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Tiere im Rampenlicht - aus meinem Leben als Filmtiertrainer

Tiere im Rampenlicht - aus meinem Leben als Filmtiertrainer

Titel: Tiere im Rampenlicht - aus meinem Leben als Filmtiertrainer
Autoren: Christoph Kappel
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Stoff stolz wie der viel zitierte Oskar zu mir, und das trotz der unbarmherzigen Sonne. Fredy liebte Tina und Tina liebte Fredy, diese Liebe auf den ersten Blick war eine hervorragende Grundlage für den Welpen, besonderen Gefallen an seiner Arbeit beim Film zu finden.
    Tina spielt Karla, eine alleinerziehende Mutter, die, zusammen mit ihrer pubertierenden Tochter, durch eine List ihrer Mutter Greta zu einem unfreiwilligen Urlaub mit ihren Geschwistern
Henriette und Max in ein Ferienhaus auf Ibiza eingeladen wird. Herbert, der Vater der zerstrittenen Geschwister, stellt seine drei Kinder vor die Wahl: Entweder sie versöhnen sich oder sie werden enterbt. Konflikte, Verwirrungen, Liebe, Herzklopfen und ein unerwarteter Familienzuwachs auf vier Beinen – Hund Chico – verursachen neunzig Minuten lang ein ziemliches Chaos. Chico ist natürlich Fredy, den Karla verletzt am Strand findet. Die Begegnung mit dem Tierarzt, zu dem sie Chico bringt, beschert ihr einen heißen Verehrer aus dem Bereich der spanischen Veterinärmedizin. Der kleine Racker bleibt bei Karla und erobert nach und nach die Herzen der ganzen Familie, die sich die Finca can Toni es Raco bei San Miguel zum Ferienhaus auserkoren hat. Die Finca liegt weit oben und bietet einen atemberaubenden Ausblick auf das Mittelmeer. Das in Stein geschlagene Schwimmbad vermittelt die Illusion, es würde übergangslos eins mit dem Meer werden. Die Besitzer des terrassenförmig gebauten Anwesens hatten es für vierzehn Tage an die Produktionsfirma vermietet. Tag für Tag ein Feeling der Gutsherrenart. Herrliches Wetter, wunderschöne Landschaft, ein Haus zum Wohlfühlen, wer könnte da schlechte Laune haben? Allerdings war da noch Clarissa, die Haushälterin, die mit Argusaugen und strenger Disziplin über den Besitz wachte.
    Beim »Diebstahl« des Bikini-Oberteils verfolgt Karla den kleinen Welpen bis in eine Hotelanlage. Unter einem Balkon lässt Chico den Bikini los und Karla entdeckt so ihren Schwager, der gerade dabei ist, ihre Schwester zu betrügen. Dieses Ereignis verbündet letzten Endes die zerstrittenen Geschwister. Fredy und Tina hatten in dieser Produktion eine dramatische Szene an einer Steilwand, wo der kleine Chico mal wieder Unsinn im Sinn hatte und aus purer Neugier auf einem Felsvorsprung landete, von dem er sich aus eigener Kraft nicht auf sicheren Boden retten konnte. Ein Team an Stuntmen und
Stuntgirls war bereit, Tina zu doubeln – sie turnten abwechselnd mit der Schauspielerin hoch über dem Meer an einem Sicherungsseil. Ich kauerte zusammen mit Fredy an diesem Felsvorsprung und gab dem Kleinen Kommandos, zu bellen und zu winseln, um Karla auf sich aufmerksam zu machen. In letzter Sekunde und unter Einsatz ihres Lebens konnte diese ihren kleinen neu gewonnenen Freund retten. Nun kam der schnittige Inseltierarzt mit seinem noch schnittigeren Motorboot zum Einsatz, um Karla und den Ausreißer Chico auf dem Seeweg zu retten.
    Die Fahrt mit dem Motorboot haben wir vor den Toren von Ibiza Stadt gedreht. Unsere Basis war der elitäre Yachthafen. Die »Basis« ist der Ort, an dem das Filmteam Lkw, Pkw, Lichtutensilien, Wohnmobile für die Schauspieler, Sprinter voll mit Kostümen, das Maskenmobil und meistens auch – diesmal allerdings kamen wir ohne aus – den Catering-Wagen abstellt. Ein Restaurant am Yachthafen verköstigte uns bei diesen Dreharbeiten mit einheimischen Gerichten, fangfrischem Fisch und Meeresfrüchten der Marke Schlaraffenland, sodass keiner den Cateringwagen eine Sekunde vermisste, und natürlich habe ich Fredy bestens versorgt, obwohl der von Meeresfrüchten eher Abstand nahm.
    Schon zu Hause auf dem Kleinhesseloher See, mitten im Englischen Garten in München, habe ich mit Fredy die Bootszene geübt. Mit einem gemieteten Tretboot trat ich dort wie ein Wilder in die Pedale, um wenigstens ein bisschen Geschwindigkeit und Fahrtwind zu produzieren. Fredy sollte wissen, was ihn erwartete. Zugegebenermaßen habe ich natürlich nicht im Ansatz die Geschwindigkeit dieses rasenden Motorbootes vor Ibiza erreicht. Wichtig war aber bei dieser Lektion, dem kleinen Hund zu vermitteln, dass ein wankender Untergrund nicht gleichbedeutend mit Gefahr ist und dass spritzendes Wasser, die Enge des Bootes und das Schaukeln nicht beunruhigend sind.

    So war Fredy bestens vorbereitet, in den Armen der liebevollen Tina den wilden Flug über die Wellen vor Ibiza zu meistern. Es stellte sich schnell heraus, dass das Vorbereitungstraining auf die
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