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Tier zuliebe

Titel: Tier zuliebe
Autoren: Birgit Klaus
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sich alle fünf Minuten ändern.«
    Viel zu viele Experten haben viel zu viele Meinungen – nach fast zehn Jahren Moderation von Planet Wissen ist das auch meine Erfahrung beim Thema Ernährung und Gesundheit. Wir müssen lernen, wieder auf unseren Körper zu hören.

Frühling – Oder: Der Wandel
    Ich glaube, jetzt steht die schönste Zeit für Vegetarier vor der Tür – Frühling und Sommer sind die Jahreszeiten, in denen man eher weniger isst und den Winterspeck loswerden möchte. Bei mir gibt es erstmals nichts abzuspecken, denn ich habe schon in den vergangenen Monaten Pfunde verloren. Schleichend, aber stetig und wie es scheint nachhaltig: im Ganzen inzwischen immerhin vier Kilo. Exakt die Pfunde, die ich schon länger loswerden wollte. Und das Ganze ohne Frust und Qualen. Im Gegenteil – alles macht mir ein bisschen mehr Freude, kostet mich weniger Überwindung. Und ich bin auch stolz, dass ich durchgehalten habe. Das Vegetarierdasein ist für mich ein Erfolgserlebnis mit Folgen, die mich selbst überraschen: Sport fällt mir mittlerweile so leicht wie nie zuvor und ich esse auch noch gesund. Keine Frage, der Frühling kann kommen, ich bin bereit.
    Nach dem Motto »weniger ist mehr« entrümple ich meinen Kleiderschrank. Was für das Essen gilt, habe ich längst auch auf andere Lebensbereiche übertragen. Es steht kein Schnickschnack mehr in meiner Wohnung herum, alles ist übersichtlich. Nur die Dinge, die mir wirklich am Herzen liegen, dürfen bleiben. Als ein stil- und designtechnisch gut orientierter Architektenfreund mal monierte, was bei mir so alles herumsteht, sagte ich: »Das habe ich alles geschenkt bekommen … Das ist von meiner Freundin L., dieses von R., das von meinem Bruder, jenes von meiner Patentante usw. – was soll ich denn machen, wenn Leute mir das schenken, obwohl es gar nicht meinen Vorstellungen entspricht?« Der Freund meinte: »Die Leute schenken dir immer mehr davon, weil sie denken, genau das magst du.« Da war was dran.
    Auch von den geschätzten 50 Tuben und Fläschchen im Bad, von denen ich sowieso nie etwas benutze, habe ich mich getrennt, ebenso von längst eingetrockneten Schminksachen und von 10 Paar Schuhen, die schon beim Kauf unbequem waren, aber trotzdem seit Jahren in irgendwelchen Ecken standen und Platz wegnahmen. Weniger ist mehr – diese Lebensdevise hat offensichtlich mein konsequenter Verzicht auf Fleisch und die Auseinandersetzung mit der Frage, was wirklich wichtig ist im Leben, ausgelöst. Während es mir ursprünglich »nur« um das Experiment ging, vegetarisch zu leben, sieht jetzt nicht nur ein Teil, sondern mein ganzes Leben anders aus. Ich bin bewusster mit mir und anderen. Während ich früher etliche Pflanzen in der Wohnung hatte, um die ich mich nur mit mäßigem Erfolg kümmerte, habe ich jetzt nur noch fünf, die mir aber dafür sehr am Herzen liegen: zwei Orangenbäumchen, die Nicolas als Kind selbst aus Kernen gezogen hat, und drei kleine Kakteen, eine davon ist älter als mein Sohn heute: 21. Die Auseinandersetzung mit ethischen Fragen brachte für mich eine Abkehr vom ewigen »haben« und nicht »nicht loslassen wollen« – von der Gier, die uns alle antreibt.
    Mit großem Vergnügen sammle ich Artikel über einen Zeitgeist, der mir das Gefühl gibt, ich bin mit meiner neuen Einstellung des Verzichts nicht allein. So zum Beispiel ein Artikel über den »Kult des Wenigen« 25 . Geschildert wird das Leben des 23-jährigen Programmierers Kelly Sutton aus New York, das in zwei Kisten passen würde – abgesehen von seinem Laptop, auf dem alles für ihn Wichtige gespeichert ist, einem Tisch, zwei Stühlen und einem Bett. Er ist ein moderner Minimalist. Und derer gibt es immer mehr. Menschen, die den Überblick nicht verlieren und nicht mehr als 100 Dinge ihr Eigen nennen wollen – was wirklich wenig ist, wenn wir mal zählen, was zum Beispiel allein in einer Küche vorzufinden ist. Kulturwissenschaftler haben herausgefunden, dass der Durchschnittsdeutsche 8000 Dinge besitzt. Kelly Sutton würde die »100 Things Challenge« jedenfalls gerne als weltweite Volksbewegung sehen, die alle Mitmacher durch das Entdecken neuer »mentaler und spiritueller Ressourcen« entlohnen würde.
    Unter der Rubrik »Trendig« finde ich eine Meldung der deutschen Presseagentur, die von einem interessanten Experiment berichtet. Wieder spielt es in New York. Eine Frau, die einen Monat lang nur sechs Kleidungsstücke in unterschiedlichen Kombinationen anzog. Es ist
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