Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tim Burton: Der melancholische Magier. Mit einem Vorwort von Johnny Depp (German Edition)

Tim Burton: Der melancholische Magier. Mit einem Vorwort von Johnny Depp (German Edition)

Titel: Tim Burton: Der melancholische Magier. Mit einem Vorwort von Johnny Depp (German Edition)
Autoren: Tim Burton , Mark Salisbury
Vom Netzwerk:
Tim zurück. Wenn er nicht gewesen wäre, hätte ich mich vielleicht doch noch irgendwann für Möglichkeit drei entschieden und meinen Job bei dieser verdammten Serie gekündigt, solange mir noch ein Quäntchen Selbstachtung verblieben war. Dass Tim an mich geglaubt hat, war sicher ausschlaggebend dafür, dass Hollywood in der Folgezeit seine Türen für mich öffnete.
    Das zweite Mal habe ich mit Tim am Set von ED WOOD zusammengearbeitet. Von der Idee erzählte er mir, als wir einmal zusammen an der Bar des Formosa Cafés in Hollywood saßen. Ich war sofort Feuer und Flamme. Inzwischen ist es mir fast egal, was für einen Film Tim drehen will – ich bin auf jeden Fall dabei! Ich vertraue ihm blind –seinen künstlerischen Vorstellungen, seinem Geschmack, seinem Sinn für Humor, seinem Herzen und seinem Verstand. In meinen Augen ist er ein wahres Genie – und dieses Wort verwende ich wirklich nicht oft. Man kann seine Arbeit nicht beschreiben. Es ist keine Magie, denn das würde bedeuten, dass der Zuschauer irgendwie getäuscht wird. Reine Kunstfertigkeit ist es aber auch nicht, denn die könnte man sich aneignen. Tim einen Filmemacher zu nennen trifft es eigentlich nicht ganz. Das Wort »Genie« passt da schon viel besser – nicht nur, was seine Filme betrifft, sondern auch seine Zeichnungen, Fotografien, Gedanken, Ansichten und Ideen.
    Als ich gebeten wurde, das Vorwort zu diesem Buch zu schreiben, beschloss ich, es aus der Perspektive desjenigen zu tun, der ich damals gewesen bin, als er mich gerettet hat: ein Loser, ein Außenseiter, ein austauschbarer Fernsehdarsteller.
    Es ist nicht leicht, über jemanden zu schreiben, dem man so viel Achtung und Freundschaft entgegenbringt. Wie es überhaupt sehr schwer ist, die Arbeitsbeziehung zwischen einem Schauspieler und einem Regisseur zu beschreiben. Für mich reicht es völlig, wenn Tim ein paar zusammenhanglose Worte sagt, den Kopf schief legt, die Augen zusammenkneift oder mich auf eine bestimmte Weise ansieht. Dann weiß ich, was er in einer bestimmten Szene haben will. Und ich gebe mir stets die größte Mühe, ihm genau das zu liefern. Wie ich über Tim denke, kann ich deshalb nur dem Papier anvertrauen. Würde ich es ihm ins Gesicht sagen, würde er mir wahrscheinlich mit einem irren Lachen eins aufs Auge geben.
    Er ist ein Künstler, ein Genie, ein Sonderling, ein wahnsinniger, brillanter, mutiger, unglaublich witziger, loyaler, unangepasster, ehrlicher Freund. Ich stehe tief in seiner Schuld und bewundere ihn mehr, als ich sagen kann. Er ist einfach eine Klasse für sich. Außerdem kann keiner Sammy Davis Jr. besser nachahmen als er.
    Ich habe noch nie einen Außenseiter erlebt, der sich so gut in die Gesellschaft eingepasst hat – auf seine eigene Weise.
    Johnny Depp,
New York City, im September 1994

S eit meinem kurzen Dasein als Fernsehstar sind viele Monde vergangen. Inzwischen nenne ich diese Zeit für mich selbst die »Alles oder nichts«-Jahre. Man stelle sich einen verwirrten jungen Mann vor, der kurz davorsteht, als mediale Eintagsfliege zu verglühen. Einen Mann, für den seine erzwungenen Lehrjahre zwar sehr rentabel, aber in künstlerischer Hinsicht zutiefst unbefriedigend waren. Damals waren Fernsehschauspieler unter Filmleuten noch verpönt. Zum Glück war ich fest entschlossen – fast schon verzweifelt –, der Welt des Fernsehens, für mich Erfolg und Verderben gleichermaßen, den Rücken zu kehren. Meine Chancen standen ziemlich schlecht, bis Regisseure wie John Waters und Tim Burton den Mut und die Weitsicht aufbrachten, mir Gelegenheit zur Selbstentfaltung zu geben. Aber ich schweife ab … darüber habe ich bereits ausführlich geschrieben.
    Hier sitze ich über die Tastatur meines abgewrackten alten Computers gebeugt, der mich ebenso wenig versteht wie ich ihn, und versuche der Myriaden Gedanken Herr zu werden, die mir durch den Kopf wirbeln. Was hat sich in meiner Beziehung zu meinem alten Freund Tim seither verändert? Und wie geht man ein so persönliches Thema an? Für mich ist er immer noch genau derselbe Mann, über den ich vor knapp elf Jahren geschrieben habe. Obwohl sich die wunderbaren Ereignisse in unserem Leben inzwischen förmlich überschlagen und uns zu anderen Menschen gemacht haben – oder zumindest neue Facetten an uns zum Vorschein gebracht haben. Sie müssen wissen, dass Tim und ich inzwischen Väter geworden sind. Wow! Wer hätte gedacht, dass unsere Nachkommen einmal zusammen auf der Schaukel sitzen oder
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher