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Tiepolos Fehler: Kommissar Kilians erster Fall

Tiepolos Fehler: Kommissar Kilians erster Fall

Titel: Tiepolos Fehler: Kommissar Kilians erster Fall
Autoren: Roman Rausch
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Sie … das … nur meine … Sorge sein«, röchelte es unverständlich aus Oberhammer heraus. »Ich hab schon jemand aus München angefordert. Der wird den Laden wieder auf Vordermann bringen.«
    Der Brocken wollte sich nicht lösen. Oberhammer ließ den Teller fallen und rannte zur Toilette. Das mainfränkische Wurstbrötchen hatte seinen Dienst getan.
    »Hoffentlich erstickt er dran«, raunzte Heinlein ihm hinterher.
    »Lass gut sein, Schorsch«, besänftigte Schömig. »Du hast noch über zwanzig Dienstjahre vor dir.«
    »Ich weiß nicht, wie ich das durchhalten soll. Vielleicht sollte ich ihn bei einem Einsatz …«, sinnierte Heinlein. Er trommelte erwartungsvoll mit den Fingern auf seiner Waffe.
    Schömig lachte und zog Heinlein Richtung Büffet. Die Kollegen hatten bereits ganze Arbeit geleistet. Die Schlachtplatte verdiente nur noch den ersten Teil ihres Namens.
    Der Regen hämmerte wie Maschinengewehrfeuer an die Fensterscheiben. Draußen tobte der Sturm über dem Marienberg. Von der Festung war nicht mehr viel zu sehen. Nur noch ein schwacher Lichtschein ließ im Regengrau erahnen, dass sie da oben stand. Ein Blitz erhellte den obersten Stock des Polizeigebäudes, und das Klingeln des Telefons ging nahezu im darauf folgenden Donner unter.
    Ein Beamter nahm das Gespräch entgegen und rief nach Oberhammer.
    »Herr Polizeidirektor, Ihre Frau. Sie sagt, der Keller ist schon voll gelaufen, und die König-Ludwig-Statuen treibt’s die Straß nunter.«
    Schallendes Gelächter und Gejohle brach über Oberhammer herein, der aus der Toilette zum Telefon hastete.
    »Himmiherrgottsakrament!«, schrie er in den Hörer.
    »Holse zruck. I bin glei do.«
    Wie von der Tarantel gestochen, rannte Oberhammer die Treppe hinunter, um zu retten, was ihm in der Ferne Heimat war.
    Einige Beamten stießen auf die schicksalhafte Fügung und Rettung des Abends an. Das Radio wurde laut gestellt, und Discomusik hallte durch den Stock. Ein Beamter räumte die Bierbänke zur Seite und zog die sich wehrende Uschi auf die Tanzfläche.
    »Franz, lass des. Ich bin doch gar net richtig in Stimmung«, wehrte sie sich vergebens.
    »Wart’s ab, Uschi, gleich bist so weit«, versprach ihr Franz. Im Hintergrund tobte das Unwetter weiter. Feuerwehrautos,
    Sanitäter und Polizeifahrzeuge lieferten sich ein Wettrennen entlang des Mains, der soeben über seine Ufer trat.
    »Ein Kaliber aus München«, sagte Heinlein trostlos vor sich hin, »den Laden auf Vordermann bringen …«

4
    Kilian duckte sich am Eingang hinter den schweren Damastvorhängen, die in dem italienischen Hafenrestaurant völlig deplatziert wirkten. Das Lokal bot an rund zwanzig Tischen Platz und besaß eine Bar, hinter der allerlei Seemannskitsch an der Wand hing. Die Kellner trugen ihre üblichen weißen Schürzen. In ihren unrasierten Gesichtern spiegelte sich jahrelange Erfahrung mit unterschiedlichen Gästen. Egal, welches Lokal gerade angesagt war oder auf der definitiven No-Liste stand, das La Gondola hatte alle Moden überstanden. Die Kellner konnten einem viel erzählen, wenn man sie auf einen Schnaps einlud.
    Kilian beobachtete Galina und ihre beiden Begleiter, die sich hinter Sonnenbrillen verschanzten und neben ihr Wache standen. Sie hatte den besten Tisch gleich gegenüber der Bar und keine drei Schritte vom Hinterausgang entfernt, der als Fluchttüre nur mit einem abgewetzten »In caso di pericolo« gekennzeichnet war. Das Lokal war für die Uhrzeit noch gut besucht. Fischer, Händler und Nachbarn nahmen einen Drink, bevor sie von der jungen Genoveser Schickeria nach Mitternacht vertrieben wurden.
    Kilian steckte seinen Dienstausweis und die Waffe, die ihm Pendini entgegen allen Vorschriften zugeschoben hatte, zwischen eine Ausgabe des Corriere dello Sport und ließ sie in einer Amphore verschwinden, die hinter der Eingangstür keine Beachtung fand.
    »Na dann«, ermutigte er sich und ging auf Galina zu.
    Die Hünen nahmen ihn bereits beim ersten Schritt ins Visier. Als er auf Galinas Tisch zuhielt, kam ihm der linke entgegen und forderte ihn mit einer Handbewegung auf, stehen zu bleiben. Der andere schob vorbeugend seine Hand unter das Jackett.
    Kilian machte Halt und schaute am Hünen hoch.
    »Scusi, signore, aber ich habe eine Verabredung mit ihrer Chefin.«
    Der Hüne verzog keine Miene und versperrte ihm weiterhin den Weg.
    »Scusi«, wiederholte Kilian und wollte sich an dem stummen Berg vorbeischieben. Doch der Hüne wich nicht zurück. Galina musterte Kilian
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