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Tierische Profite: Commissario Brunnetis einundzwanzigster Fall (German Edition)

Tierische Profite: Commissario Brunnetis einundzwanzigster Fall (German Edition)

Titel: Tierische Profite: Commissario Brunnetis einundzwanzigster Fall (German Edition)
Autoren: Donna Leon
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es nicht lassen, seinem Klienten einen Blick zuzuwerfen. Papetti aber beachtete ihn nicht, starrte vielmehr Brunetti herausfordernd an, als solle der sich genauer erklären.
    Brunetti zog die Papiere auf seinem Schreibtisch näher zu sich heran, überflog sie und sagte schließlich: »Als Erstes, Dottor Papetti, möchte ich Sie bitten, mir zu sagen, wo Sie am Abend des Siebten waren.« Für den Fall, dass Papetti mit dem Datum Schwierigkeiten hatte, ergänzte er noch: »Das war die Nacht von Sonntag auf Montag.«
    Papetti drehte sich zu Torinese um, der sagte: »Mein Klient war zu Hause, bei Frau und Kindern.« Offenbar hatte Papetti mit dieser Frage gerechnet und wusste um ihre Bedeutung, sonst hätte Torinese nicht so prompt antworten können.
    Brunetti ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. »Ich nehme an, Sie können das beweisen.«
    Beide nickten, Brunetti aber fragte nicht weiter nach.
    »Wie Sie sicher wissen«, sagte er zu Papetti, »handelt es sich um die Nacht, in der Dottor Nava getötet wurde.« Er ließ das wirken und fuhr fort: »Selbstverständlich können wir Ihre Aussage durch einen Abgleich Ihrer Handydaten überprüfen.«
    »Ich habe niemanden angerufen«, sagte Papetti, spürte aber gleich, dass er zu hastig geantwortet hatte. »Jedenfalls kann ich mich nicht daran erinnern.«
    »Sobald wir die richterliche Genehmigung haben, können wir Ihrem Gedächtnis auf die Sprünge helfen, Dottor Papetti. Das betrifft auch die Frage, ob Sie Anrufe erhalten haben«, sagte Brunetti mit verbindlichem Lächeln. »Aus den Daten wird auch hervorgehen, wo das Handy in jener Nacht war, ob es also aus welchem Grund auch immer Ihr Haus verlassen hat.« Er beobachtete, wie seinem Gegenüber die Erkenntnis kam: Der Chip in seinem Handy hinterließ Signale, aus denen sich die räumliche Bewegung des Handys rekonstruieren ließ.
    »Kann sein, dass ich mal aus dem Haus musste«, sagte Papetti; Torinese warf ihm einen Blick zu, der Brunetti bestätigte, dass der Anwalt davon nichts wusste. Und dass er alles andere als erfreut darüber war.
    »Vielleicht zufällig nach Venedig?«, erkundigte sich Brunetti in so beiläufigem und freundlichem Ton, als habe er vor, ihm im Falle einer positiven Antwort ein paar besonders malerische Aussichtspunkte in der Stadt zu verraten.
    Papetti fiel von einem Moment auf den anderen in sich zusammen. Er starrte die beiden Aufnahmegeräte so angestrengt an, dass Brunetti förmlich das Knirschen des Getriebes in seinem Kopf zu hören glaubte, während Papetti sich auf die neue Situation einzustellen versuchte, die durch den Verrat seines Handys entstanden war.
    Papetti begann zu weinen, schien das selbst aber nicht zu merken. Tränen liefen ihm übers Gesicht und tropften vom Kinn auf den Kragen seines frisch gebügelten Hemds, während er weiter die roten Lämpchen der beiden Geräte anstarrte.
    Schließlich meinte Torinese: »Alessandro, lass das.«
    Papetti sah ihn an, einen Mann, der vom Alter her sein Vater sein konnte, einen Mann, der womöglich ein Kollege seines Vaters war, und nickte. Er fuhr sich mit dem Ärmel übers Gesicht und sagte: »Sie hat mich angerufen. Auf meinem Handy.«
    Zu Brunettis Überraschung erklärte Torinese plötzlich: »Die genauen Uhrzeiten werden den Telefondaten zu entnehmen sein, Alessandro.« Sein trauriger Tonfall machte Brunetti klar, dass er tatsächlich ein Kollege, vielleicht ein Freund von Papettis Vater war oder von ihm selbst.
    Papetti wandte sich wieder den Aufnahmegeräten zu und nahm das Heft in die Hand: »Ich war mit einem Freund in Venedig zum Essen verabredet. Geschäftlich. Wir waren im Testiere, dort kennt man ihn, also wird man sich daran erinnern, dass wir beide da waren. Anschließend ist mein Freund nach Hause gegangen, und ich habe noch einen Spaziergang unternommen.«
    Er sah zu Brunetti. »Ich weiß, das klingt seltsam, aber ich bin gern allein in der Stadt, ohne andere Leute, und an diesem Abend war mir danach.« Er ließ Brunetti nicht zu Wort kommen. »Ich habe meine Frau angerufen und ihr erzählt, wie schön es sei. Das werden Sie auch in den Aufzeichnungen finden.«
    Brunetti nickte, und Papetti fuhr fort: »Sie hat mich gegen Mitternacht angerufen.« Brunetti bat ihn gar nicht erst, zu bestätigen, dass er von Signorina Borelli sprach: Auch das würde aus den Telefondaten hervorgehen.
    »Sie sagte, sie erwarte mich am neuen Dock auf dem Zatterer-Kai, bei San Basilio. Ich habe gefragt, was denn los sei, aber das wollte sie
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