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Time-Travel-Triologie 01 - Die Prophetin von Luxor

Time-Travel-Triologie 01 - Die Prophetin von Luxor

Titel: Time-Travel-Triologie 01 - Die Prophetin von Luxor
Autoren: Suzanne Frank
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strahlend. »Das würde mich sehr freuen.« Er schaute über meine Schulter auf die Bleistiftskizze. »Sie sind sehr talentiert.«
    Als Rothaarige leide ich unter dem Fluch, daß die ganze Welt mitbekommt, wenn ich rot werde. »Danke«, sagte ich mit rosig glühenden Wangen.
    Er streckte seine schlanke Hand nach dem Skizzenbuch aus.
    »Darf ich?«
    Nach kurzem Zögern reichte ich ihm das Buch. Er blätterte in den akkuraten Wiedergaben von Gebäuden, Bäumen, Blumen und Händen herum, dann reichte er es zurück. »Sie haben eine sehr starke Hand«, urteilte er. »Sie sind offensichtlich Künstlerin.«
    Ich nickte. »Ich bin in der Werbung. Ich habe den SpeichenLeguan von TacoLitos entworfen.« Das sagte ihm offenbar nichts. Man mußte schon im Südwesten der Vereinigten Staaten leben, damit einem mein Speichen-Leguan ein Begriff war.
    »Wieso sind keine Menschen auf Ihren Zeichnungen? Nur Bauwerke und Pflanzen?«
    »Ich zeichne keine Menschen«, erklärte ich leicht verlegen.
    »Wieso nicht?«
    »Weil ich ihr Wesen nicht einfangen kann, ihre Persönlichkeit, ihren Geist. Sie werden flach, leblos. Wie CartoonFiguren.« Es wäre zu weit gegangen zu sagen, daß mir die Tiefe als Mensch fehlte, um die Gesichter meiner Mitmenschen richtig zu interpretieren.
    »Ich verstehe.« Er zündete sich eine Zigarette an. »Ich liebe Comics und Cartoons.«
    Ich lachte. Schweigend sahen wir zu, wie Touristen aus aller Herren Länder von einem Boot stiegen, sich hastig Luft ins Gesicht fächelten und Wasser aus der Flasche tranken. Es waren Australier darunter, die ihrem sengendheißen Sommer am anderen Ende des Planeten entflohen waren; deutsche Studenten, die in der Sonne erschauerten, in Shorts mit Rucksack; amerikanische Rentner mit Hut, Sonnenbrille und Kamera; und Gruppen von Asiaten in korrekter Kleidung, die wie wild Videoaufnahmen machten. Ich nestelte an meinem Anhänger herum. Anton sah mich an.
    »Was ist das für ein Anhänger, den Sie immerzu anfassen? Ist es ein Glücksbringer?«
    Ich wurde rot. »Nein. Ich habe ihn schon ewig, und ich spiele dauernd damit. Reine Gewohnheit.«
    Er hob die Silberkette an und betrachtete den Ankh aus der Nähe, vor allem die in das Silber gravierten Hieroglyphen.
    »Woher haben Sie ihn?«
    »Aus Kairo.«
    »Sie waren also schon einmal hier?«
    »Nein. In Luxor nicht. Nur in Kairo. Mein Vater hat Ägypten bereist, als ich acht Jahre alt war und meine Schwester zwölf. Lizza, unser Au-pair-Mädchen, hat immer auf uns aufgepaßt, wenn meine Eltern in einer diplomatischen Mission unterwegs waren. Wir waren mit Lizza im Suk, als diese Frau sich uns in den Weg stellte.«
    Ich sah alles so genau vor mir, als wäre es gestern gewesen. Die schmutzige, staubige Straße, unser korrektes Au-pairMädchen hinter uns, Cammy und ich händchenhaltend und zurückzuckend, als eine runzlige Ladenbesitzerin, die aussah wie einem Grimmschen Märchen entstiegen, uns in den Weg trat und nach uns rief, wobei ihre strahlenden schwarzen Augen prüfend unsere helle Haut musterten. Sie scheuchte uns in einen kleinen Laden und sah uns abwechselnd an, als müsse sie eine Entscheidung fällen. Dann hielt sie uns die silberne AnkhKette hin. Nach einem Moment streckte Cammy die Hand danach aus. Die Frau kreischte auf und riß die Kette an sich. Ängstlich zupfte Cammy an meinem Arm, doch nun legte die Frau die lange Silberkette mir um den Hals und begann zu lachen.
    Beide hatten wir Todesangst. Wir überließen es Lizza, zu bezahlen, was die Alte auch verlangen mochte, und rannten durch die verstopften Gassen davon, auf der Suche nach einem Ausgang aus dem furchteinflößenden, streng riechenden Markt.
    »Wissen Sie, was er bedeutet?« Antons Frage riß mich aus meinen Erinnerungen.
    »Nein. Cammy hat ihn nie anfassen wollen; sie behauptet, sie habe sich als Kind daran verbrannt«, sagte ich stirnrunzelnd.
    »Sie ist abergläubisch, was diese Sache angeht. Und außer ihr kenne ich niemanden, der Hieroglyphen lesen kann.«
    Sein kantiges Gesicht war nun dicht vor meinem, seine Brauen zogen sich konzentriert zusammen, dunkle Gläser verbargen seine Augen. »Ich kann Hieroglyphen lesen«, sagte er, ließ dabei die Kette los, rührte sich aber nicht vom Fleck.
    Ich blickte in getöntes Glas, fünf Zentimeter vor meiner Nase und spürte, wie mir der Atem stockte. Anton fuhr sich mit der Zunge über die Lippen.
    »Möchten Sie wissen, was darauf steht?« fragte er leise.
    Die Zeit stand still, ein Frösteln überlief mich,
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