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Tim Burton: Der melancholische Magier. Mit einem Vorwort von Johnny Depp (German Edition)

Tim Burton: Der melancholische Magier. Mit einem Vorwort von Johnny Depp (German Edition)

Titel: Tim Burton: Der melancholische Magier. Mit einem Vorwort von Johnny Depp (German Edition)
Autoren: Tim Burton , Mark Salisbury
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Stop-Motion-Technik, insbesondere die Ray-Harryhausen-Filme, Raum geben würde. Mit CORPSE BRIDE hat er ein Märchen geschaffen, das vom Erzählton und Stil her zeitlos ist. In einer von Computeranimationen dominierten Welt kehrt Burton einmal mehr zu einer aufwendigen Technik zurück, einer Handwerkskunst, die seiner Ansicht nach ganz besonders dazu geeignet ist, wahre Emotionen zum Ausdruck zu bringen. »Es geht dabei um unausgesprochene, unterbewusste Dinge. Das gefällt mir so an dieser Technik«, sagt er. »Man kann es schwer in Worte fassen. Es hat etwas Magisches, Rätselhaftes und zugleich Greifbares. Ich weiß, dass man diesen Eindruck auch mit dem Computer erzeugen kann, wahrscheinlich sogar noch besser, aber die Stop-Motion-Technik besitzt eine gewisse handgefertigte Qualität, die zumindest bei mir einen emotionalen Widerhall erzeugt. Vielleicht stecken nostalgische Gründe dahinter, aber ich glaube, dass auch das Medium selbst dazu beiträgt.«
    Inspirationsquelle für CORPSE BRIDE war ein osteuropäisches Gedicht aus dem 19. Jahrhundert. Es handelt von einem schüchternen, nervösen Bräutigam namens Victor, der bei der Hochzeit mit seinerVerlobten Victoria versehentlich die namengebende »Leichenbraut« heiratet und im Reich der Toten landet. Die Geschichte versammelt viele bekannte Motive aus Burtons Filmen, besonders aus BEETLEJUICE und SLEEPY HOLLOW . Victor, der von Johnny Depp gesprochen wird, ist ein typischer Burton-Held und die Spiegelung der beiden Welten – das Reich der Lebenden wirkt viel »toter« als das der Toten, das hingegen angenehm vertraut erscheint. Es ist kein Zufall, dass Victor aussieht wie der Junge aus VINCENT , nur etwas erwachsener – womit er wiederum Burton selbst ähnelt. »Das ist mir auch aufgefallen«, sagt Burton. »Ich hatte dasselbe Gefühl und habe es mir hinterher auch eingestanden. Man versucht eben, zu jedem Projekt eine persönliche Beziehung aufzubauen.«
    SWEENEY TODD – Der teuflische Barbier aus der Fleet Street stellte die sechste Zusammenarbeit zwischen Tim Burton und Johnny Depp dar, eine melodramatische und düstere Adaption des blutrünstigen Broadway-Musicals von Stephen Sondheim. Im Mittelpunkt steht ein Barbier aus dem 19. Jahrhundert, der nach Rache strebt, weil ein ruchloser Richter ihn unter falschen Anschuldigungen in die Verbannung schickte, um ihm Ehefrau und Tochter wegzunehmen. Burton hatte das mit dem Tony Award ausgezeichnete Musical das erste Mal bei einer Reise nach London in den frühen Achtzigern gesehen und danach mehrfach mit dem Gedanken gespielt, die Geschichte zu verfilmen. Immer waren jedoch andere Projekte dazwischengekommen. Diese Verzögerung war für ihn und den Film – den er als »Stummfilm mit Musik« bezeichnet – letzten Endes von Vorteil, wie er sagt: »Durch die zehn Jahre mehr Lebenserfahrung habe ich die Figur in einem ganz anderen Licht gesehen als früher. Dieses Grüblerische und Düstere versteht man erst, wenn man älter wird.« Die düstere Grundstimmung beherrscht den gesamten Film, der vom Grand Guignol beeinflusst ist und zum großen Teil von der Darbietung Johnny Depps (der für seine Rolle für einen Oscar nominiert wurde) und Helena Bonham Carters als Sweeney Todds findige Komplizin Mrs Lovett getragen wird.
    Bei der Erschaffung der Figur Sweeney Todd lehnten sich Burton und Depp visuell und stilistisch an die Darbietungen von Horrorfilmstars an, die sie in ihrer Jugend verehrt hatten; Schauspieler wie PeterLorre – dessen Film Mad Love (1935) beide sehr schätzen –, Boris Karloff oder Lon Chaney mit ihrem minimalistischen, aber dennoch ausdrucksstarken Schauspielstil. »Sweeney Todd ist eine tragische Figur«, sagt Burton. »Wir haben ihn eigentlich nie als Bösewicht oder Wahnsinnigen gesehen. Er ist von einer bestimmten Vorstellung besessen. Alles andere interessiert ihn nicht.« Und er ist ein Serienmörder. Dennoch gelingt es Johnny Depp, diesen zutiefst traumatisierten Mann mit einer Menschlichkeit darzustellen, die es dem Zuschauer ermöglicht, nicht nur mit ihm zu fühlen, sondern ihn auch dann noch sympathisch zu finden, wenn er seinen Opfern mit dem Rasiermesser die Kehle aufschlitzt.
    Das Kinderbuch Alice im Wunderland (1865) und seine Fortsetzung Alice hinter den Spiegeln (1871) von Lewis Carroll sind schon oft für das Kino adaptiert worden – die erste Filmversion stammt aus dem Jahr 1903. Doch nur wenigen Verfilmungen ist es gelungen, den anarchischen Geist und die absurde
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