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Tiamat-Zyklus 1 - Die Schneekönigin

Titel: Tiamat-Zyklus 1 - Die Schneekönigin
Autoren: Joan D. Vinge
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gute Hand umschloß die Abzeichen wie einen Schatz. »Ich hoffe, ich trage sie so ehrenvoll, wie Sie das getan haben.« Er hielt seine verletzte Hand zu einer instinktiven Kharemoughigeste hoch. Sie drückte ihre zum Abschied dagegen.
    »Leben Sie wohl, BZ. Mögen die Götter auf Sie herablächeln, wo immer Sie auch hingehen.«
    »Und auf Sie, Kommandant. Mögen Ihre zahllosen Enkel ihr Andenken immer in Ehren halten.«
    Sie sah zu dem fernen, dunklen Fenster, hinter dem Ngenet wartete und lächelte in sich hinein. Sie fragte sich, was ihre zahllosen Enkel am Tag der Wiederkehr zu seinen Enkeln sagen mochten.
    Gundhalinu zog seinen gesundenden Körper mühsam wieder in die Höhe und salutierte perfekt. Sie erwiderte ihn – der letzte Salut ihrer Karriere, das Lebewohl an ein Leben und eine ganze Galaxis.
    »Und vergessen Sie nicht, das Licht auszuschalten.« Er ging zu den anderen, wartenden Beamten hinüber, die bereits den Lift betreten hatten, den sie nur noch für ihn offenhielten. Sie wandte ihnen den Rücken zu, auch dem Lift, der sie wie ein offener Mund rief und sie eine Närrin nannte ... sie ging so rasch sie konnte, ohne zu laufen, zum nächstgelegenen Ausgang von den Docks.
     
    Sie fand Ngenet an der Tür, als sie das verlassene Auditorium betrat. Sie gesellte sich vor der Glaswand zu ihm und betrachtete das Landefeld mit dem einsamen Münzenschiff, das so alleine dort unten in der weiten Grube stand, wie sie hier oben. Miroe sprach mit leiser Stimme, lobte ihre Kompetenz, stellte belanglose Fragen. Seine Stimme war gedämpft, als wäre er Teilnehmer an einer religiösen Feier. Sie antwortete ihm abwesend und hörte kaum, was er oder sie selbst sagten.
    Das Schiff lag lange Zeit ruhig da – die Zeit wurde durch ihre Erwartungshaltung noch zusätzlich verlängert – und sie ließ ihn über Kopfhörer das letzte Einholen der Lastkräne und das Verladen der letzten Ausrüstungsteile mithören, während die Offiziere die letzten Überprüfungen durchführten.
    »Alles klar, Bürgerin PalaThion?«
    Jerusha erstarrte, als der Kapitän sich direkt an sie wandte. »Ja, ja. Alles klar, Kapitän.«
    »Sind Sie sicher, daß Sie bleiben wollen?«
    Miroe sah sie fragend an.
    Sie atmete tief durch, nickte ... und sagte fest: »Ja, ganz sicher, Kapitän. Aber danke für die Frage.«
    Am anderen Ende der Leitung waren noch einige Augenblicke lang Geräusche von der Brücke zu vernehmen, dann erstarb der Kommunikator. Sie stand lange still da, als wäre sie gerade Zeugin ihres eigenen Todes geworden, bevor sie das zerbrechliche Spinnennetz des Kopfsets abnahm.
    Unter ihnen umspielten die holographischen Lichter der Startsequenz den Rumpf des Schiffes und erloschen wieder, eine Warnung an alle. Sie sah hinunter, bis ihre Augen schmerzten, und suchten nach Anzeichen einer Bewegung.
    »Schau! Sie starten.«
    Nun sah auch sie die Bewegung, das Schiff erzitterte als die Schubfelder unter dem Gitterwerk des Raumhafens zu arbeiten begannen; das Schiff begann zu steigen. Ein dünnes Wimmern lag in der Luft. Es stieg höher und höher zu der Stelle, wo sich die schützende Kuppel des Raumhafens wie eine Blume geöffnet hatte, um das tiefschwarze, samtene Feld des schwarzen Sternenhimmels einzulassen. Es hob sich über die Kuppel in die Schwärze, wo es, viel weiter oben, zu den anderen Schiffen stoßen würde, wo der Flottenverband im Orbit wartete. Und dort würden die Fusionsantriebe sie zur Schwarzen Pforte tragen, sie würden sie passieren und niemals mehr in ihrem Leben zurückkehren.
    Über ihr wurde die Kuppel wieder geschlossen und dämpfte das Licht der Sterne.
    Jerushas Blick wanderte über die hell glühenden Gitter des Raumhafens, über ihre eigene Gestalt, die im Dunkeln stand, allein in dieser riesigen, menschenleeren und verlassenen Halle wie ein vergessenes Möbelstück.
Oh, Götter ...
Sie verbarg das Gesicht schwankend in den Händen.
    »Jerusha.« Miroe stützte sie sanft. »Ich verspreche dir, du wirst es nicht bedauern.«
    Sie nickte, preßte die Lippen aufeinander. »Schon gut. Wenn ich zu Atem gekommen bin, wird alles gut sein.« Sie senkte die Hand und öffnete den Reißverschluß ihrer Jacke. »Wie jedes Neugeborene.« Sie lächelte ihm unsicher zu. Er nährte ihr Lächeln mit seinem, langsam wurde es fester.
    »Du gehörst hierher, nach Tiamat. Das wußte ich schon, als wir uns zum erstenmal begegneten. Aber ich mußte warten, bis du es auch wußtest ... Ich glaubte schon, du würdest es nie
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