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Tiffany

Tiffany

Titel: Tiffany
Autoren: Felix Thijssen
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verfrühten Scheck geschickt hatte, um mir schon im Voraus Schweigen aufzuerlegen. Auf der anderen Seite war Gijs ein schlauer alter Fuchs, der alle an der Nase herumgeführt hatte. Ich konnte nicht in seinem Gewissen lesen. Aber er hatte schließlich schon einen Sohn verloren, und ich konnte nicht anders, als mit einer Regelung zufrieden sein, die verhinderte, dass er für den Rest seines Lebens hinter Gittern verschwand. Aber vielleicht wurde es allmählich Zeit, dass auch für mich einmal etwas bei der ganzen Sache heraussprang.
    »Eine Hand wäscht die andere«, sagte ich.
    »Wie bitte?«, fragte Lokhout. Es war deutlich zu spüren, dass er gewöhnliches Volk verabscheute, insbesondere mich.
    »Worum ich Sie bitten will, ist eine Kleinigkeit im Vergleich zu dem großen Haufen Dreck, den Sie unter den Teppich kehren wollen«, sagte ich. »Aber ansonsten sehe ich leider keine Möglichkeit, den Fall in diesem Stadium abzuschließen. Ich müsste leider weiter ermitteln, und wer weiß, was an Generälen, Marschällen und so weiter dann noch alles bloßgestellt würde.«
    »Ich glaube nicht, das Sie sich in einer Position …«, begann Lokhout.
    »Es muss doch zum Beispiel jemanden bei der Polizei oder bei der Staatsanwaltschaft in Arnheim gegeben haben, der dem General einen Tipp über die geplante Festnahme Zukics hat zukommen lassen«, fuhr ich fort. »Und schon vorher muss jemand, der für die Asylverfahren zuständig ist, dem General dabei geholfen haben, für seinen Freund einen falschen A-Status zusammenzubasteln. Und es gibt noch ein Dutzend weiterer Dinge, denen ich auf den Grund gehen könnte.«
    Lokhout wurde aufsässig, aber Huizinga war wahrscheinlich der bessere Pokerspieler und klopfte ihm erneut auf den Arm.
    »Was hatten Sie sich denn vorgestellt?«, fragte Huizinga sachlich.
    »Eine gewisse Trees Cornelius wurde vor ein paar Tagen auf einen anonymen Hinweis hin von der Utrechter Polizei festgenommen. Trees ist zwar eine unangenehme Person, aber völlig unschuldig. Mein Vorschlag wäre, dass sie die Puppe mit den Drogen nur aufgrund einer Verwechslung geschenkt bekommen hat.«
    »Aufgrund einer Verwechslung?«, fragte Lokhout gereizt.
    »Wenn Ihnen das zu kompliziert ist, dann bezeichnen Sie es meinetwegen als Unglück oder führen das Ganze auf eine vorübergehende Amnesie des Lieferanten zurück, was immer Sie wollen.« Ich starrte Huizinga unverwandt an. »Sie verlangen, dass ich meine Ermittlungen einstelle. Ich möchte, dass Trees Cornelius straffrei ausgeht. So sieht es aus.«
    Fred schaute mich nachdenklich an. Lokhout schäumte vor Wut. »Ach, Sie glauben also, dass wir einfach so die Polizei in Utrecht …«
    Diesmal unterbrach er sich selbst, und die ganze Ge sellschaft schaute erschrocken auf, als jemand mit einem fröhlichen Schrei und gehörigem Lärm die Schiebetür aufriss. Eine Sonnenblume kam in mein Büro gesegelt. »Max!«
    CyberNel blieb verwirrt stehen. Sie sah wundervoll aus in ihrer alten Winterjacke mit dem Kragen aus motten zerfressenem Kaninchenfell und einem Gesicht, das noch von der guten Groninger Luft prickelte.
    »Meine Herren, darf ich vorstellen: Das ist CyberNel«, sagte ich, »meine Co-Direktorin. Meneer Meulendijk kennst du ja bereits …«
    Niemand stellte sich ihr vor. Fred lächelte Nel an, die abwartend in der Tür stehen blieb. Meulendijk räusperte sich. »Ich glaube, dass wir diese Angelegenheit …«
    Lokhout stand auf und sagte: »Wir sind hier fertig.«
    Ich hüstelte. »Da wäre noch eine Kleinigkeit.«
    Huizinga nickte. »Das geht in Ordnung«, sagte er und stand von seinem Stuhl auf. »Auf Wiedersehen, Mevrouw«, murmelte er höflich und folgte einem frustrierten Lokhout ins hintere Zimmer.
    Meulendijk sagte: »Vielleicht sollten wir in Kürze einmal ein Gespräch …«
    »Gewiss doch«, antwortete ich.
    Fred sah ein wenig verwirrt aus. Ich klopfte ihm auf die Schulter. »Mach dir mal keine Sorgen.«
    Endlich waren sie weg.
    Ich nahm die Sonnenblume in die Hand, die auf meinem Schreibtisch gelandet war. Sie war aus Seide.
    »Für die echten ist es noch zu früh«, erklärte CyberNel, ging auf mich zu und gab mir einen Kuss auf die Wange. »Was haben denn diese ganzen Kerle hier gewollt?«
    »Nur den üblichen Kuhhandel«, antwortete ich und erwiderte ihren Kuss.
     
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