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Tiepolos Fehler: Kommissar Kilians erster Fall

Tiepolos Fehler: Kommissar Kilians erster Fall

Titel: Tiepolos Fehler: Kommissar Kilians erster Fall
Autoren: Roman Rausch
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behalten.
    »Schüchtern?«, schnurrte sie und schlug ihr Bein über seines.
    »Was wird Sergej dazu sagen?«, antwortete er.
    Galina nahm sein Kinn zwischen die Finger, riss es herum.
    »Was weißt du über Sergej?!«, fuhr sie ihn an.
    »Was jeder weiß.«
    »Red keinen Unsinn.«
    »Ich habe meine Recherchen gemacht. Man sagt, dass der Schrein in Sergejs Besitz sei.«
    »Und?!«
    »Dass nur er ihn verkaufen könne und nicht du.«
    Galina musterte ihn. Dann ließ sie los und rutschte von ihm weg.
    »Lass Sergej meine Sorge sein«, sagte sie ernst und nahm einen Schluck aus dem Champagnerglas.
    Kilian versicherte sich im Rückfenster, dass der Carabiniere noch hinter ihnen war. Ein Lichtkegel folgte ihnen in sicherem Abstand. Er erkannte Straßenschilder, die auf den Containerhafen Genuas hinwiesen.
    »Ich wusste nicht, dass Sergej ein Problem für dich darstellt«, sagte er.
    »Sergej tut, was Sergej tut. Galina, was Galina tut.«
    Ihr Deutsch klang plötzlich holprig, und die Grammatik schien sie zu verlassen. Kilian hatte also ins Schwarze getroffen. Sergej war sein Mann, und Galina würde ihn zu ihm führen.
    Kilians Mut kehrte zurück. Er beugte sich zu ihr.
    »Dann ist ja alles wunderbar«, sagte er und führte sein Gesicht an ihres heran.
    Doch Galina blieb stur. Bevor er einen weiteren Versuch starten konnte, hielt der Wagen, und die Tür wurde geöffnet.
    Vor ihnen ragte die Bordwand eines unter Jamaika beflaggten und verrosteten Seelenverkäufers auf. Löcher, so groß wie Autos, waren nur unzureichend mit Blechen und Farbe verdeckt.
    Der Fahrer reichte Galina die Hand und geleitete sie die Reling hoch. Der Beifahrer wies Kilian an, ihnen zu folgen. Während sie die klapperige Brücke hochstiegen, bemerkte er, wie der Carabiniere sie hinter einem Container beobachtete. Kilian kratzte sich unübersehbar am Ohr und machte ein Zeichen, dass ihm deuten sollte, Hilfe zu rufen. Der Carabiniere nickte und nahm sein Funksprechgerät zur Hand.
    Die Leute vom Sonderkommando wussten Bescheid. Paolo Pendini hatte sie über einen möglichen Hilferuf des Deutschen Kiliano, wie sie ihn nannten, informiert. Pendini und seine Männer würden innerhalb von wenigen Minuten hier sein. Sofern alles gut ging.
    Als sie in den Bauch des Kolosses hinunterstiegen und in einen großen leeren Frachtraum kamen, bemerkte Kilian am Ende des Raums ein Schnellboot, auf dem eine Kiste, mit Seilen festgezurrt, stand. In der Bordwand klafften mannshohe Löcher, durch die das Mondlicht hereinschien. Das Boot selbst lag auf einem Bock, von dem zwei Schienen auf die Außenwand des Frachtraumes zuliefen. Auf Überraschungsgäste oder auf die Zollbehörden sollte wohl mit einer schnellen Flucht reagiert werden.
    Galina ging geradewegs auf das Boot zu, während einer der beiden Hünen einen Lichtschalter betätigte, der andere ging aufs Deck zurück. Der schwache Schein reichte aus, um zu erkennen, dass die Kiste und das Boot einen langen Weg zurückgelegt haben mussten. An der Seite war die Kiste aufgeschlagen, und das Dämmmaterial hing zwischen den Sparren heraus. Darüber schützte eine Plane vor neugierigen Blicken. Galina wies den Hünen an, die Fracht freizulegen.
    Als die Dämmung beiseite geräumt war, funkelte und blitzte es golden auf. Der freigelegte Schrein verschlug Kilian die Sprache. Auf einer massiv goldenen Tafel zeigte es einen jungen machtvollen König, Kriegsfürst und Quell der Stellung des alten Ägyptens über die damalige Welt. Der Schrein war übersät mit funkelnden Edelsteinen.
    Kilian strich sanft über die Hieroglyphen. Er musste sich beherrschen, dass er Galina nicht vorschlug, gemeinsam zu flüchten und die Beute zu teilen.
    »Beeindruckend«, sagte er, »wirklich beeindruckend.«
    »Gut. Das wissen wir jetzt«, antwortete Galina ungeduldig.
    »Dann können wir über den Preis sprechen.«
    »Der Preis ist völlig nebensächlich«, stammelte Kilian, der sich noch immer nicht auf seine eigentliche Mission besinnen mochte. »Was wollen Sie dafür haben?«
    Eine Spur Unsicherheit konnte Galina nicht verbergen.
    »Ich warte auf Ihr Angebot.«
    »Gut. Dann holen Sie Sergej her.«
    »Wie bitte?«
    »Ich will Sergej sehen. Vorher glaube ich nicht, dass der Schrein echt ist.«
    »Sind Sie blind? Wieso sollte Sergej Ihnen das sagen können?«
    »Nur er gibt mir die Sicherheit, die ich brauche. Nur Sergej hat den Namen, der zählt.«
    Galina dachte nach. Der Hüne drehte sich zu ihr um, als wartete er nur darauf, ihn zu
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