ich schließe die Augen und öffne sie erneut.
    Früher – vor der letzten Nacht – hätte mich die kalte, ruhige Stimme der Vernunft wieder zur Besinnung gebracht. Vor der letzten Nacht hätte ich gesagt: »Es war nur eine Nacht. Ein Experiment.« Ich hätte ihn angelogen, ebenso wie Michael und mich selbst.
    Jetzt lasse ich mich in dieses unversöhnliche, verlangende Blau fallen.
    »Wirst du mich wegschicken?«, erwidere ich. Meine Stimme bricht, zittert unter dem Druck meines rasenden Herzens.
    Er schluckt schwer. Der Druck seiner Finger in meinem Inneren lässt meine Beine weich werden, mir wird ganz schummrig im Kopf. Ich falle. Nein. Gott, ich bin bereits gefallen. Und zwar tief.
    »Nein.« Seine Stimme klingt tief und rau. »Ich kann dich nicht wegschicken.«
    Ihr Geruch und der Duft des Kaffees vermischen sich in meinem Gehirn zu einer erdigen, schweren, drogenartigen Mischung. Aus dem Blickwinkel sehe ich eine Bewegung, bemerke, wie er gähnend in der Tür stehen bleibt. Nackt, wie Gott ihn erschaffen hat … oder wie ein Gott selbst. Während ich sie weiterhin liebkose und verwöhne, sehe ich an ihr vorbei und ihm in die Augen. Er nimmt unseren Anblick in sich auf und lächelt.
    Ich ziehe meine Finger zwischen ihren Beinen hervor, als er um den Tisch herumgeht, und sie stöhnt leise enttäuscht auf. Aber nur, bis seine Hand ihren Unterkörper berührt und seine Lippen über die ihren streifen.
    »Habt ihr schon ohne mich angefangen?«
    »Ja«, entgegnet sie lächelnd.
    »Du bist spät dran«, füge ich hinzu.
    Ich stehe auf und lege ihm die Finger an die Lippen. Er kostet ihren Geschmack. Dann lege ich meine Hand in seinen Nacken und ziehe ihn zu mir heran, um ihn zu küssen. Seine Lippen sind von ihren Küssen der letzten Nacht noch wund, und ich strapaziere sie noch weiter. Als ich fertig bin, atmet er schwer und seine Lippen sind rot.
    Sie geht hinter ihn und wirft mir über seine Schulter hinweg einen Blick zu, um ihre Lippen spielt ein Lächeln. Ich lächle zurück. Ich kann ihr ebenfalls nicht widerstehen, mit ihren Augen in der Farbe des Abendhimmels und ihrem Übermut.
    Doch das Schicksal hätte es schlimmer mit mir meinen können …
    Wir bewegen uns im Einklang, umkreisen einander. Berühren uns, wenn wir uns zu nahe kommen, wenn wir der Schwerkraft des anderen anheimfallen. Sind gefangen von einem Verlangen, das uns verbindet, fesselt. Ich bin mir nicht sicher, wie ich hier reinpasse. Oder warum. Ich akzeptiere es einfach.
    Ich stehe hinter Michael. Er kniet. Ich streichle den Schwanz seines Liebhabers und führe ihn in seinen Mund. Ich sage ihm, er soll ihn lutschen. Ich nenne ihn eine Schlampe.
    Ich weiß, dass er mich schon bald dafür bestrafen wird, und der Gedanke daran lässt mich im Inneren ganz heiß werden. Ich sehe zu, fasziniert davon, wie sein Mund am Penis entlanggleitet und die mit Speichel bedeckte Haut glänzt. Es erregt mich, ihn so zu sehen: gefügig. Zu sehen, wie wir ihn dominieren, denn eigentlich gehören wir ihm. Er zähmt uns, hat uns gefangen und spielt mit uns, und wir benutzen ihn, bestrafen ihn im Gegenzug. Das ist unser Spiel.
    Schließlich drückt ihn sein Liebhaber weg. Wir warten und wissen nicht, was als Nächstes kommen soll: Die Regeln werden immer wieder neu aufgestellt. Wir improvisieren. Betrügen ein wenig, um uns einen Vorteil zu verschaffen … Ich weiß, dass Michael es tut: Seine Hände gleiten zu seinem Schwanz, und er versucht gar nicht erst, das zu verbergen.
    Sein Liebhaber lächelt. »Ich möchte, dass du sie fickst … Und ich will dich ficken.«
    Michael lächelt, weil er weiß, dass er gewonnen hat. Ich zweifle noch kurz und frage mich, ob ich nur durch Zufall hier bin, den Reiz des Neuen verkörpere. Oder vielleicht als notwendiges Übel angesehen werde. Aber als sich Michael erhebt und sich zu mir umdreht, sehe ich Verlangen in den Augen beider Männer, die
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