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Thursday Next 02 - In einem anderen Buch

Thursday Next 02 - In einem anderen Buch

Titel: Thursday Next 02 - In einem anderen Buch
Autoren: Jasper Fforde
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fast schon von selbst. Vor allem Bibliotheken und private Sicherheitsunternehmen boten mir Positionen als »Aktiver Teilhaber«, »Sicherheitsberater« und dergleichen an. Der netteste Brief kam von der hiesigen Bibliothek, die mich bat, vor den Senioren von Swindon zu lesen.
    SpecOps dagegen, die Behörde, der ich mein ganzes erwachsenes Leben gewidmet habe, machte sich nicht mal die Mühe, über eine etwaige Beförderung mit mir zu reden, geschweige denn, tatsächlich etwas zu unternehmen. Wenn es nach denen ging, konnte ich SO-27 bleiben, bis ich schimmelig wurde.
    »Post für dich«, rief Landen und kippte einen Stapel Briefe auf den Küchentisch. Wie immer in letzter Zeit war der größte Teil Fan-Post. Ich nahm aufs Geratewohl einen Umschlag und schlitzte ihn auf.
    »Muss ich eifersüchtig werden?« fragte Landen.
    »Ich würde die Nummer des Scheidungsanwalts noch eine Weile behalten«, sagte ich. »Das ist wieder so einer, der ein Stück Unterwäsche von mir will.«
    »Ich kann ihm ja was von mir schicken«, knurrte Landen.
    »Was ist in dem Päckchen?« fragte ich.
    »Ein verspätetes Hochzeitsgeschenk. Es ist wohl ein -« Er sah das gestrickte Teil misstrauisch an. »- ein Ding. Oder besser: ein Dingens.«
    »Gut«, sagte ich. »So eins hab ich schon immer gewollt.«
    Landen war Schriftsteller. Kennen gelernt hatte ich ihn auf der Krim. Er war ein Kamerad meines Bruders gewesen und hatte ein Bein bei den Kämpfen verloren. Aber ebenso wie ich war er lebendig zurückgekommen. Mein Bruder dagegen war immer noch auf der Krim und bereitete sich in einem Grab auf einem Soldatenfriedhof in der Nähe von Sebastopol auf die Ewigkeit vor.
    Während sich Landen bemühte, meinem Dodo Pickwick das Stehen auf einem Bein beizubringen, las ich ihm einen weiteren Brief vor:
    »Liebe Miss Next, ich bin eine Ihrer größten Bewunderinnen. Ich finde, Sie sollten wissen, dass David Copperfield keineswegs der sanftäugige Unschuldsknabe war, als der er immer dargestellt wird. Er hat vielmehr Dora Spenlow, seine erste Frau, umgebracht, um Agnes Wickfield zu heiraten. Ich möchte deshalb eine Exhumierung von Miss Spenlow anregen, deren sterbliche Überreste unbedingt auf Botulismus und/oder Arsen untersucht werden müssen. Und wo wir schon einmal dabei sind: Wissen Sie vielleicht, warum Homer zwischen der
Ilias
und der
Odyssee
seine Ansicht über Hunde so deutlich geändert hat? Hat ihm vielleicht in der Zwischenzeit jemand einen Welpen geschenkt? Finden Sie den
Ulysses
von Joyce eigentlich auch so langweilig wie ich? Und ist Ihnen auch schon aufgefallen, dass in Hemingways Romanen keine Gerüche vorkommen?«
    »Ach, herrje«, sagte Landen. »Jetzt musst du wohl als literarisches Auskunftsbüro herhalten und allen Leute ihre Lieblingsbücher erklären?« Er stand auf, streichelte mich am Hals und flüsterte: »Könntest du dann bitte auch gleich dafür sorgen, dass Tess freigesprochen wird und Max De-Winter dafür verurteilt?«
    »Jetzt fang du nicht auch noch an!« Ich küsste ihn zärtlich, nahm das Marshmallow aus seiner Hand und steckte es mir in den Mund - sehr zu Pickwicks Empörung.
    Landen griff in das Marshmallow-Glas und versuchte es weiter: »Na, los, Pickwick! Hoch das Bein, hoch!«
    Aber Pickwick starrte immer bloß das Marshmallow an, das Landen in seiner Hand hielt. Tricks interessierten ihn nicht.
    Ich trank meinen Kaffee aus und zog mein Jackett an.
    Landen begleitete mich an die Tür. »Schönen Tag«, sagte er. »Sei nett zu den anderen Kindern. Kein Kratzen und Beißen.«
    »Gut. Ich werd mich benehmen.« Ich schlang meine Arme um seinen Hals und küsste ihn auf den Mund, bis ich aufhören musste, weil meine Knie weich wurden. »Ach, und übrigens, Landen: Vergiss nicht, dass heute Mycrofts Party ist.«
    »Natürlich nicht.«
     
    Es war Spätherbst oder Frühwinter, so genau konnte man das nicht unterscheiden. Das Wetter war windstill und trocken; die braunen Blätter hingen noch an den Bäumen, und an manchen Tagen war es geradezu warm. Es hätte auch
richtig
kalt werden müssen, ehe ich das Dach meines Porsche zugeklappt hätte.
    Auch heute fuhr ich also mit dem Wind in den Haaren zum SpecOps-Hauptquartier und ließ Radio Wessex 3 aus den Lautsprechern plärren. In wenigen Wochen standen uns Wahlen bevor, und die Käsesteuern waren plötzlich zum Thema geworden. Die Nachrichten waren voll davon. Außerdem ließ die Goliath-Corporation verlauten, sie sei zum zehnten Mal hintereinander »Beliebtester Konzern
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