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Tierische Profite: Commissario Brunnetis einundzwanzigster Fall (German Edition)

Tierische Profite: Commissario Brunnetis einundzwanzigster Fall (German Edition)

Titel: Tierische Profite: Commissario Brunnetis einundzwanzigster Fall (German Edition)
Autoren: Donna Leon
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vorgemacht hatte.
    »Was haben Sie getan, nachdem Sie die Leiche ins Wasser geschoben hatten, Signor Papetti?«, fragte er, da Papettis Geschichte vorerst weder zu beweisen noch zu widerlegen war. Fest stand lediglich, dass die Frau Macht über ihn besaß.
    »Ich bin zum Piazzale Roma zurück und mit dem Auto nach Hause gefahren.«
    »Haben Sie Signorina Borelli seither gesehen?«
    »Ja. Im macello. «
    »Hat einer von Ihnen diese Sache noch einmal erwähnt?«
    »Nein, warum sollten wir?«, fragte Papetti verwirrt.
    »Verstehe«, sagte Brunetti. Dann zu Torinese: »Wenn Sie Ihrem Klienten etwas zu sagen haben, Avvocato, können mein Kollege und ich Sie für eine Weile allein lassen.«
    Torinese schüttelte den Kopf. »Nein, ich habe nichts zu sagen.«
    »Dann würde ich Dottor Papetti jetzt bitten«, fuhr Brunetti fort, »mir etwas mehr über die Arbeitsweise im macello zu erzählen.« Torinese, bemerkte er, reagierte verständlicherweise überrascht auf diesen abrupten Wechsel. Soeben hatte sein Klient gestanden, bei der Beseitigung der Leiche eines Mordopfers geholfen zu haben, und jetzt erkundigte sich die Polizei nach seiner Arbeit. Damit Papetti keine Zeit und Energie verschwendete, indem er ebenfalls seine Überraschung kundtat, erklärte Brunetti: »Es haben sich gewisse Verdachtsmomente in Bezug auf das Fleisch ergeben, das dort produziert wird.«
    »Verdachtsmomente sind nicht dasselbe wie Informationen«, gab Torinese eine dieser Spitzfindigkeiten zum Besten, für die Anwälte Hunderte Euro pro Stunde berechnen.
    »Ich danke Ihnen für diese juristische Klarstellung, Avvocato«, antwortete Brunetti.
    Der Anwalt sah Brunetti fragend an. »Verzeihen Sie meine Direktheit, Commissario, aber gehe ich recht in der Annahme, dass wir in Verhandlungen eingetreten sind?« Brunetti bejahte mit einem knappen Nicken, das nicht von den Geräten aufgezeichnet wurde. »In diesem Fall würde ich gern wissen, wie Sie meinem Klienten für etwaige Informationen entgegenkommen könnten.«
    Brunetti konnte den Reichtum an vagen Formulierungen nur bewundern: »Annahme«, »würde ich gern«, »etwaige«, »könnten«. So beachtlich fand er diese sprachlichen Feinheiten, dass er einen Moment mit der Idee spielte, Torinese zu enthaupten und den Schrumpfkopf als Buchstütze zu verwenden. Er verwarf den Gedanken und sagte: »Anzubieten habe ich lediglich das fortgesetzte Wohlwollen des Schwiegervaters Ihres Klienten.«
    Das hatte gesessen. Papetti fiel die Kinnlade runter, und Brunetti dachte schon, er werde wieder in Tränen ausbrechen. Aber er drehte sich nur zu Torinese um, als solle der etwas sagen, dann wieder zu Brunetti und stammelte: »Ich weiß nicht, was…«
    Torinese brachte ihn mit einem Blick zum Schweigen. »Mein Klient und ich wären Ihnen sehr verbunden, Commissario, wenn Sie Ihre Bemerkung ein wenig erläutern könnten.«
    Brunetti wartete, bis Papetti wieder etwas Farbe bekommen hatte. Erst dann wandte er sich an Torinese: »Ich bin mir sicher, Ihr Klient hat mich verstanden. Mir liegt nichts, absolut nichts daran, dass Dottor Papettis Schwiegervater irgendwelche falschen Schlüsse zieht, was die Art seiner Beziehungen zu den Angestellten des macello betrifft.« Papetti starrte ihn fassungslos an, die Lippen nur ein klein wenig geöffnet.
    Brunetti sah kurz zu ihm hin und wandte sich wieder an den Anwalt. »Dass Dottor Papettis Schwiegervater enge berufliche Kontakte mit engen Kontakten anderer Art verwechseln könnte: Dieser Möglichkeit möchte ich unbedingt vorbeugen.« Er deutete mit einem Lächeln an, was er von den übereilten Reaktionen hielt, zu denen manche Männer sich hinreißen ließen. »Ein solches Missverständnis könnte Signor De Rivera sehr beunruhigen, ganz zu schweigen von seiner Tochter, Dottor Papettis Gattin, und ich möchte mich niemals für die möglichen Folgen dieses Irrtums verantwortlich fühlen müssen.« Er bedachte Papetti mit einem mustergültig mitfühlenden Lächeln. »Ich könnte nicht damit leben, wenn es dazu käme.«
    Papettis rechte Hand schwebte seinem Kopf entgegen, doch er bekam sie rechtzeitig unter Kontrolle und legte sie auf seinen Oberschenkel zurück. Ohne auf Torineses Seitenblick zu achten, sagte er: »Sie hat eine Affäre mit Dottor Nava angefangen, kurz nachdem er die Arbeit im Schlachthof aufgenommen hatte.«
    »Sie hat angefangen?«, fragte Brunetti, wobei er das Personalpronomen besonders betonte.
    »Ja.«
    »Warum?«
    »Um Nava in die Hand zu bekommen. Sie
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