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Tim Burton: Der melancholische Magier. Mit einem Vorwort von Johnny Depp (German Edition)

Tim Burton: Der melancholische Magier. Mit einem Vorwort von Johnny Depp (German Edition)

Titel: Tim Burton: Der melancholische Magier. Mit einem Vorwort von Johnny Depp (German Edition)
Autoren: Tim Burton , Mark Salisbury
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Spielzeugautos, Monster und womöglich sogar ein paar Krankheitskeime austauschen würden? Ich jedenfalls hätte es nie für möglich gehalten.
    Wenn ich Tim als stolzen Vater vor mir sehe, kommen mir unwillkürlich die Tränen. Wie immer liegt es an seinen Augen. Tims Augen haben stets auf besondere Weise geleuchtet, ob er nun traurig war, müde oder aufgewühlt. Aber heute kann man sie glatt mit Laserstrahlen vergleichen! Forsche, lächelnde, zufriedene Augen, in denen der Ernst vergangener Jahre liegt, aber auch das Versprechen auf eine wunderbare Zukunft. Das war vorher nicht so. Von außen betrachtet, schien er ein Mann zu sein, dem es an nichts fehlte. Aber dennoch wirkte er irgendwie unvollständig, als würde sich in seinem Innern eine Leere verbergen. Es ist ein merkwürdiger Zustand. Glauben Sie mir … ich weiß, wovon ich spreche.
    Tim mit seinem Sohn Billy zu sehen, ist eine wahre Freude. Zwischen ihnen besteht eine Verbindung, die weit über alles Sagbare hinausgeht. Ich habe das Gefühl, dass Tim in Billy seinem eigenen früheren Selbst begegnet, das sich aufmacht, alles Unrecht der Welt zu bekämpfen, oder mehr noch: die Welt gleich neu zu erfinden. Dieser Tim wartet nur darauf, die Hülle des unfertigen Mannes, den wir alle kennen und lieben, abzulegen, um als vollkommener, strahlender, fröhlicher Mensch wiedergeboren zu werden. Es ist ein echtes Wunder, und ich bin sehr glücklich, dass ich das miterleben darf. Der Mann, den ich jetzt als Teil des Trios Tim, Helena und Billy kenne, ist ein besserer und ausgelassenerer Mensch. Aber genug davon. Lassen wir die Sentimentalitäten, und fahren wir mit unserer Geschichte fort …
    Im August 2003 war ich in Montreal und arbeitete an einem Film namens Das geheime Fenster , als ich einen Anruf von Tim erhielt. Er fragte mich, ob ich in der darauffolgenden Woche nach New York kommen könne, weil er etwas mit mir besprechen wolle. Er erwähnte weder Namen noch einen Filmtitel, eine Geschichte oder ein Drehbuch – nichts Konkretes. Aber natürlich sagte ich trotzdem mit Freuden zu, und wir verabschiedeten uns mit einem »Bis bald«. Als ich das New Yorker Restaurant betrat, saß Tim mit einer Flasche Bier in einer dunklen Nische. Nachdem wir uns kurz über unsere Kinder und unsere Familien ausgetauscht hatten – unser erstes richtiges Vätergespräch –, gingen wir zum eigentlichen Thema des Abends über: Willy Wonka.
    Zuerst war ich sprachlos und dann überrascht von den unglaublichen Möglichkeiten, die Tims Version des Klassikers Charlie und die Schokoladenfabrik von Roald Dahl bot, und schließlich geplättet, als er mir tatsächlich die Rolle des Wonka anbot. Für jemanden, der in den 1970er- und 1980er-Jahren aufgewachsen ist, war die erste Filmfassung mit Gene Wilder (der einen großartigen Wonka abgibt) ein alljährliches Ereignis. Das Kind in mir war deshalb euphorisch, dass ich für diese Rolle in Betracht gezogen wurde. Gleichzeitig war mir nur allzu klar, dass jeder Schauspieler seine eigene Mutter verkauft hätte, um diese Rolle zu erhalten. Außerdem war ich mir der vielen Kämpfe bewusst, die Tim im Laufe der Jahre mit den Studios ausgefochten hatte, um mein Mitwirken an seinen Filmen zu sichern, und bei diesem würde es bestimmt nicht anders werden. Ich konnte mein Glück kaum fassen … und kann es eigentlich immer noch nicht.
    Ich glaube, ich ließ ihn vielleicht anderthalb Sätze reden, bevor ich rief: »Ich mach’s!« – »Also gut«, sagte er. »Denk drüber nach und sag mir Bescheid …« – »Nein, nein … wenn du mich dabeihaben willst, dann mache ich es.« Nach dem Essen tauschten wir noch ein paar Ideen zur Figur des Willy Wonka und natürlich das eine oder andere Windelerlebnis aus, wie das bei Erwachsenen, die gerade Väter geworden sind, so üblich ist. Wir verabschiedeten uns mit einem Händedruck und einer Umarmung – auch das nicht unüblich. Und dann drückte ich ihm einen Stapel Wiggles - DVD s in die Hand, was Erwachsene wahrscheinlich nicht tun oder zumindest hinterher abstreiten sollten. Wir trennten uns, und ich kehrte zu meinem Job zurück. Mehrere Monate später begannen in London die Dreharbeiten.

    Unsere Überlegungen zur Figur des Wonka waren bereits ins Drehbuch eingeflossen, und wir waren bereit. Allein dieser einsame Mann mit seiner selbst auferlegten Isolation eröffnete uns eine weite Spielwiese für unsere Intuition und Fantasie. In unseren Gesprächen über die Vielschichtigkeit der Figur setzten wir
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