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Tierische Profite: Commissario Brunnetis einundzwanzigster Fall (German Edition)

Tierische Profite: Commissario Brunnetis einundzwanzigster Fall (German Edition)

Titel: Tierische Profite: Commissario Brunnetis einundzwanzigster Fall (German Edition)
Autoren: Donna Leon
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Unterstellungen der Presse kein Kraut gewachsen. Die schreiben, was sie wollen.« Dann erlag er doch der Versuchung, Papetti aus der Reserve zu locken. »Ihrem Schwiegervater dürfte es ein Leichtes sein, die Berichterstattung zu unterdrücken«, fing er an und fuhr nach einer Kunstpause fort: »Obwohl es vielleicht besser wäre, ihn gar nicht erst Verdacht schöpfen zu lassen.« Papetti sah ihn so verzweifelt an, dass Brunetti seine Provokation bereute. Wozu würde er sich als Nächstes hinreißen lassen: Ihn in einen Käfig sperren und mit einem Stock quälen?
    Papetti schüttelte verzweifelt den Kopf angesichts der möglichen Reaktion seines Schwiegervaters und konnte gar nicht mehr damit aufhören. Es kam einer Kapitulation gleich, als er schließlich fragte: »Was soll ich bloß tun?«
    Brunetti konnte den Sieg nicht genießen, sagte aber doch: »Sie bestätigen und unterschreiben in Gegenwart Ihres Anwalts die Abschrift dessen, was Sie mir eben erzählt haben: Dass Sie und Signorina Borelli die für den Schlachthof tätigen Tierärzte bestochen haben, kranke Tiere für gesund zu erklären. Und dass Signorina Borelli mit Dottor Andrea Nava eine Affäre angefangen hat, in der Hoffnung, ihn ebenfalls dazu bewegen zu können.« Er gab Papetti Gelegenheit, sein Einverständnis zu signalisieren, aber der starrte ihn nur an.
    »Ferner haben Sie von Navas Reaktion auf Signorina Borellis Drohung berichtet, seiner Frau von der Affäre zu erzählen.« Papetti bestätigte das mit einem Nicken, und Brunetti fuhr fort: »Des Weiteren möchte ich, dass Sie Ihre Aussage über Signorina Borellis Anruf auf Ihrem Mobiltelefon und Ihre Hilfestellung bei der Beseitigung von Dottor Navas Leiche unterschreiben.«
    Brunetti unterbrach sich und sah den Anwalt an, der sich so unbeteiligt gab, als wäre er gar nicht da. »Sie werden das unterschreiben, und Ihr Anwalt wird als Zeuge ebenfalls unterschreiben.« Das, dachte Brunetti, war das Mindeste.
    »Und wenn sie behauptet, wir hätten eine Affäre?«, fragte Papetti nervös.
    »Mir liegt eine Aussage vor, die nicht nur bestätigt, was Sie über die Vorgänge im Schlachthof berichtet haben, sondern auch, dass Signorina Borelli keinerlei sexuelles Interesse an Ihnen hat«, sagte Brunetti zum sichtlichen Entsetzen der beiden Männer.
    »Demnach könnten die Zeitungen melden, die Polizei habe diese Möglichkeit ausgeschlossen«, regte Brunetti an. »Und das stimmt sogar.«
    Torinese durchzuckte es, er war plötzlich hellwach: »Könnten melden oder werden melden?«
    » Werden melden«, versprach Brunetti.
    »Was noch?«, fragte Torinese.
    »Wer stellt hier die Fragen?«
    »Sie.«
    Brunetti lag nur daran, Borelli des Mordes an Dottor Nava zu überführen. Alles andere – das kranke Fleisch, die korrupten Tierärzte, die Bauern und ihre verseuchten Profite – würde er mit Vergnügen den Carabinieri überlassen, die für solche Dinge eine Spezialeinheit hatten: Die kämen damit besser zurecht als er. Und die Jungs von der Guardia di Finanza könnten sich über die illegalen Einnahmen sämtlicher Beteiligten hermachen.
    »Ich will Borelli«, sagte er.
    Torinese fragte seinen Klienten: »Nun?«
    Papetti nickte. »Ich sage alles, was die wollen.«
    Brunetti wollte diese Doppeldeutigkeit nicht stehen lassen. »Wenn Sie lügen – sei es, um sich selbst zu schützen, sei es, um Borelli zu schaden –, werfe ich Sie auf der Stelle Ihrem Schwiegervater zum Fraß vor.«
    Die drei Männer stutzten: Vianello wegen Brunettis Ton, die zwei anderen wegen seiner Worte.
    Torinese erhob sich. »Ist das alles?«, fragte er. Brunetti nickte. Der Anwalt sah Brunetti nachdenklich an und nickte schließlich ebenfalls, eine Geste, die Brunetti nicht zu deuten wusste.
    »Ispettore Vianello wird Sie nach unten begleiten«, sagte Brunetti, »und Ihnen die Abschrift der Aussage bringen, sobald sie fertig ist. Wenn Sie die unterschrieben haben, können Sie beide gehen.«
    Füße scharrten, Stühle wurden über den Fußboden geschoben. Aber es war ein Abschied ohne Worte, ohne Händeschütteln. Torinese packte sein Aufnahmegerät ein. Die drei Männer verließen das Büro; Brunetti schloss hinter ihnen die Tür, ging an seinen Schreibtisch und rief Signorina Elettra an, die Patta veranlassen sollte, beim zuständigen Richter einen Haftbefehl für Signorina Giulia Borelli zu beantragen.
    Am Nachmittag teilte Bocchese telefonisch mit, die Spurensicherung habe fast den ganzen Vormittag in der Wohnung am Rio del Malpaga
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