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Tiffany

Tiffany

Titel: Tiffany
Autoren: Felix Thijssen
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…«
    Der Mann stieg abrupt aus dem Auto aus, ging drum herum und öffnete die Tür auf Joris’ Seite. »Raus«, sagte er.
    Joris gehorchte. »Ich versuche ja nur zu erklären …«
    Theo packte ihn und schmetterte ihn gegen das Auto. Joris’ Rücken krachte auf das Metall. »Ich verliere allmählich die Geduld«, sagte Theo. Seine Stimme klang ganz ruhig, noch nicht einmal drohend.
    Joris hob die Hände. »Okay«, sagte er hastig. »Ich wollte …« Er fuhr mit der Hand in die Innentasche und hielt plötzlich in seiner Bewegung inne. »Scheiße«, sagte er.
    Ausdruckslos erwiderte Theo seinen Blick.
    »Meine Brieftasche«, stammelte Joris. »Hey!«
    Wieder knallte Theo ihn gegen den Wagen, riss sein Jackett vorne auf, wühlte in den Innentaschen herum, klopfte sein Hemd und seine Hosentaschen ab. Dann trat er zurück.
    Joris rappelte sich mit hängenden Schultern auf. »Vielleicht liegt sie im Auto«, stotterte er leise.
    Theo drängte ihn in die Garage. Joris schaltete das Licht ein. Er ging zum Audi und öffnete die Fahrertür, doch Theo riss ihn zurück.
    »Versuch ja nicht, abzuhauen!«
    Ein Fluchtversuch wäre Joris gar nicht in den Sinn gekommen. Der Mann übte eine lähmende Wirkung auf ihn aus.
    Theo durchsuchte den Wagen. Das Armaturenbrett, die Autositze, unter den Sitzen, dazwischen, dahinter. Das Ganze dauerte etwa zwei Minuten.
    »Warum hast du diesen Wagen benutzt?«, fragte er.
    Joris zuckte mit den Schultern, sah Theos Gesichtsausdruck und sagte hastig: »Weil er einen besseren Eindruck macht.«
    »Und den Koffer? Auch wegen des besseren Eindrucks?«
    Joris nickte schwach. »Ich konnte ja schlecht mit einer Plastiktüte bei den Dealern aufkreuzen.«
    Der Mann kniff die Augen zusammen. »Ein Drogendeal? Und dazu benutzt du das Auto deines Vaters? Bist du von allen guten Geistern verlassen?«
    »Es ist für eine Studentenparty«, flüsterte Joris. »Bitte lassen Sie meinen Vater …«
    Theo kam mit dem Gesicht beängstigend dicht an seines heran. »Du hast Drogen genommen«, sagte er. »Crack?«
    Eingeschüchtert schüttelte Joris den Kopf. »Nur ein bisschen Koks. Eine kleine line …«
    Theo ging einen Schritt rückwärts. »Und der Schlüssel steckte in deiner Brieftasche?«
    »In einem Seitenfach.«
    »Hast du die Brieftasche verloren oder ist sie dir gestohlen worden?«
    »Was ist denn an dem Koffer nur so wichtig?«
    »Antworte mir.«
    »Aber er war doch leer!«
    »Wer war das Mädchen?«
    Joris erschrak. »Welches Mädchen?«
    »Das Auto stinkt meilenweit gegen den Wind nach billigem Parfüm, und an der Beifahrertür klebt Blut.«
    Joris wandte den Blick ab. »Eine Nutte.«
    Theo seufzte. Zum ersten Mal war auf seinem harten Gesicht ein Anflug von Mimik erkennbar. »Unfassbar«, murmelte er. »Weißt du die Nummer des Schließfachs?«
    »Nein.«
    »Wo ist es? Im Hauptbahnhof?«
    Joris nickte.
    Theo schien nachzudenken. »Du kaufst also das Koks, fährst zum Hauptbahnhof, schiebst den Koffer in ein Schließfach, steckst den Schlüssel in deine Brieftasche. Was dann?«
    Joris spürte, wie seine Knie nachgaben. »Ich weiß es nicht. Ich bin nicht aus dem Auto ausgestiegen, ich habe mich auf den Weg nach Hause gemacht, und dann …«
    »Dann hast du die Nutte aufgegabelt. Wo?«
    »Ich weiß nicht, wie die Straße heißt, aber ich kann Ihnen …« Der Mann machte eine Bewegung mit dem Arm. In der Hast, ihn zu beschwichtigen, stolperte Joris förmlich über seine Worte. »Ich weiß, wo es ist … ich kann Sie hinbringen …«
    »Worum ging es bei dem Streit? Hast du ihn nicht hochgekriegt, weil du zu stoned warst? Sie hat dir die Brieftasche geklaut.«
    »Sie ist aggressiv geworden«, flüsterte Joris. »Und dann ist sie zusammengeklappt …«
    Theo starrte ihn an. »Eine Cracknutte?«
    »Weiß nicht …« Er zitterte wie ein Schuljunge.
    »Und dann?«
    »Ich habe sie rausgeschmissen und bin weggefahren.«
    »War sie tot?«
    »Nein!« Joris schüttelte heftig den Kopf. »Ich habe sie im Rückspiegel gesehen, sie ist durch ein Gartentor gekrochen.«
    »Weißt du noch, wo genau das war?«
    Er nickte eifrig. »Auf dem Zaun war so eine schmiedeeiserne Lampe angebracht …«
    Theo schwieg einen Augenblick lang. »Weißt du überhaupt, wer dein Vater ist?«
    Theo überragte ihn, schien plötzlich einen Kopf größer und doppelt so breit zu sein, und die Garage wirkte wie ein neonbeleuchteter Sarg. Mein Vater, dachte Joris. Ich bin sein Sohn. Was glaubt das Arschloch eigentlich, wer er ist? Aber er
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