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Time-Travel-Triologie 01 - Die Prophetin von Luxor

Time-Travel-Triologie 01 - Die Prophetin von Luxor

Titel: Time-Travel-Triologie 01 - Die Prophetin von Luxor
Autoren: Suzanne Frank
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plötzlich wurde mir kalt an diesem ägyptischen Nachmittag. In meinem Kopf spürte ich eine Stimme eher, als daß ich sie sagen hörte, hier scheidet sich der Weg. Welcher Weg? Würde Anton mich küssen und damit mein Leben auf den Kopf stellen? Das war wenig wahrscheinlich.
    »Verraten Sie es mir«, antwortete ich ebenso leise.
    Anton ließ sich zurücksinken und setzte seine Sonnenbrille ab. In der grellen Sonne zogen sich seine Pupillen zu schwarzen Stecknadelspitzen zusammen. »Es ist eine Zeit.«
    »Eine Zeit?« platzte ich enttäuscht heraus.
    »Genau. Eine Zeitbestimmung und der Name dieser Zeit. Das hier hat etwas mit ägyptischer Astrologie zu tun. Vielleicht kann Ihre Schwester Sie ja aufklären.«
    Sein Blick lag aufmerksam auf meinem Gesicht.
    Ich sah weg. Eine Zeit? Eine astrologische Zeit?
    Als phantasiebegabtes Kind und selbst noch als junger Teenager hatte ich mir ausgemalt, es sei eine geheime Botschaft, eine verborgene Identität. Irgendwas.
    »Eine Zeit«, war eindeutig eine Antiklimax.
    Anton stand auf und trat seine Zigarette aus. »Wir sehen uns später? Ja? Vielleicht können wir miteinander gehen?«
    »Miteinander gehen?«
    »Zum Son et Lumière?«
    »Ach so. Ja.« Die Enttäuschung über meine Kette hatte alle anderen Gedanken aus meinem Kopf vertrieben.
    »Das fände ich cool.«
    Anton hob seinen Rucksack auf und beugte sich zu mir herab. Ich hob den Kopf, und er küßte mich auf die Stirn. Nur ganz kurz, wie ein Bruder. Dann verschwand er, und der Wind blies dabei das verblichene grüne T-Shirt gegen seinen mageren Leib. Ich blieb ein wenig benommen sitzen. Nicht einmal vor mir selbst wollte ich zugeben, daß ich enttäuscht war. Ich bin wirklich nicht leichtsinnig, aber wer kann schon einer Ferienromanze widerstehen? Er war schon fast über die Straße, als ich ihm nachrief: »Anton?«
    Er drehte sich zu mir um, mit der Sonnenbrille vor den Augen und mit der Hand die Sonne abschirmend.
    »Was für eine Zeit?«
    Er legte eine Hand ans Ohr, und ich formte mit beiden Händen einen Trichter, ohne auf die Blicke zu achten, die ich mir damit einhandelte.
    »Die Zeit! Die astrologische Zeit!«
    Ich hörte seine Antwort, als hätte ich den Kopf unter Wasser.
    »Die RaEmhetep«, brüllte er zurück. »Der Name für die elfte Nachtstunde.«
    Mit einem gedankenverlorenen Winken kehrte ich zurück zu meiner Bank. Bizarr! Ich blickte auf die Kette, auf die winzige Gravur an der Seite. Die Schrift war noch genauso klar wie vor sechzehn Jahren. Das Silber hatte sich kein bißchen abgescheuert, obwohl ich mich nicht erinnern konnte, die Kette jemals abgelegt zu haben. So starrte ich auf den Nil und sann vor mich hin.
    Die RaEmhetep.
    Dann verbannte ich die Inschrift aus meinen Gedanken, ebenso wie den so ungezwungen gutaussehenden Mann, der es vorgezogen hatte, mich nicht zu küssen.
    Ich steckte meinen Skizzenblock und die Stifte ein und machte mich pläneschmiedend auf den Weg zum Tempel von Luxor.
    Der Spiegel war vom Dampf meiner Dusche beschlagen, aber ich konnte genug erkennen, um zu wissen, daß ich überwältigend aussah. Aufgrund meiner langen Nase und des kantigen Kinns hatte mein Gesicht schon immer zu kräftig für meine blasse Haut gewirkt, aber das war nicht zu ändern.
    Den langen schwarzen Rock mit Tank-Top und die gehäkelte Stola hatte ich keine sechs Stunden vor meinem Abflug gekauft. Die Sachen stammten aus meiner liebsten In-Boutique, ein warnendes Beispiel für die Risiken eines Impulskaufs. Ich legte mit dem Lippenstift etwas Kupferfarbe auf und kniff mich in die Wangen. Die trockene Luft wirkte Wunder an meinem Haar. Es fiel weich vom Scheitel bis knapp unter das Kinn, und in dem hellen Rot glänzten goldene und bronzene Highlights auf. Der Kontrast des schwarzen Outfits mit meiner rosa Haut ließ meine schrägstehenden Augen noch grüner und katzenhafter wirken. Ich fuhr mit der Zunge über meine frisch geputzten Zähne und stieg in meine Sandalen.
    In der Lobby legte ich einen gebührend dramatischen Auftritt hin und würgte hastig meine Überraschung darüber hinunter, daß der charmante Rucksäckler nun Leinenhosen und einen Kaschmirpullover trug. Und eine Brille. Er gab mir einen Kuß auf die Wange und überreichte mir eine weiße Blume, dann machten wir uns zu Fuß auf den Weg.
    »Reisen Sie eigentlich zum Vergnügen oder zum Spaß?« fragte ich.
    Er lachte, während wir einer Gruppe bettelnder Kinder auswichen, ohne auf ihr »Bakschisch! Bakschisch!«-Geschrei zu
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