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Tiepolos Fehler: Kommissar Kilians erster Fall

Tiepolos Fehler: Kommissar Kilians erster Fall

Titel: Tiepolos Fehler: Kommissar Kilians erster Fall
Autoren: Roman Rausch
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nicht, wie sie provokativ ihre Beine übereinander schlug. Er räusperte sich und lehnte sich vor, um einen klaren Kopf zu behalten.
    »Sie haben ihn hier? In Genua?«, fragte er.
    »Wen, ihn?«
    »Den Schrein.«
    Galina nahm ohne Hast eine Zigarette aus einem flachen silbernen Etui und hielt sie an ihre Lippen. Kilians Blick folgte dieser Geste. Erst als sie ihn auffordernd anlächelte, verstand er und gab ihr Feuer. Galina inhalierte tief und stieß den Rauch genüsslich in den Raum. Dabei lehnte sie sich lasziv auf der ledernen Couch nach hinten. Er konnte wiederum nicht umhin, den Blick dorthin zu richten, wohin sie es ihm befahl: auf ihre Brüste. Wie an einem Faden aufgehängt, rutschte er näher an sie heran. Der Hüne hinter ihm drückte ihn entschieden zurück.
    »Ja, ich habe von einem Schrein gehört«, sagte sie schließlich. »Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob Sie dazu die notwendigen Mittel aufbringen können. Er soll sehr kostbar sein, und die Angebote der Interessenten übertreffen sich stündlich. So hat man es mir berichtet.«
    Kilian nahm einen Zigarillo aus seiner Reverstasche und steckte ihn an.
    »Am Geld soll es nicht scheitern«, versicherte er und zückte ein Scheckheft, auf dem das Signet der Castell’schen Bank zu erkennen war. »Meine Partner haben mich ermächtigt, jeden Preis einzutragen, auf den wir uns einigen. Doch bevor ich das tue, möchte ich das Objekt der Begierde sehen und anfassen.«
    Kilian lehnte sich zurück und wartete ab. Galinas Blick haftete am Scheckheft. Doch sie fasste sich schnell.
    »Papier«, sagte sie abfällig.
    »Mit meiner Unterschrift können Sie in jeder Bank zwischen Monte Carlo und Hongkong die eingetragene Summe bar abheben. Das Haus steht für mehr als nur Geld«, antwortete er selbstbewusst.
    Galina taxierte ihn. Jetzt musste es sich entscheiden. Entweder stieg sie auf die Finte ein, oder er würde Bekanntschaft mit den toten Fischen im Porto Vecchio machen.
    Kilian zog am Zigarillo und schaute wie beiläufig auf seine Uhr. Das Surren eines Handys brach die Stille. Kilian griff in seine Tasche.
    »Ja, hallo«, sagte er und wartete. Dann: »Ciao, Paolo, kann ich dich in ein paar Minuten zurückrufen, es ist gerade ungünstig … oder warte mal …«, er hielt Galina das Handy hin, sodass der Anrufer hörte, wer er zu sein hatte. »Ein Freund vom Bankhaus Pictet aus Genf. Sie können sich gerne über mich erkundigen.«
    Galina zögerte kurz, doch dann winkte sie mit einem Blick ab. Kilian führte das Handy wieder an sein Ohr.
    »Es bleibt dabei, ich rufe dich zurück. Schöne Grüße noch an deine Frau.«
    Er drückte das Gespräch ab und wandte sich Galina zu.
    »Nun, ich denke, Sie sollten eine Entscheidung treffen. Es ist spät und …«
    Galina drückte ihre Zigarette im Ascher aus und stand auf.
    »Andiamo«, sagte sie und wies dem Hünen zu ihrer Rechten den Weg. Er schritt vor und machte den Weg frei. Der andere wartete, bis sich Kilian erhoben hatte, und folgte ihm.
    Als sie an der Eingangstür vorbeikamen, blickte Kilian auf die Amphore, die seine Waffe versteckt hielt. Ein Versuch wäre es wert gewesen, doch der Hüne hinter ihm wies ihn an, weiterzugehen.
    Im Jaguar warteten Galinas lockende Beine bereits darauf, dass Kilian neben ihnen auf dem Rücksitz Platz nahm. Bevor er zustieg, schaute er sich Hilfe suchend um und sah den Carabiniere, der auf seiner Harley Hof hielt. Ihm zurufen ging nicht. Der Hüne hinter ihm drängte ihn in den Wagen. Kilian schoss herum und brüllte ihn an: »Diavolo! Willst du mich umbringen?«
    Der Hüne zeigte keine Regung. Doch der Carabiniere wurde aufmerksam. Er verstand und startete die Maschine. Kilian stieg erleichtert ein, und der Hüne schloss die Tür.
    »Ein kleiner Schluck gefällig?«, fragte Galina, als die Limousine sich in Bewegung setzte.
    »Warum nicht?«, antwortete Kilian und schaute aus dem Rückfenster. Der Carabiniere folgte ihnen.
    Galina reichte ihm ein Glas. »Auf ein gutes Geschäft«, sagte sie und stieß mit ihm an.
    Dann stellte sie die Gläser auf der Ablage ab und legte einen kleinen Hebel um. Eine milchige Trennwand trennte den Fahrerraum zum Rücksitz ab. Kilian verfolgte es mit einem mulmigen Gefühl, wohl wissend, was jetzt geschehen würde.
    »Wir sollten uns ein wenig die Zeit vertreiben«, sagte sie. Bevor er sich versah, fanden sich ihre Lippen auf den seinen wieder. Ihr Kuss war zart, doch voller Entschiedenheit.
    Kilian rutschte weg. Er musste einen klaren Kopf
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