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Tiffany Duo Band 0124

Tiffany Duo Band 0124

Titel: Tiffany Duo Band 0124
Autoren: Ruth Wind Barbara Ankrum Diane Pershing
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steigen, das Gefängnis ist voll, das Krankenhaus füllt sich, und der Landkreis kommt mit dem Bezahlen der Rechnungen nicht mehr nach.” Er schaute Alejandro an. “Sie sehen aus, als ob Sie in Ordnung wären. Es tut mir leid, dass ich Ihnen diese Schwierigkeiten gemacht habe, aber mich würde doch mal interessieren, warum Sie eigentlich hier sind.”
    In der Befürchtung, das Gespräch könnte eine unerwünschte Wendung nehmen, öffnete Molly den Mund, um sich einzumischen, aber Alejandro hob die Hand.
    Mit ernstem Gesicht stützte er die Ellbogen auf dem Tisch auf und faltete die Hände. “Ich wünsche mir nicht, hier zu sein”, begann er. “Ich liebe meine Heimat, dort bin ich ein geachteter Mann. Meine Familie besitzt Land, und ich habe den Respekt der Leute, mit denen ich Geschäfte mache.” Er schüttelte den Kopf. “Hier bin ich nichts.”
    “Und warum sind Sie dann hier? Warum haben Sie das kleine Mädchen überhaupt hierher gebracht?”
    “Ich habe ihrer Mutter versprochen, mich um sie zu kümmern. Josefina war ihr einziges Kind, und meine Schwester, die durch ihre Heirat amerikanische Staatsbürgerin war, wollte, dass sie hier aufwächst.”
    Während Josh sich Alejandros Geschichte anhörte, wurde sein Gesichtsausdruck zunehmend weicher, und am Ende hatte sich die Atmosphäre zwischen den beiden komplett entspannt.
    Als es noch stärker zu schneien begann, beschlossen Josh und Lynette, die sich im Verlauf der Unterhaltung der beiden Männer mit Molly in deren Schlafzimmer zurückgezogen hatte, aufzubrechen. Molly und Alejandro begleiteten sie zur Tür.
    Josh streckte Alejandro die Hand hin. “Ich wünsche Ihnen viel Glück.”
    “Danke.”
    Lynette umarmte Molly. “Es wird alles gut, du wirst es sehen”, flüsterte sie. “Halt durch und denk daran, was ich dir gesagt habe.” Sie ließ Molly los und stellte ihren Kragen hoch. “Ruf mich morgen an.”
    “Mach ich.” Molly winkte, dann machte sie der kalten Nacht die Tür vor der Nase zu.
    Alejandro blieb stehen, wo er stand, mit hängenden Armen und einem merkwürdigen Ausdruck auf dem Gesicht. Als er ihren Blick registrierte, rang er sich zu einem halbherzigen Lächeln durch. “Du bist sehr müde, stimmt’s?”
    Sie dachte an ihr Bett, stellte sich ihn dort vor, und wusste, dass sie unter keinen Umständen wieder mit ihm schlafen durfte, weil sie es sonst nicht schaffen würde, ihn gehen zu lassen. Nein, sie musste heute Nacht allein schlafen. Sie hatte Lynette ihr Herz ausgeschüttet, und obwohl die Freundin keinen Rat gewusst hatte, war sie doch überzeugt gewesen, dass sich eine Lösung finden würde. Aber welche? Schließlich
wollte
Alejandro doch gehen, oder?
    Für einen langen Moment sehnte sie sich danach, die Entfernung zwischen ihnen zu überbrücken. Sie malte sich aus, wie sie sein Gesicht berührte, seine Hände küsste, sie sah es so überdeutlich vor sich, dass es ihr fast real vorkam. Und doch erschien es ihr unmöglich, die Distanz zu überbrücken. “Ja”, sagte sie langsam und dann: “Alejandro, machen wir einen Fehler?”
    Er rührte sich nicht von der Stelle und sagte verschlossen: “Es ist kein Fehler, heilige Molly. Es ist das Beste so.” Er ging zum Tisch und blies die Kerzen aus. “Für uns beide.”

13. KAPITEL
    In dieser Nacht konnte Josh wieder einmal nicht schlafen, obwohl der Grund für seine Schlaflosigkeit jetzt ein anderer war als in der vergangenen Woche. Ein Geständnis war offensichtlich für die Seele tatsächlich so entlastend, wie man behauptete. Aber die Scham blieb.
    Natürlich war ihm ein Stein vom Herzen gefallen, dass der Mann, auf den er geschossen hatte, nicht gestorben war.
    Nein, was ihn jetzt wach hielt, war der Gedanke an seine Schwester. Der leuchtende Ausdruck in ihren Augen, wenn sie Alejandro angeschaut hatte. Wieder und wieder passierte eine Szene vor seinem geistigen Auge Revue: wie sich Molly und Alejandro am Herd zu schaffen gemacht hatten, ungezwungen, als ob sie schon hundert Jahre verheiratet wären. Dann hatte Molly ihm eine Hand auf den Arm gelegt, und daraufhin hatte der Mexikaner sie angeschaut, als ob er ihr den verdammten Mond vom Himmel holen wollte, wenn sie es sich nur wünschte. Und für einen Moment hatte Josh dasselbe in den Augen seiner Schwester gesehen.
    Es war Liebe. Ein Zweifel war ausgeschlossen.
    Verdammt, was war er doch manchmal für ein egoistischer Schweinehund. Stur und idiotisch und felsenfest überzeugt, auf alles die richtige Antwort zu haben.
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