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Tiefer

Titel: Tiefer
Autoren: Sophie Andresky
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diskutieren, wir wollen
     Sex haben, und zwar geilen, heißen, zärtlichen, witzigen Sex. Wie es uns gefällt. Und ich denke, es nützt schüchternen Frauen
     mehr, ihre Ansprüche einzufordern, wenn man ihnen starke Frauengestalten zeigt, die Spaß an der Sache haben, als immer und
     immer wieder durchzukauen, wie schwierig es doch sei, Männer zu einem Vorspiel zu überreden. Der Spaßfaktor ist das Entscheidende.
     Und die Reaktion der LeserInnen zeigt, dass ich damit so |217| falsch nicht liegen kann. Wenn Männer sich bei mir melden, schreiben sie meist einfach, dass sie es «geil» fanden. Sie bezeichnen
     sich als «glücklicher Frauenfan» oder mailen: «Dein Schreiben lässt meine Phantasie galoppieren.» Ein querschnittsgelähmter
     Mann schrieb mir einmal, er habe mit der Zeit gelernt, Erotik im Kopf auszuleben und zu genießen, und es mache ihm mittlerweile
     eine große Freude, Frauen zu verwöhnen. Wenn Post von Leserinnen kommt, steht oft drin, dass sie es mutig finden, so über
     Sex zu schreiben, und dass sie es auch gerne so offen handhaben würden. Viele Frauen verraten auch, dass sie selbst heimlich
     erotische Geschichten schreiben.
    Überhaupt habe ich – bestätigt vom aktuellen Buchmarkt – den Eindruck, dass die Pornographie ein Feld ist, auf dem sich zur
     Zeit sehr viele Frauen tummeln. Und diese Autorinnen kopieren durchaus nicht männliche Stereotype von heißen Rothaarigen und
     Riesenschwänzen, sondern haben einen ganz eigenen Blickwinkel. Und auch ihre Heldinnen heben einfach ab beim Vögeln, statt
     darüber über die Rollenbilder des Patriarchats zu referieren. Das ist neu. Und ich sehe darin durchaus eine Art von Frauenpower
     ohne lila Latzhose.
    Früher sah das noch ganz anders aus: erklärende, rechtfertigende, überkorrekte Gesinnungstexte. Und genau diese gut gemeinten,
     verklemmten, feministischen Texte à la «wir haben eine Klitoris und brauchen uns nicht zu schämen, alles steht im großen Kontext
     der Muttergöttin, |218| und Kuscheln ist doch eh viel schöner» kann ich nicht ertragen. Oft verstehe ich sie nicht mal. Da
öffnen
sich dann irgendwelche
Blütenkelche
,
Sonnen verglühen im Bauch
, und ein
Ozean an Liebe überschwemmt das Sein
als solches.
Der Zauberstab
,
bebend vor Lust
,
dringt in die Stratosphäre des Venusplaneten
ein.
Zwei Schicksale verbinden sich mit tausend glühenden Zungen
. Was bitte machen die da? Wer tut da was und mit wem?
    Ob man einen Satz wie «Fick mich!» gerne hören möchte oder ob man ihn gerne liest oder ob man diese Art von Vokabular abstoßend
     findet, ist reine Privatsache. Aber allein die Verwendung dieses Vokabulars ist noch nicht frauenfeindlich. Auch nicht die
     literarische oder filmische Darstellung. Sex ist im Prinzip noch nicht frauenfeindlich. Deshalb ist mir ein Großteil der Pornographiedebatte
     unverständlich.
    Die Zensur geht da in Deutschland merkwürdige Wege. Bei meinem ersten Buch wurde mir vom Verlag erklärt: Beschreibt ein Mann
     harten Sex, läuft er Gefahr, unter den Index zu fallen. Tut es eine Frau, gilt das als emanzipatorische Befreiung und wird
     eher zugelassen. Das geht so weit, dass männliche Autoren unter einem weiblichen Pseudonym schreiben, um besser durch die
     Zensur zu kommen. Selbst bei mir wurde in einer amazon-Leserrezension spekuliert, ob ich ein Mann sei. Bin ich nicht – und
     wenn einige Leser mal zwischen den Sexszenen auch die Geschichten lesen würden, wüsste das auch jeder. Ich bin ziemlich eindeutig
     eine |219| Frau. Ganz bestimmt. Ich habe es. Das unbenennbare Körperteil mit dem «M».
    Viel Spaß, liebe Leserinnen und Leser, mit Euren unbenennbaren Körperteilen wünscht Euch
    Sophie Andresky

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Informationen zum Buch
    Lustvoll und erotisch – Sex pur
    Sophie Andreskys Geschichten erzählen ungehemmt von der Lust und lassen das Lesen selbst zu einem Vergnügen werden. Ihre Texte
     drehen sich unverkrampft und freizügig um Sex, um nicht alltägliche Phantasien und die Freude daran, sich sexuell das zu nehmen,
     was man möchte.
     
    Der neue Band mit erotischen Geschichten von der Autorin von «Feucht»!
     

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Informationen zur Autorin
    Sophie Andresky, geboren 1973, lebt und arbeitet als freie Schriftstellerin in Berlin. Als Kolumnistin schreibt sie für die
     «Cosmopolitan». Zu ihren Veröffentlichungen zählen zahlreiche Bände erotischer Kurzgeschichten, darunter der Erfolgstitel
     «Feucht».
     
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