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Tiere im Rampenlicht - aus meinem Leben als Filmtiertrainer

Tiere im Rampenlicht - aus meinem Leben als Filmtiertrainer

Titel: Tiere im Rampenlicht - aus meinem Leben als Filmtiertrainer
Autoren: Christoph Kappel
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Auftrag und ich war stolz auf ihn. Ein dickes Drehbuch in der Hand und ein riesiges Stück Arbeit vor der Brust marschierten Fredy und ich nach Hause. Vor der Abreise nach Ibiza in knapp vier Wochen hatten wir beide viel zu tun, kleine und größere Herausforderungen im Drehbuch erforderten unser beider Einsatz. Neben all den vom Drehbuchautor für uns gestellten Aufgaben trainierte ich Fredy, in eine kleine Tasche zu steigen, sich hineinzulegen und zu schlafen. Diese Übung war sehr wichtig, um ihn in der Kabine im Flugzeug mitnehmen zu können, da ich den Kleinen auf keinen Fall in den Frachtraum geben wollte. Das Risiko, eine schlechte Erfahrung zu manifestieren, ist gerade bei einem jungen Hund sehr groß. In der Kabine kann ich ihm auftretende Turbulenzen oder andere Schwierigkeiten als positiv verkaufen. Und einmal positiv – immer positiv!
    Das gilt bei fast allen neuen Erfahrungen. Meine neue Erfahrung auf diesem Flug nach Ibiza hieß Gewitterziege, sie war eine Flugbegleiterin von Air Berlin und ließ doch tatsächlich kein einziges Mal zu, dass ich Fredy kurz aus seiner Schlaftasche
nehmen konnte. So hing ich bei meinem kleinen Flugdebütanten Hals über Kopf ständig mit den Händen in der Tasche am Boden, um ihm den Aufenthalt so positiv wie nur eben möglich zu besetzen. Fräulein Gewitterziege waren die vorgegebenen Regeln heilig und selbst ein umwerfender kleiner Hund schien ihr keinen Anlass zu geben, sich auf irgendeinen Kompromiss einzulassen.
    Da war der Chauffeur, der uns abholte, sehr viel großzügiger. Der kleine Fredy durfte es sich auf den feinen Ledersitzen bequem machen, nachdem er mit Wonne an einer Pflanze im Flughafengelände eine kleine Pfütze hinterlassen hatte, möglicherweise am Air-Berlin-Schalter. Auf direktem Weg ging es an der Küste entlang Richtung Santa Eulalia del Rio, der zweitgrößten Stadt der Insel. In die felsige Küste gemeißelt thront hier, über dem künstlich aufgeschütteten Sandstrand, das Grand Hotel Palladium. Fredy und ich waren an unserem Arbeitsplatz angekommen. Vier Wochen Drehzeit auf Ibiza – es gibt sicher Schlimmeres!
    Zum Warm-up am Abend traf sich das Team zu einer Grillparty mit spanischen Köstlichkeiten. Jeder lernte jeden kennen und Fredy hatte die Gelegenheit, seine zweibeinigen Kolleginnen und Kollegen zu beschnuppern, und die konnten sich alle sehen lassen: Peter Weck, der als Erzherzog Karl-Ludwig an der Seite von Romy Schneider in den Sissi-Verfilmungen gespielt hatte und später in den Achtzigern mit der vierzehnteiligen Fernsehserie »Ich heirate eine Familie« große Erfolge zusammen mit Thekla Carola Wied feierte. Heidelinde Weis kennen wir alle aus »Die Schwarzwaldklinik«, »Die Frau in Weiß« und nicht zuletzt aus den »Lausbubengeschichten«. Auch Tina Ruland war mit von der Partie, sie war neben Til Schweiger einer der »Manta, Manta«-Stars. Florian Fitz, der beispielsweise in »Das Tal der wilden Rosen« zu sehen war, rundete das Staraufgebot ab.

    Schon am nächsten Morgen ging es los, die Location Scouts hatten die besten Strände und großartigsten Landschaften der Insel erkundet und schickten uns am ersten Drehtag an einen Strand namens Cala Comte, einer der schönsten im äußersten Nordwesten der Insel. Hier sollte sich Tina Ruland in einem Hauch von Nichts namens Strandbikini zusammen mit einem kleinen schwarz-weißen Hund aufhalten. Die Vorgabe für Fredy hieß: Der Hund darf auf keinen Fall hecheln! Die Vorgabe für Tina Ruland lautete: Auf keinen Fall darf sich irgendwo an ihrem Luxuskörper eine Schweißperle befinden. Alles kein Problem, wenn es nicht fünfunddreißig Grad Celsius gehabt hätte, und das ohne einen Hauch von Wind. Sobald die Kameras Pause machten, kamen die tapferen Schneiderlein der Kostümabteilung, spannten große Regenschirme auf und zauberten mit Fächern ein wenig Kühlung herbei.
    Fredy hatte die Aufgabe, aus Tina Rulands Strandtasche ihr Bikini-Oberteil zu stibitzen und sich mit seiner Eroberung im Maul auf und davon zu machen. Der kleine Kerl mit seinen zwölf Wochen bewältigte diese Apportieraufgabe wie im Schlaf. Hatte ich ihm doch während des Vorbereitungstrainings beigebracht, jedes kleine Stück Bikini, das ich ihm zeigte, sofort zwischen seine spitzen Milchzähnchen zu nehmen und mir wieder vor die Füße zu legen. Ausgestattet mit einem gesegneten Talent und ungeheurem Engagement stürzte sich Fredy immer wieder auf seine Beute. Mit Begeisterung brachte er das kleine Stückchen
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