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Tim Burton: Der melancholische Magier. Mit einem Vorwort von Johnny Depp (German Edition)

Tim Burton: Der melancholische Magier. Mit einem Vorwort von Johnny Depp (German Edition)

Titel: Tim Burton: Der melancholische Magier. Mit einem Vorwort von Johnny Depp (German Edition)
Autoren: Tim Burton , Mark Salisbury
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uns auch mit unserer eigenen Vergangenheit auseinander. Wir stritten darum, wer besser sei: Captain Kangaroo oder Mister Rogers , Wink Martindale oder Chuck Woolery, zwei der besten Gameshow-Moderatoren, die jemals im Fernsehen aufgetreten waren. Wir lachten und weinten zusammen wie vierzehnjährige Schulkumpel. Sogar einige Moderatoren aus den regionalen Kinderprogrammen, die als Pantomimen oder Clowns auftraten, zogen wir als Vergleich heran. Wir experimentierten viel herum und beschränkten uns schließlich auf das Wesentliche. Die Arbeit an dieser Figur werde ich noch lange in Erinnerung behalten.
    Den Film mit Tim zusammen zu drehen war eine große Freude. Ich hatte das Gefühl, unsere Gehirne seien über einen heißen Draht miteinander verbunden, der ständig Funken erzeugt. In manchen Szenen war es ein ziemlicher Balanceakt. Wir versuchten, unsere Grenzen auszuloten, und trieben unsere Ideen in immer absurdere Höhen.
    Zu meiner Überraschung bot er mir während der Dreharbeiten zu CHARLIE an, eine Sprechrolle in seinem Stop-Motion-Film CORPSE BRIDE zu übernehmen, an dem er zeitgleich arbeitete. Umfang und Aufwand dieser beiden Projekte hätten für sich allein genommen so manchen Regisseur überfordert. Tim pendelte problemlos zwischen beiden hin und her. Er ist einfach eine Naturgewalt und mit einer unerschöpflichen, quasi übermenschlichen Energie gesegnet.
    Um es kurz zu machen, wir arbeiteten hart und hatten jede Menge Spaß dabei. Wir konnten uns ausschütten vor Lachen über alles und nichts – irgendetwas fand sich immer. Wir ahmten abwechselnd unsere Lieblingsentertainer aus vergangenen Zeiten nach, so brillante Leute wie Charles Nelson Reilly, George Jessel, Sammy Davis Jr. (immer ein Vergnügen), Schlitzie (aus dem Film Freaks von Tod Browning) usw. Die Liste ließe sich endlos fortsetzen, doch die Namen würden immer unbekannter werden und die Leser womöglich das Interesse verlieren. Wir führten tiefschürfende philosophische Gespräche darüber, ob sich die Gäste der Dean Martin Celebrity Roasts bei der Aufzeichnung der Sendungen tatsächlich im selben Raum befanden.
    Tims Filmwissen ist einfach atemberaubend und fast schon beängstigend groß. Einmal habe ich zum Beispiel erwähnt, dass meine Freundin Vanessa gern schlechte Katastrophenfilme schaut. Tim geriet deswegen ganz aus dem Häuschen, seine Hände wedelten gefährlich durch die Luft. Er ratterte eine Liste von Filmen herunter, von denen ich mein Lebtag noch nicht gehört hatte. Wir einigten uns schließlich auf ein paar Klassiker, die Tim für uns aus seiner persönlichen Sammlung heraussuchte – Filme wie Der tödliche Schwarm und Der Tag, an dem die Welt unterging . Und dann drückte er mir noch ein bisschen was zur Entspannung in die Hand: Monster Zero und Das Dorf der Verdammten .
    Was das Kino und das Filmemachen angeht, ist Tim in keiner Weise abgestumpft. Jedes Projekt ist für ihn genauso aufregend wie am Anfang seiner Karriere.

    Wenn ich mit ihm arbeite, habe ich stets das Gefühl, ein Haus voller Stolperfallen und anderer Gefahren zu betreten. Niemand ist darin gänzlich sicher. Alles geschieht ohne Netz und doppelten Boden. Und trotzdem stellt sich das Gefühl von Behaglichkeit und sogar Heimat ein. Weil man einander ständig vertrauen muss, das ist der Schlüssel zum Erfolg. Ich weiß, dass Tim mir vertraut, und dafür bin ich zutiefst dankbar. Auch wenn ich natürlich immer noch große Angst habe, ihn zu enttäuschen. Wie stets, wenn er mich bittet, in seinen Filmen mitzuwirken. Um bei Verstand zu bleiben, klammere ich mich an das Wissen um sein Vertrauen in mich und die Gefühle, die ich ihm entgegenbringe.
    Was kann ich sonst noch über ihn sagen? Er ist ein Bruder, ein Freund und der Vater meines Patenkindes. Er ist ein einzigartiger und mutiger Mensch, für den ich bis ans Ende der Welt gehen würde. Und ich weiß, er würde dasselbe für mich tun.
    So … jetzt habe ich alles gesagt.
    Johnny Depp,
Dominica, Westindische Inseln, im Mai 2005
    Tim Burton am Set von BEETLEJUICE

I n den achtzehn Jahren seit der Veröffentlichung der ersten Ausgabe dieses Buches ist Tim Burton von einem visionären Regisseur, der alles, was er anfasst, in Gold verwandelt, zu einer eigenständigen Marke geworden. Der Begriff »burtonesk« wird auf Filmemacher angewendet, deren Werke düster, überspannt oder verschroben sind. Diese Entwicklung hat ihre Vorteile – zum Beispiel mehr Einfluss in Hollywood –, sie hat ihn zugleich aber
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