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Time-Travel-Triologie 01 - Die Prophetin von Luxor

Time-Travel-Triologie 01 - Die Prophetin von Luxor

Titel: Time-Travel-Triologie 01 - Die Prophetin von Luxor
Autoren: Suzanne Frank
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multikulturellen Pöbels, der sich davor versammelt hatte, gehörte Karnak zu den eindrucksvollsten Anlagen, die ich je gesehen hatte, vor allem in der Nacht. Lampen erhellten die langgezogene Allee der Widdersphingen, und der ganze Tempel wirkte wie eine Verkörperung des Mysteriösen und Okkulten. Ich befingerte meinen Ankh-Anhänger und spürte einen Schauer, ähnlich jenem im Suk, über meinen Rücken laufen; einen winzigen Moment lang zweifelte ich, ob mein Plan für diesen Abend wirklich so weise war. Doch nur einen winzigen Moment. Ich hatte nicht vor, irgend etwas zu stehlen oder zu zerstören, ich wollte nur ein paar außergewöhnliche Aufnahmen von dieser Anlage machen. Vielleicht würde ich die Bilder sogar verkaufen und dadurch einen Teil der Reisekosten wieder einspielen können.
    »Heute abend ist die Vorführung auf französisch«, eröffnete mir Anton. »Ich hoffe, das ist kein Problem für Sie?«
    Ich lächelte. »Nein. Französisch ist meine zweite Sprache, auch wenn ich eindeutig keinen Pariser Akzent habe.«
    Ein dröhnender Gongschlag kündete an, daß die Show gleich beginnen würde, und wir mischten uns in das Gedränge, um Karten zu kaufen und die Tore zu passieren. Plötzlich wurden wir in die Dunkelheit gestoßen … dann richteten sich ein paar vereinzelte Scheinwerfer auf die mächtig aufragenden Steinpylone.
    Eine sinnliche Frauenstimme kündigte vor dissonanter Hintergrundmusik an: »Möge der Atem Shus deine Braue streichen, o müder Reisender.« Eine Männerstimme gesellte sich dazu. »Schreite nun in die Fußstapfen der Königsfamilie von Theben und betrete das Haus des Gottes, ein Haus, das über zweitausend Jahre hinweg für den Gott, seine menschliche Familie und seine Priester erbaut wurde. Lausche der geflüsterten Antwort des allwissenden, allseienden Schöpfers. Schreite voran, o Sterblicher, und schaue den verborgenen Glanz des Unerkennbaren.«
    Anton ergriff mit seiner warmen, trockenen Hand meine, und wir gingen mit der Menge weiter. Das Licht des Mondes verschwand, als wir den Vorhof durchquerten und, vorbei an einer riesigen Statue Ramses des Zweiten, in den großen Säulensaal traten.
    Plötzlich wurde mir bewußt, wie verschieden von unserer modernen Welt tatsächlich das alte Ägypten war, wo es tierköpfige Götter gab, wo Brüder ihre Schwestern heirateten und alle halbnackt herumliefen. Es schien unendlich weit von unserem westlichen Denken entfernt zu sein.
    Die Fremdartigkeit meiner Umgebung ließ mich schaudern. Nicht nur, daß ich hier nicht auf heimischem Boden war, alles kam mir so eindringlich und auf geradezu verstörende Weise exotisch vor.
    Immer noch tönte die Stimme über der ehrfürchtig schweigenden Menge. »Hier in Karnah zeigen sich die Dynastien in ihrer ganzen Erhabenheit. Ich bin der Neter: der Allvater, die Mutter, die den Urquell alles Lebens geboren hat. Ich bin die Sonne des Tages und der Verteidiger der Nacht.«
    Dann sprachen die Stimmen gemeinsam: »Alles, was ist, erschaffe ich aus dem Chaos. Ich schreite voran, um den Menschen einen Lebenspfad zu bahnen. Komm und verehre das Ewige.«
    Die nächste gute Stunde malte ich mir den Tempel in all seiner Pracht aus: Priester mit rasierten Köpfen, in Leopardenfelle gekleidet, die hin und her eilten, um alle möglichen eingebildeten Bedürfnisse des goldenen Gottes zu befriedigen; die niemals endenden Bauarbeiten, weil jeder Pharao dem Tempel seinen unvergänglichen Stempel aufzudrücken versuchte; die Massen an Gold und Juwelen, die angeblich den Tempel geschmückt hatten. Als die Lichter rund um den Heiligen See erstrahlten, begriff ich, daß ich mich beeilen mußte, falls ich über Nacht bleiben und den Sonnenaufgang im Tempel von Karnak miterleben wollte.
    Wir schwammen im Strom mit, der von der Touristenpolizei mit höflichen, aber bestimmten Gesten durch den Tempel geleitet wurde. Anton legte den Arm um meine Taille, damit ich nicht zerquetscht wurde. Als wir, noch innerhalb der Umzäunung, aus dem uralten Gemäuer traten, sah ich meine Chance kommen.
    »Anton, da drüben ist ein Waschraum. Bitte entschuldigen Sie mich einen Moment.«
    Er sah mich entgeistert an. »Ach, Sie meinen die Toilette? Diese amerikanischen Euphemismen für ganz natürliche Bedürfnisse verstehe ich einfach nicht«, brummelte er. »Gehen Sie, ich werde auf Sie warten.«
    Damit war es Zeit für Plan Zwei. »Seien Sie nicht albern. Da drüben, gleich hinter dem Tor, ist ein Café. Warten Sie dort auf mich, ich komme
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