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Tiamat-Zyklus 1 - Die Schneekönigin

Titel: Tiamat-Zyklus 1 - Die Schneekönigin
Autoren: Joan D. Vinge
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dir mein williges Herz gehört, nur dir ganz allein, jetzt und in Ewigkeit.« Sie sprach die Worte des Schwurs trotzig aus, denn es waren die einzigen Worte, die ihre Notwendigkeit erfüllten, seine Notwendigkeit zu stillen.
    »Das Meer soll Zeuge sein ...« Er wiederholte die Worte langsam. Während er sprach, wurde seine Stimme sanfter, seine Stärke und sein Widerstand schmolzen dahin.
    »Funke ... der Tag dort draußen geht zu Ende, auch wenn er in Karbunkel niemals endet. Laß uns einen Platz für heute nacht suchen, wo du vergessen kannst, daß ich Königin bin, und ich auch ...« Sie betrachtete die Goodventures über ihre Schulter.
Aber was ist mit morgen?
»Morgen wird alles in die richtigen Bahnen gelenkt werden. Morgen werden wir uns vom Heute befreit haben, und am Tage danach ...« Sie strich ihr Haar aus den Augen und betrachtete wieder das dunkelnde Wasser, wo keine Spur mehr von dem Opfer zu sehen war, das sie dem Meer dargebracht hatten. Das Meer ruhte unberührt in seiner Gleichgültigkeit, ein unberührbarer Spiegel, das Gesicht universeller Wahrheit.
Das Heute endet niemals in Karbunkel ... wird das Morgen wirklich jemals kommen?
Sie blickte in die Zukunft, die sterbend unter den Wassern dieser Welt lag: eine Zukunft, die niemals kommen würde, wenn sie scheiterte, wenn sie strauchelte, wenn sie auch nur einen Augenblick lang Schwäche zeigte .. . Sie beugte sich nahe an sein Ohr und flüsterte aus tiefster Seele: »Fünkchen, ich habe solche Angst.«
    Er preßte sie fest an sich und antwortete nicht.
     

56
    Jerusha stand in dem feurigen Höllenschein des rot erleuchteten Landefeldes, direkt unter dem aufgespannten Schirm des Münzenschiffes. Es war das letzte Schiff, das die letzten ihrer Polizeioffiziere an Bord nahm – die letzten Außenweltler, die sich von Tiamat zurückzogen. Die Schiffe der Delegation hatten sich in der Hektik der vergangenen Tage bereits in den Orbit zurückgezogen, wo bereits andere Münzenschiffe warteten, die ganze Shuttle-Ladungen zäher Kaufleute und erschöpfter Ballbesucher an Bord genommen hatten.
    Sie ging die Inventarliste geduldig durch und überprüfte die Daten der Berichte und Aufzeichnungen, um sicherzustellen, daß nichts zurückblieb, daß nichts Wichtiges ungetan blieb. Es lag in ihrer Verantwortung, sicherzustellen, daß das alles ordentlich, ordnungsgemäß und gewissenhaft erledigt wurde. Sie hatte die Aufgabe, so gut sie konnte, erledigt. Sie hatte sichergestellt, daß ihre Männer keine Energieversorgung intakt, kein System angeschlossen und keine Steckdose verwendbar hinterließen. Das alles, während sie in einer seltsamen Doppelvision gesehen hatte, wie sie morgen versuchen würde, den entstandenen Schaden wieder in Ordnung zu bringen, den sie heute befohlen hatte.
    Bei den Göttern, ich werde es mir nicht leicht machen!
Sie wußte, daß sie damit eine Karriere beendete, die ihr viel bedeutet hatte, und einen Akt des Verrats beging. Sie würde nie mehr in der Lage sein, auf diesen Fundamenten ein neues Leben zu errichten, das einen Sinn hatte.
Nichts Lohnendes ist einfach zu haben.
Sie wandte den Blick von der Ladung verschiedener Güter ab, auch von den blauen Uniformen und Containern neben dem Eingang zum Münzenschiff an seinem ausgefahrenen Landebein. Das Schiff, die Docks, die pulsierende Komplexität des Raumhafens, waren fast wie ein lebender Organismus – und sie gab alles auf, was sie symbolisierten. Nicht in einem Jahr, einer Woche oder einem Tag – in weniger als einer Stunde würde all das hinter ihr liegen und sie zurücklassen. Sie gab alles auf ... für Karbunkel. Und bevor das letzte Sternenschiff den Raum um Tiamat verließ, würde es das hochfrequente Signal heruntersenden, das jeden winzigsten Mikroprozessor vernichtete, der die auf dem Planeten verbliebene Technik verwendungsunfähig machen würde. Alle Sammler technischer Güter hatten vergeblich gesammelt, Tiamat würde wieder den technologischen Stand Null erreichen. Plötzlich erinnerte sie sich wieder an den Anblick einer einsamen Windmühle auf Ngents Plantage.
Nicht ganz Null.
Sie erinnerte sich, daß sie überhaupt keinen Grund gesehen hatte, was für eine Verwendung er für so ein Ding haben könnte.
Niemand ist so blind wie die, die nicht sehen wollen.
Plötzlich lächelte sie.
    »Kommandant?«
    Sie richtete den Blick wieder auf ihre nähere Umgebung, 'erwartete jemanden mit einer Frage, einer Bitte. »Ja, ich ... Gundhalinu!« Er salutierte. Sein Grinsen betonte
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