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Throne of Glass – Die Erwählte

Throne of Glass – Die Erwählte

Titel: Throne of Glass – Die Erwählte
Autoren: Sarah Maas
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Sie lächelte nicht, denn sie wusste, dass sie sich damit einem Gefühl von Hoffnung geöffnet hätte, das lange begraben gewesen war. Trotzdem hätte sie den Prinzen am liebsten gepackt und mit ihm getanzt. Sie versuchte, an Musik zu denken, sich an eine feierliche Melodie zu erinnern, aber ihr kam nur eine einzige Zeile aus den traurigen Arbeitsliedern der Eyllwe in den Sinn, tief und langsam wie aus einem Krug gegossener Honig: »Und fahr endlich heim …«
    Sie registrierte nicht einmal, dass Captain Westfall sie fortführte und sie wieder einen Flur nach dem anderen entlangliefen.
    Ja, sie würde fahren – nach Rifthold, wohin auch immer, sogar durch die Tore von Wyrd und in die Hölle selbst, wenn das Freiheit verhieß.
    Schließlich bist du nicht umsonst Adarlans Assassinin .

4
    A ls Celaena sich nach dem Treffen im Thronsaal schließlich völlig erledigt auf ein Bett fallen ließ, konnte sie trotz der Erschöpfung, die sie in jeder Faser ihres Körpers spürte, nicht einschlafen. Die Wunden auf ihrem Rücken pochten, nachdem sie von unsensiblen Dienerinnen in gröbster Weise gewaschen worden war, und ihr Gesicht fühlte sich an, als hätte man es bis auf die Knochen abgeschrubbt. Sie drehte sich auf die Seite, um die Schmerzen an ihrem verbundenen Rücken zu lindern, fuhr mit der Hand die Matratze entlang und genoss die Bewegungsfreiheit. Chaol hatte ihr die Ketten abgenommen, bevor sie ins Bad gebracht worden war. Sie hatte alles überdeutlich wahrgenommen – wie der Schlüssel sich im Schloss ihrer Handeisen drehte, wie die Eisen sich lösten und zu Boden fielen. Noch immer konnte sie die Kette geisterhaft knapp über ihrer Haut schweben sehen. Sie blickte zur Decke, ließ ihre wund gescheuerten, brennenden Gelenke kreisen und stieß einen zufriedenen Seufzer aus.
    Es war so ungewohnt, auf einer Matratze zu liegen, Seide auf ihrer Haut zu spüren und die Wange auf ein Kissen zu betten. Sie hatte auch vergessen, wie Essen schmeckte, mit Ausnahme von matschigen Haferflocken und hartem Brot, und was ein sauberer Körper und saubere Kleidung aus einem Menschen machen konnten. Das alles war ihr vollkommen fremd geworden.
    Dabei war ihr Abendessen gar nicht mal so großartig gewesen. Das Brathähnchen hatte sie nicht besonders gefunden, und dann war sie nach wenigen Bissen auch noch ins Badezimmer gestürzt, um ihren Mageninhalt zu entleeren. Dabei wollte sie essen , alles in sich hineinstopfen, um am Ende die Hand auf ein gewölbtes Bäuchlein zu legen und sich zu wünschen, niemals einen Bissen angerührt zu haben, zu schwören, niemals wieder etwas zu sich zu nehmen. In Rifthold würde sie gut essen, oder? Und, was wichtiger war, ihr Magen würde sich daran gewöhnen.
    In den Minen war sie immer dünner geworden, bis fast nichts mehr von ihr übrig war. Unter ihrem Nachthemd stachen die Rippen heraus; wo Fleisch sein sollte, sah man Knochen. Und ihre Brüste! Sie hatten einmal eine schöne Form gehabt und waren jetzt nicht mehr größer als zu Beginn der Pubertät. Ihr saß ein Kloß im Hals, den sie sofort hinunterschluckte. Die Matratze war so weich, dass sie darin zu ersticken glaubte, und sie drehte sich trotz der Schmerzen wieder auf den Rücken.
    Ihr Gesicht hatte nicht viel besser ausgesehen, als sie im Badezimmerspiegel einen kurzen Blick darauf geworfen hatte. Es war ausgezehrt: Ihre Wangenknochen waren spitz, ihr Kiefer stand vor und ihre Augen waren zwar nur leicht, aber doch in beunruhigender Weise eingesunken. Langsam atmete sie ein und genoss die aufkeimende Hoffnung. Sie würde essen. Viel essen. Und trainieren. Sie könnte wieder gesund werden. Mit Fantasien von unglaublichen Festmählern und der Wiederherstellung ihres früheren Ruhms schlief sie schließlich ein.
    ~
    Als Chaol sie am nächsten Morgen holen kam, fand er sie in eine Decke gewickelt auf dem Fußboden. »Sardothien«, sagte er. Sienuschelte etwas und grub das Gesicht tiefer ins Kissen. »Warum schlaft Ihr auf dem Boden?« Sie öffnete ein Auge. Natürlich sagte er nichts dazu, wie verändert sie nun, da sie sauber war, aussah.
    Sie stand einfach auf, machte sich nicht die Mühe, sich hinter der Decke zu verstecken. Die vielen Meter Stoff, die man Nachthemd nannte, bedeckten sie ausreichend. »Das Bett war unbequem«, sagte sie einfach und vergaß den Captain, sobald sie das Sonnenlicht erblickte.
    Reines, frisches, warmes Sonnenlicht. Sonnenlicht, an dem sie sich Tag für Tag würde wärmen können, sobald sie frei wäre.
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